Tierpark Dessau Tierpark Dessau: Zwei Nandus von Hand aufgezogen

Dessau - Große Freude im Tierpark Dessau: Elf Jahre, nachdem es den letzten Nachwuchs bei den Nandus gab, sind wieder zwei Junge geschlüpft.
Nandus sind in Südamerika beheimatet, dort die größten Vögel, allerdings flugunfähig. Und wie 2005 werden sie in Dessau von Hand aufgezogen. „Damals waren sie im Tierpark verblieben“, erzählt Tierpflegerin Ulrike Wienhold, „diesmal sind sie bei mir.“
In Mildensee sind im letzten Vierteljahr somit aus den anfangs 100 Gramm schweren Tieren bis zu drei Kilogramm schwere und 70 Zentimeter große Tiere geworden. Einfach war das aber nicht, sagt Wienhold.
Seit 1979 arbeitet sie im Dessauer Tierpark, ist im Bereich der Reptilien und Affen tätig. Doch auch schon 2005 war sie bei der Aufzucht der Jungen mit dabei, weshalb es für sie kein Überlegen gab, als gefragt wurde, wer die Handaufzucht übernehmen könne.
Neue Henne seit Januar im Tierpark
Erst im Januar, so Tierpark-Chefin Christine Kilz, ist eine neue Nandu-Henne in den Tierpark Dessau gekommen. Das alte Weibchen war verstorben.
Als die neue Henne nun Eier legte, erklärt Tierparkchefin Christine Kilz, „waren wir gespannt, ob sie befruchtet sind.“ Da der Hahn aber sehr zeitig das Nest mit den Eiern verlassen hatte, wurden fünf Eier in den Brutapparat gelegt.
Drei Eier waren befruchtet, doch eines der Tiere hatte nach dem Schlüpfen keine Überlebenschance, bedauert Wienhold. Doch sie freut sich zugleich über die beiden Weibchen.
Nicht nur, weil erstmals seit langem wieder Nachwuchs bei den Nandus da ist, sondern auch, weil sie im Tierpark bleiben können. „Bei mehreren männlichen Tieren auf der Anlage gäbe es Zoff“, sagt Tierpark-Chefin Kilz, warum ein Verbleib in diesem Fall nicht möglich wäre.
Ulrike Wienhold musste die Rolle des Hahns übernehmen
In der ersten Lebenswoche der beiden Nandus war Ulrike Wienhold von der Arbeit freigestellt. „Das ist die intensivste Zeit“, erzählt sie, denn sie musste die Rolle des Nandu-Hahns übernehmen, der normalerweise seinem Nachwuchs alles beibringt, also auch zeigt, was gefressen werden kann. Am ersten Tag aber tat sich da nichts.
Ab dem zweiten Tag begann Wienhold aufzuatmen. Trotzdem: „Nandus fressen alles, was ihnen vor den Schnabel kommt“, sagt sie, dass deshalb höchste Obacht nötig ist und der Stall mit weißen Laken ausgelegt worden war.
Denn nicht alles ist bekömmlich. Deshalb hat Wienhold etwa Chinakohl und Salatherzen ganz klein geschnitten oder Kräuter wie Löwenzahn aus dem Garten. Trotz aller Vorsicht wurde eines der Tiere krank.
Vermutlich hatte es einen Infekt und daher 14 Tage kaum gefressen. Weshalb es dann Vitaminpräparate bekam und Möhren-Baby-Brei.
„Ich habe jeden Tag fünf bis sechs Spritzen damit aufgezogen und dem Tier eingeflößt.“ Die Mühe hat sich gelohnt. In der freien Natur hingegen hätte das Weibchen keine Chance gehabt. Jetzt ist es zwar 20 Zentimeter kleiner als das andere, „doch das holt es wieder auf“, ist sich die Tierpflegerin sicher.
Ausgewachsen wiegen die Tiere bis 25 Kilogramm und erreichen eine Scheitelhöhe bis 1,50 Meter.
Unterstützug aus der eigenen Familie
Ohne die Unterstützung ihres Sohnes und ihres Lebensgefährten, sagt Wienhold, hätte sie das alles aber nicht schaffen können. Und am liebsten, verrät sie, würde sie die Tiere bei sich behalten, denn so sehr hat sie sie mittlerweile ins Herz geschlossen. „Das geht natürlich nicht.
Denn sie brauchen ganz andere Haltungsbedingungen.“ Also genießt die 46-Jährige die Spaziergänge mit den Tieren zum Wall, wo die Nandu-Kinder gelernt haben, Insekten zu fangen.
Und wenn sie Ende September im Tierpark sind, wird sich Wienhold weiter um die Tiere kümmern. Dann aber müssen sie langsam auch die anderen Tierpfleger kennenlernen. Und auf die gemeinsame Anlage mit den Elterntieren kommen die Jungen erst, wenn sie ausgewachsen sind - im kommenden Jahr. (mz)