Mit 82 Jahren noch im Einsatz Traditionsreiches Flugzeug aus Dessau: "Tante Ju" soll auch die kommenden Jahrzehnte fliegen

Dessau/Hamburg - Das Interesse für dieses Luftfahrzeug ist in Dessau-Roßlau immer groß, die Vorfreude auf den Besuch der „Tante Ju“ bei Hugo-Junkers-Flugplatzfest 2017 war umso größer. Und ganz lang waren die Gesichter, als der kurzfristig ausfiel.
Wegen eines Motorschadens. Dabei hatte die dreimotorige Ju 52 doch am 6. April gerade eine Generalsanierung mit dem symbolischen Rollout vom Hangar der Lufthansa-Basis Hamburg abgeschlossen.
Was war passiert und vor allem, wie geht es dem berühmten Oldtimer derzeit? „Alles normal“, kann Wolfgang Servay Entwarnung geben. Das historische Flugzeug ist seit Oktober wieder zur regulären „Winterliegezeit“ im Hamburger Hangar einquartiert, wird während der Pause gehegt und gepflegt, sagt der Pressesprecher der Lufthansa Berlin-Stiftung.
In der Flugsaison unterliegt das Luftschiff einem strengen Kontrollintervall. Nach je 60 Flugstunden stehen größere Wartungen im Plan.
„Insgesamt hatte unsere Ju52 im vergangenen Jahr etwa 5.000 Passagiere an Bord genommen“
Dass die Dessauer ihre seit Ewigkeiten so liebevoll genannte „Tante Ju“ lange vermissen musste, geht auf unglückliche Überschneidungen zurück. Die Ju 52 mit der historischen Kennung D-AQUI hatte laut Servay 2017 ihre reguläre Flugsaison zwischen Sylt und Salzburg wieder aufgenommen.
„Insgesamt hatte unsere Ju52 im vergangenen Jahr etwa 5.000 Passagiere bei Rundflügen an Bord genommen“, hat Servay in den Buchungslisten geblättert. Zu den Abflughäfen gehören im Norden neben dem Heimatflughafen Hamburg auch Bremen im Westen oder Heringsdorf auf Usedom im Osten. Im Süden findet die „Grande Dame“ der Luftfahrt in Memmingen oder Straubing Freunde und Bewunderer.
Die Flugsaison 2017 beendete eine lange Durststrecke für die Ju52-Fans. Denn 2016 war das sonore Brummen der D-AQUI gar nicht zu hören und der entspannt am Himmel seine Kreise ziehende Oldtimer im Wellblechmantel nicht zu sehen.
2015 erhielt die Ju52 in Hamburg eine Generalsanierung
Da lief die Generalsanierung in Hamburg. Nach der Saison 2015, in der die Ju52 als erstes Passagierflugzeug der Welt offiziell als „fliegendes Denkmal“ beklatscht wurde, hatten sich Schäden am Mittelholm offenbart, was nach einer längeren Zwangspause verlangte. Bei der Reparatur im Mittelflügel, der den Rumpf trägt und an dem beide Tragflächen befestigt sind, fielen den Technikern weitere Schäden an Ober- und Unterholmen ins Auge.
Diese historischen Bauteile gemäß Junkers-Reparatur-Handbuch zu ersetzen, forderte die Mechaniker der Neuzeit heraus. Aber die Lufthansa-Basis in Hamburg ist als zertifizierter Wartungsbetrieb auch für historische Verkehrsflugzeuge mit dem erforderlichen Know-how ausgestattet. Da die „Tante“ ohnehin schon lange pausierte, wurden bei der Generalsanierung zugleich noch die Holme unter den Tragflächen erneuert.
1936 war die Tante Ju erstmals aus der Montagehalle der Junkers-Werke in Dessau gerollt
„Die Ju 52 ist für uns alle - vom Mechaniker, Piloten und Bodenpersonal - ein absoluter Sympathieträger, viele ehrenamtliche Kräfte stecken Wissen und Leidenschaft in diesen Oldtimer“, weiß Servay.
Und dieser innere Antrieb trug dazu bei, dass nach Überprüfung durch das Luftfahrtbundesamt der Rollout am 6. April 2017 erfolgte. Am 6. April 1936 nämlich war die Tante Ju erstmals aus der Montagehalle der Junkers-Werke in Dessau gerollt. „Dieser Termin war schon unser Wunsch.“
Die Ju 52 ist schon heute legendär, weil sie mit ihren 82 Jahren noch fliegt
Nach dieser „Wiedergeburt“ stand für die Ju und ihre Piloten ein umfangreiches Flugtraining in Paderborn im Plan. Danach knurrte der Motor an einer Stelle. „Die Reparatur hat nur zwei oder drei Tage gedauert - aber die fielen genau ins Dessauer Flugplatzfest. Leider“, bedauert Servay.
Die Lufthansa Berlin-Stiftung hat mit ihrem Oldtimer noch viel vor. Die Ju 52 ist schon heute legendär, weil sie mit ihren 82 Jahren noch fliegt. Etwa 2036 auch noch? Als Hundertjährige? „Das ist der Plan“, heißt es dazu stolz in Hamburg. (mz)