Suche nach neuem Standort Suche nach neuem Standort: Wann geht es für das Dessauer DDR-Museum weiter?

Dessau - Wenn er an den August 2020 denkt, dann ist Thomas Kluge noch immer schlecht. Gerade mal vier Wochen sollte er Zeit haben, seine sieben Sachen zu packen - die in Wirklichkeit 35.000, vielleicht auch viel mehr, waren. Denn das Grundstück, auf dem er ein „DDR-Museum“ in mehreren Gebäuden eingerichtet hatte, ist verkauft worden.
Am Ende hatte er sich mit dem neuen Eigentümer einigen können und doch mehr Zeit bekommen, alles zu räumen, blickt er zurück. Doch lange war die bange Frage: Wohin mit dem Sammelsurium?
Dass er nicht alles würde mitnehmen können, war Kluge klar, weshalb er zu Flohmärkten eingeladen hatte. „Bei jedem Teil“, gibt der Sammler zu, „hat mir das Herz geblutet.“ Möbel der 60er und 70er Jahre waren gefragt, Bilder von Erich Honecker und DDR-Fahnen gingen weg wie warme Semmeln und viele andere Dinge, die die Menschen an ihr früheres Leben im sozialistischen Vaterland erinnert hatten.
Die alten Hallen des DDR-Museums sind geräumt und leer gefegt
Doch nicht nur Dessau-Roßlauer waren da und haben bei Kluge gestöbert, auch Schnäppchenjäger aus Berlin, Braunschweig und Hannover. „Manche haben sich erst im Nachhinein als Händler geoutet“, erzählt er.
Doch nun ist das Kapitel beendet. Die alten Hallen sind geräumt und leer gefegt. Mit Hilfe von zahlreichen Helfern haben er und die Mitstreiter des Nostalgie-Vereins die übrig gebliebenen Möbel, Fahrzeuge und die in rund 300 Kartons verpackten Schätze in neue Unterkünfte gebracht. Die zu finden, das war sehr schwer, gibt er zu.
Lothar Bebber von den Oldtimerfreunden „hatte sich schwer für uns eingesetzt“, sagt der Dessauer. Bald zeichnete sich ein Hoffnungsschimmer ab, denn Bebber wollte gerne die Stadt mit in die Verantwortung nehmen. Denn die müsste doch ein Interesse daran haben, Kluges Sammlung zu erhalten, auf dass diese weiterhin öffentlich gezeigt werden kann.
Vom Angebot der Stadt, „waren wir sehr angetan“, erklärt Kluge
Zweimal im Jahr - am 1. Mai und 3. Oktober - hatten Kluge und sein Verein eingeladen, gab es in der Kornhausstraße ein großes Fest, das auch immer die Oldtimerfreunde mit ihren Fahrzeugen angesteuert hatten. „Uns wurde die Junkers-Rundbogenhalle auf dem ehemaligen Junkalor-Gelände angeboten“, sagt Kluge, um dort „gemeinsam mit den Oldtimerfreunden einen kulturellen Anlaufpunkt für Dessau zu schaffen.“
Vom Angebot der Stadt, „waren wir sehr angetan“, erklärt Kluge. Doch aus seiner Sicht sei es nicht möglich, „das Projekt auch nur ansatzweise zu stemmen“. Baulich und finanziell „wäre das der absolute Wahnsinn gewesen“. Innerhalb von wenigen Monaten etwas auf die Beine zu stellen, sei eine Illusion. Etliche Hunderttausend Euro wären vonnöten. Der Verein hat kaum Geld. Dass alles über Spenden eingetrieben werden könne, daran glaubt Kluge nicht.
In Bernd Kirchner, Chef der Firma Goldbach Kirchner Raumconcepte, hat der DDR-Museums-Chef einen Unterstützer gefunden, nachdem er bei zahlreichen Firmen Klinken putzen war.
Nicht nur auf dem Firmengelände, auch in Garagen in Mosigkau ist die Sammlung erst einmal sicher verstaut
Für eine sehr faire Miete, wie Kluge sagt, konnte er einen Großteil der Sammlung unterstellen. „Wir sind sehr dankbar“, sagt er. Eine endgültige Lösung sei das aber noch nicht, erzählt er, dass er weiter eine Möglichkeit suche, „eine kleinere, ordentliche Ausstellung zu gestalten“. Auch zu Veranstaltungen würde er gerne wieder einladen.
Nicht nur auf dem Firmengelände, auch in Garagen in Mosigkau ist die Sammlung erst einmal sicher verstaut. Die Schätze warten darauf, wieder aus Kisten und Kartons geholt zu werden. Auch das wird noch einmal ein Kraftakt werden. Der nOstalgie-Verein möchte ihn gerne stemmen. Von zahlreichen Telefonaten und Schreiben weiß Kluge, dass viele Besucher nicht nur das Aus in der Kornhausstraße bedauern, sondern auch fragen: Wann und wo geht es weiter? (mz)
