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SV Dessau 05 SV Dessau 05: Carlos Alberto Fernando, ein Sympathieträger aus Benin

Von Werner Michaelis 07.10.2016, 14:26
Carlos Alberto Fernando - hier nach seinem Hattrick gegen Piesteritz - ist beim SV Dessau 05 angekommen.
Carlos Alberto Fernando - hier nach seinem Hattrick gegen Piesteritz - ist beim SV Dessau 05 angekommen. Bösener

Dessau - Am kommenden Wochenende ruht in der Verbandsliga der Punktspielbetrieb. Fußball gespielt wird aber trotzdem. Im Fokus dabei steht am Freitag, Sonnabend und am Sonntag das Achtelfinale im Landespokal.

Dies geschieht allerdings ohne Beteiligung des Verbandsligadritten SV Dessau 05. Das Schillerparkteam musste in der zweiten Hauptrunde - nach der 0:1-Niederlage gegen den Oberligisten SV Merseburg 99 - die Segel streichen.

Statt Fußball zu spielen, dürfen die 05er entspannen, denn Cheftrainer Marcus Jeckel gibt seinen Schützlingen, nach dem Donnerstagtraining bis zum Montagabend, frei. „Mal ein paar Tage abschalten, ist auch nicht verkehrt“, weiß Coach Jeckel.

Dreimal die Woche von Köthen nach Dessau

Einer, der sich auf die freien Tage nicht ganz so freut, ist Carlos Alberto Fernando. Momentan ist für den 19-Jährigen aus dem afrikanischen Benin der Fußball und der Kontakt mit seinen Mannschaftskameraden die einzige Abwechslung.

„Ich freue mich total auf jede Trainingseinheit und noch mehr auf das Match am Wochenende“, gibt Carlos - wie er von allen genannt wird - freimütig zu.

Die 05-Neuverpflichtung wohnt in Köthen und reist mit dem Zug nach Dessau. Vom Bahnhof aus fährt er dann mit dem Fahrrad ins Paul-Greifzu-Stadion, um am Training teilzunehmen. „Und das dreimal in der Woche , plus dem Spiel am Wochenende“, lobt Jeckel die selbstlose Einsatzbereitschaft vom stets bescheidenen und sehr ruhigen Angreifer.

Leichtfüßig mit enormen Antritt

Auf dem Platz ist der Stürmer allerdings nicht so gelassen. Mit seiner Leichtfüßigkeit und einem enormen Antritt beunruhigt er die gegnerischen Abwehrreihen.

Mit bislang vier Treffern führt Carlos Fernando die Torschützenliste der 05er an.

Woher kommt diese Fußballleidenschaft? „Ich denke mal von meinem Vater“, erklärte Carlos Alberto Fernando, „er war Nationalspieler. Leider ist er im Alter von 37 Jahren gestorben und ich war erst drei Jahre alt.“

„Wir sind froh, dass Carlos jetzt bei uns ist“

Wie kommt ein heute 19-Jähriger - dessen Mutter und die Schwestern Claudia und Georgia (die dritte Schwester Carole ist in Paris) noch im Benin leben - überhaupt nach Europa?

Im September 2013, er war gerade mal sechzehn Jahre alt, ging es für Carlos Alberto Fernando vom Benin in die Türkei, nach Istanbul und zwei Jahre später nach Köthen in Deutschland. Dort schloss er sich dem CFC Germania an und blieb ein halbes Jahr beim Landesklasse-Vertreter.

Im Juni 2016 absolvierte er beim SV Dessau 05 ein Probetraining. „Den Tipp habe ich von Marcel Osoria, einem Mannschaftskollegen aus Thalheimer Zeiten, bekommen. Wir sind froh, dass Carlos jetzt bei uns ist“, betonte Marcus Jeckel.

Die große Liebe in Amsterdam

Und was macht der Stürmer, wenn er keinen Fußball spielt? „Ich lerne intensiv eure Sprache und nehme dreimal in der Woche an einem Deutschkurs teil“, erklärt der sympathische und bei seinen Mannschaftskollegen beliebte Fernando, der auch einmal gern ein Bier trinkt, aber Nikotin verpönt.

Und noch eine Leidenschaft hat er: „Ich bin im ständigen Kontakt mit meiner Freundin, die aber in Amsterdam lebt.“

Und was will er sportlich noch erreichen? „Ich freue mich hier zu sein und will ein fester Bestandteil im Team werden. Vor allem aber noch viele, viele Tore erzielen“, das wünscht sich der 19-Jährige. Der SV Dessau 05 wird ihn dabei nach Kräften unterstützen. (mz)

Benin ist ein Staat in Westafrika. Im Westen grenzt er an Togo, im Norden an Burkina Faso und Niger, im Osten an Nigeria. Im Süden bildet der Golf von Guinea, genauer die Bucht von Benin die Landesgrenze.

2013 lebten rund 10,3 Millionen Einwohner in Benin. Alleinige Amtssprache ist seit Kolonialzeit Französisch. Daneben werden noch 53 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen. Die größten Stadt ist Cotonou mit rund 779314 Einwohner. Der vorherrschende Vegetationstyp ist die Savanne.

Die Analphabetenrate betrug im März 2005 in der Altersgruppe über 15 Jahren rund 60 % (bei Frauen sogar 75 %). Die Lebenserwartung beträgt 61,8 Jahre. (mz/jl)