Sturmbruch Sturmbruch: Benzinsägen im Wald bei Kleinzerbst
Kleinzerbst/MZ. - "Von der Straße aus war nach dem Tornado nichts zu sehen, da die Bäume am Rande heil geblieben sind", so Lothar Wadas, Leiter des zuständigen Forstamtes Dessau. "Erst als wir durch den Wald gingen, wurde das Ausmaß der Verwüstungen sichtbar. Insgesamt ist eine Fläche von rund zehn Hektar betroffen."
Eichen, Eschen, Buchen, Ahorn und Linden wachsen in dem gleich hinter dem Ortsausgang Kleinzerbst beginnenden Laubwald. Nicht nur jüngere Bäume, sondern auch mächtige, 130 Jahre alte Eichen hielten der Naturgewalt nicht stand. An manchen Stellen türmen sich umgestürzte und abgebrochene Bäume bis zu sieben Metern übereinander.
Bernhard Bunge und Peter Klein zerteilen mit ihren Benzinmotorsägen die Stämme, sägen die Äste ab. Unterstützt werden die Räumungsarbeiten durch eine Privatfirma - das forstwirtschaftliche Lohnunternehmen Donath aus Lingenau. Helmut Donath nimmt mit seinem Traktor mehrere Stämme auf einmal in Schlepp und bringt sie aus dem Dickicht heraus.
"Bei den Arbeiten müssen wir sehr vorsichtig sein", so Alfred Kreller, Leiter der Forstreviers Brambach, der die Arbeiten vor Ort leitet. Ihm zufolge stehen manche Bäume, die von umgefallenen heruntergedrückt wurden, wie ein Bogen unter Spannung. Von der Last befreit, schnellen sie zurück. Da heißt es aufpassen. Nach einer ersten Schätzung rechnet das Forstamt Dessau mit mindestens 1000 Festmetern Sturmholz. Dünnere Stämme werden an das Spanplattenwerk in Nettgau (Altmark) verkauft. Entwurzelte kräftige Bäume wie die erwähnten alten Eichen sollen nach Möglichkeit noch nicht abgesägt werden. Wadas: "Bei manchen steckt ein Teil der Wurzel noch im Boden. So hoffen wir, dass diese Bäume noch einige Monate am Leben bleiben."
Dieser Taktik liegen merkantile Überlegungen zugrunde. Normalerweise werden Laubbäume im Winter eingeschlagen. Im Sommer wird das Holz schnell von Pilzen und Insekten befallen, wodurch es schnell an Wert verliert. Es lohnt sich also, die wertvollen Bäume bis zum Winter durchzubringen.
Das Forstamt Dessau hat die betroffenen Waldflächen für die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Ursache dafür sind nicht allein die Aufräumungsarbeiten. In manchen Kronen hängen zum Beispiel noch abgebrochene dicke Äste hoch, die plötzlich herunter fallen könnten. Angesichts der Verwüstungen im Wald sind die Forstleute nicht gerade in bester Stimmung. Das liegt nicht allein am finanziellen Schaden, obwohl zum Beispiel eine Neuaufforstung rund 10 000 Euro pro Hektar kostet. "Es dauert außerdem sehr lange, bis junge Bäumchen so groß sind", sagt Wadas und zeigt auf Eichen, die das Glück hatten, dem zerstörerischen Wind nicht im Wege gestanden zu haben.