Spendenauktion für Stammzellenspenderdatei Spendenauktion in Dessau: Null Euro für den guten Zweck

Dessau - Nicht zum ersten, nicht zum zweiten und auch nicht zum dritten. Der Hammer blieb am Samstag einfach stumm. Dabei haben sich die Organisatoren der Auktion im Autohaus Schandert zugunsten der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) alles ganz anders vorgestellt.
Auktion ohne Bieter: Veranstalter ziehen Reißleine
„Volle Stuhlreihen und ein bieterfreudiges Publikum“ wollte Automobilverkäufer Detlef Sauermilch im Skoda-Autohaus in der Mannheimer Straße vor sich sitzen sehen. Als eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn um 13 Uhr, immer noch keine potenziellen Bieter in Sicht waren, zog Sauermilch zusammen mit Annette Wiedemann von der DSD die Reißleine. „Das hat heute keinen Zweck“, musste der Automobilverkäufer einsehen.
Der Championgürtel der Dessauer Boxnacht vom 10. Dezember in der Berufsschulsporthalle mit den Unterschriften der Sieger des Abends, ein Fahrradträger für Pkw, ein LED-Fernseher, ein Fahrrad und vieles mehr blieb einfach liegen. Dessauer Firmen hatten die verschiedenen Preise zur Versteigerung gesponsert.
Preise sollen trotzdem unter den Hammer kommen
„Dann kommt eben alles später unter den Hammer“, schaute Wiedemann, Koordinatorin bei der DSD kurz nach dem die geplante Auktion ins Wasser gefallen war, schon wieder nach vorn. Im Februar soll ein neuer Anlauf genommen werden. „Vielleicht war das jetzt zu kurzfristig. Die Menschen sind voll im Weihnachtsstress und viele Geschenke sind vielleicht schon besorgt“, vermutet sie.
#artileö
Für Enrico Schnurre, dem Organisator der Dessauer Boxnacht, der den Championgürtel zur Verfügung stellt, steht eines fest: „Das Ding kommt nur für einen guten Preis unter den Hammer“. Im vergangenen Jahr hat die Versteigerung des Championgürtels immerhin 800 Euro in die Kassen der Mukoviszidose-Hilfe gespült.
Nach Typisierungsaktion: Laborkosten können nicht bezahlt werden
Die Auktion mit möglichst hohen Erlösen braucht die Deutsche Stammzellspenderdatei dringend. In den vergangenen Wochen hat die gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz am Altener Damm neun Typisierungsaktionen mit 1.710 Registrierungen durchgeführt, in denen ein Spender für die an Leukämie erkrankte Berufsschullehrerin Kristin Erfurt gesucht wurde.
Das hat die DSD bisher rund 66.700 Euro gekostet. Vor dem Sonnabend sind rund 4.500 Euro an Spenden eingegangen. Rund 40 Euro pro Registrierung bei Personen zwischen 18 und 40 Jahren muss die Gesellschaft, vor allem für Laborkosten zahlen. Krankenkassen übernehmen das nicht. Registrierte über 40 Jahre zahlen die Kosten meist selbst. „Als gemeinnützige Gesellschaft haben wir nicht so viel Geld in der Hinterhand. Jetzt müssen wir um einen Zahlungsaufschub bei den Laboren bitten“, erklärt Wiedemann.
Spender für erkrankte Berufsschullehrerin in Dessau gefunden
Das Schicksal der 30-jährigen Dessauer Berufsschullehrerin bewegt seit Wochen die Doppelstadt. „Am Telefon teilte mir Frau Erfurt mit, dass sie überwältigt von der Anteilnahme und Hilfsbereitschaft ist“, erzählt Wiedemann. Mittlerweile ist ein Spender gefunden. Ob er aus einer der kürzlich durchgeführten Typisierungsaktionen stammt, lässt Wiedemann offen. Auf jeden Fall wurde er in einer deutschen Spenderdatei gefunden.
Verschiedene deutsche Gesellschaften haben derzeit insgesamt rund sieben Millionen Menschen verzeichnet. Weltweit sind über 29 Millionen Menschen als potenzielle Knochenmarkspender registriert. Die DSD ist mit rund 100.000 registrierten Spendern die achtgrößte deutsche Spenderdatei.
Pro Monat: Rund 1.000 mögliche neue Knochenmarkspender
Jeden Monat kommen nach Auskunft von Wiedemann rund 1.000 mögliche neue Knochenmarkspender in die Datenbank der DSD. Meist lassen sich neue Blutspender bei verschiedenen DRK-Instituten, darunter auch in Dessau, zusätzlich als potenzielle Knochenmarkspender registrieren.
Das Versprechen einzulösen, als genetischer Zwilling einem Leukämie-Patienten Knochenmark zur Verfügung zu stellen, kann besonders oft bei einer Spendergruppe eingelöst werden. „In den vergangenen zweieinhalb Jahren sind von rund 10.000 registrierten Berufsschülern aus der Region 67 tatsächlich schon als Knochenmarkspender aktiv gewesen“, berichtet Wiedemann. (mz)