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"Tante Ju"  "Tante Ju" kommt zurück: Lufthansa hat historisches Flugzeug restauriert

Von Lisa Garn 11.04.2017, 11:05
Im Hangar auf der Lufthansa-Basis in Hamburg wurde die Ju52 repariert und generalüberholt. Sie ist das Herzstück der historischen Flotte der Stiftung. Seit 2015 musste die Tante Ju eine Zwangspause einlegen.
Im Hangar auf der Lufthansa-Basis in Hamburg wurde die Ju52 repariert und generalüberholt. Sie ist das Herzstück der historischen Flotte der Stiftung. Seit 2015 musste die Tante Ju eine Zwangspause einlegen. Lufthansa-Stiftung

Dessau - Ihr markantes Knattern in der Luft ist bald wieder in Dessau zu hören: Die alte Tante Ju kann wieder fliegen. Nach eineinhalb Jahren aufwendiger Reparatur in einem Hamburger Hangar ist das historische Flugzeug Ju 52 wieder bereit für neue Rundflüge.

Erwartet wird sie schon beim Flugplatzfest Anfang Juni in Dessau. Die Plätze für die Flüge sind ausverkauft, lange Wartelisten inklusive. Wegen eines Schadens hatte das Traditionsflugzeug aus den Dessauer Junkers-Werken seit September 2015 nicht mehr abheben können.

Flugzeug wird zum Hugo-Junkers-Fest erwartet

Über eine Million Euro war in die Sanierung geflossen, rund 400 000 Euro gab der Bund über Denkmalschutzmittel.

Vergangenen Freitag nun hat Tante Ju, wie die Maschine vom Typ Junkers Ju 52 liebevoll genannt wird, ihren Hangar bei einem symbolischen „Rollout“ verlassen. Die Saison vor zwei Jahren musste die Grande Dame der Luftfahrt abbrechen, nachdem der für die Statik wichtige Mittelholm gebrochen war.

In der Zwangspause hatte die Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS), der Flugzeug gehört, nicht nur den Schaden reparieren lassen, sondern auch drei der acht Holme in den Tragflächen erneuert.

„Es war eine schwere, aber richtige Entscheidung, auf die Flugsaison 2016 zu verzichten und unserem besten Stück eine Generalüberholung zu verpassen“, hatte während der Restaurierung der DLBS-Vorstandsvorsitzende Werner Knorr erklärt. Die Ju 52 ist das Herzstück der historischen Flotte der Stiftung.

Ju 52 musste repariert werden

Doch die Reparatur war nicht einfach. Nicht nur, weil Ingenieure, Mechaniker und Elektroniker fast alle Ersatzteile und auch Werkzeuge neu fertigen mussten. „Den Austausch der Holme hatte Hugo Junkers in den 30er Jahren nicht dokumentiert.

Im Gegensatz zu allen anderen Vorgaben in den Handbüchern, nach denen heute noch gearbeitet wird“, teilt die Stiftung mit. Damals ahnte wohl niemand, dass die Maschine über 80 Jahre alt werden würde.

Über 80 Jahre alte Maschine kann wieder fliegen

Auch große Teile der markanten Wellblechhaut, die in Wahrheit schon immer aus Aluminium bestand, sind ersetzt worden. „Unsere Tante Ju ist in einem besseren Zustand als je zuvor“, so Knorr. „Sie ist jetzt so fit, sie wird auch ihren 100. Geburtstag noch fliegend erreichen.“

Die dreimotorige Maschine mit ihrem charakteristischen Wellblechrumpf wurde bei den Junkers-Werken in Dessau gebaut und hob am 6. April 1936 erstmals ab. Tante Ju zählt zu den ältesten noch fliegenden Passagiermaschinen der Welt, in den 1930er-Jahren war der Flugzeug-Typ einer der meistgeflogenen Verkehrsflugzeuge.

Zunächst an die Lufthansa ausgeliefert, wurde sie bald nach Norwegen verkauft. Ein Lufthansa-Pilot hatte die Maschine Ende der 60er in desolatem Zustand auf einem Flugfeld in den USA entdeckt. 1984 kaufte sie die Lufthansa und ließ sie instand setzen. Eigentlich sollte die Ju 52 nur noch ein paar Jahre fliegen und danach ins Museum.

„Tante Ju“ hatte mehr als 200.000 Passagiere

Aber das Interesse an dem fliegenden Oldtimer war groß, zumal es nur noch wenige flugfähige gibt. Seit der Restaurierung hatte die alte Dame mehr als 200.000 Passagiere. Und 2015 bekam sie einen besonderen Schutz: Laut Lufthansa-Stiftung wurde die Ju52 als erstes Passagierflugzeug der Welt als fliegendes Denkmal anerkannt.

Zum ersten Mal wieder in der Geburtsstadt Dessau gelandet war Tante Ju am 6. März 1990. Vier Jahre später, als der Flugplatz mit einer befestigten Start- und Landebahn wieder eröffnet wurde, flog sie in Formation mit drei weiteren Flugzeugen aus der Schweiz.

Historisches Flugzeug kehrt nach Dessau zurück

Ein Moment, der gestandenen Männern „die Tränen in die Augen“ trieb, erinnert sich Peter-Christian Klein, Flugleiter am Dessauer Flugplatz. Ehemalige Mitarbeiter der Junkers-Werke - auch wenn heute nur noch wenige leben - ,deren Kinder und Enkel seien dem Namen Junkers und seiner Flugzeuge besonders verbunden, sagt Klein.

Aber auch die Dessauer insgesamt identifizieren sich mit der Maschine, die auf bedeutenden Erfindergeist in der Stadt verweist. „Letztes Jahr waren einige enttäuscht, dass die Ju 52 nicht kam“, sagt Klein. „Es hat zwar zu keinem Einbruch bei den Besucherzahlen geführt, aber die alte Dame ist für Dessau eben ein Highlight. Und das soll sie auch bleiben.

Wir freuen uns sehr, dass sie kommt.“ Schon kurz nach dem Anmeldestart Ende 2016 waren die Listen für die Rundflüge voll. 240 Plätze gibt es, 360 hatten sich angemeldet.

Und auch eine andere Legende könnte erstmals in Dessau landen: die F13. Ein Flugzeug, das in den Dessauer Junkers-Werken entwickelt wurde und 1919 das erste Mal abgehoben war.

Erstes Ganzmetallflugzeug F13 könnte in Dessau landen

Das erste Ganzmetallflugzeug der Welt spielte eine Pionierrolle bei der Entwicklung des kommerziellen Luftverkehrs. Der Kölner Unternehmer Dieter Morszeck, Chef des Kofferherstellers Rimowa, hat die F13 sieben Jahre lang nachbauen lassen und im September 2016 das erste Mal geflogen.

Der Unternehmer ist zum Flugplatzfest eingeladen, die Gespräche mit ihm laufen noch. Weltweit gibt es heute nur fünf weitere Exemplare der F13, im Dessauer Technikmuseum steht ein nachgebautes - flugfähig ist davon keines. (mz)

Junkers Ju52 im Jahr 1932.
Junkers Ju52 im Jahr 1932.
Archiv/Lufthansa