Spenden sei Dank Spenden sei Dank: Schutzhütte im Pötnitzer Busch in Dessau-Mildensee ist saniert worden

Mildensee - „Also Leute, wir haben es geschafft. Der Waldlehrpfad im Pötnitzer Busch schließt sich wieder an der Haunichhütte. Dank an euch alle und lasst’s euch schmecken. Prost!“ Beim Imbiss mit Brötchen, Würstchen, Gehacktem oder Käse für die Vegetarier klingen die Bierflaschen mit urig-traditionellen Schnappverschlüssen fröhlich aneinander.
Bernd Künne ist kein Mann der großen Worte beim kleinen Richtfest im Wald. Der 76-Jährige ist Kopf der Initiativgruppe Waldlehrpfad und hat dort drei eingeschworene Mitstreiter und Ur-Mildenseer zur Seite: Rainer Heide als langverdienten Revierförster, Günter Franke als unermüdlich-ehrenamtlichen Waldhüter und -pfleger sowie Walter Laue als den Nestor der Mildenseer Heimatgeschichte.
„Er weiß einfach alles und ist eine schier unerschöpfliche Quelle des Wissens über unser Dorf.“ Walter Laue wird bald 90 Jahre.
Steht im Pötnitzer Busch nun die Hainichhütte im Hänschhau oder die Haunichhütte auf dem Hainichtenberg?
Über den korrekten Namen des Waldstücks streiten sich gelehrte Kartographen und glühende Heimatforscher: Steht im Pötnitzer Busch nun die Hainichhütte im Hänschhau oder die dem Altdeutschen entlehnte Haunichhütte auf dem Hainichtenberg?
Für die Mildenseer war und ist der Rastplatz unter dem Laubdach hoher Buchen, Kastanien und Eichen neben dem Trockenhegersee im Hinteren Tiergarten einfach „die Raufe“.
Historisch erwähnt wird eine Schutzhütte für Waldhüter und Holzknechte im Kirchwald von Pötnitz bereits um 1665. Ab der Biedermeierzeit nach 1800 bekam das Waldstück den Namen Hänschhau.
Forstbeaufragter Hänsch hegte Flora und Fauna, „Mutter Hänsch“ lud montags zum Tanz bei Violinenmusik. Beköstigt wurden die Gäste mit Dessauer Stadtbier und Schnaps aus der Pötnitzer Brennerei. Das Wasser zum Kaffee erhitzte „Mutter Hänsch“ am offenen Feuer, den Kuchen brachten die Mädchen zum Tanz mit.
Schutzhütte steht am Platz des ehemaligen Jagdhauses
Im Sprachgebrauch der heute Älteren aber taucht immer wieder der Name vom „Jagdschloss“ auf. Was natürlich maßlos übertrieben ist. Und doch wieder nicht ganz falsch! So stand hier tatsächlich ein für Herzog FriedrichI. von Anhalt (einem Enkel von „Vater Franz“) um 1870 errichtetes Jagdhaus. Die Gebäudegründung ist bis heute erkennbar.
Das Haus wechselte parallel mit den Zeitläufen die Besitzer, gehörte in der Weimarer Republik den Dessauer Naturfreunden, fiel in Hitlers Reichsgau Magdeburg-Anhalt an die „Dessauer Jugend“.
Nach Kriegsende verfiel das Jagdhaus und wurde 1947 abgetragen. Vierzig Jahre später errichtete 1987 das Forstamt an historischem Platz wieder eine Schutzhütte am Mildenseer Forstlehrpfad.
Initiativgruppe „Waldlehrpfad“ hat Geld für den Wiederaufbau gesammelt
Die Zeit und die großen Hochwässer von 2002 und 2013 aber haben an der Raufe genagt. Derer nahm sich ab Mai 2017 die Initiativgruppe „Waldlehrpfad“ an und warb Sponsoren unter Gewerbetreibenden und Privatleuten.
„Thomas Gebhard, Ralf Mohs, Walter Laue und Sportler vom SV Mildensee 1915 haben gespendet. Beim Dachdecken haben Eberhard Wolf und Peter Schumann als Fachleute mit angepackt. Und natürlich unsere Forstleute aus der Stadt“, will Künne möglichst keinen der Helfer vergessen. Unterm Strich werden das 27.
Jetzt konnten die Dessauer Forstleute die Bretter für die Dacheindeckung liefern. „Bei so viel Windbruch vom Orkan gab es zuerst Wichtigeres. Aber jetzt ist alles bereit. Als nächstes für unser Wintergrillen.“ Bernd Künne lacht. Die Runde applaudiert. (mz)