Sorge um Nachfolge Sorge um Nachfolge: Dessauer Schuhmacher Michael Rohr feiert 20-jähriges Geschäftsjubiläum

Dessau - Es riecht nach Kleber und Leder im Geschäft von Michael Rohr, der typische Geruch einer Schuhmacherwerkstatt.
Die Tür zum Eckladen in der Johannisstraße öffnet sich häufig an diesem sommerlichen Nachmittag. Michael Rohr hat für jeden ein freundliches Wort. Man merkt dem 63-Jährigen an, dass er das, was er da jeden Tag macht, gerne macht.
Seit 20 Jahren ist er Inhaber der kleinen Schuhmacherwerkstatt und setzt damit die Tradition der Werkstatt an diesem Standort fort. Denn gegründet wurde die in den 1960er Jahren von Schuhmachermeister Orgertschnig.
Gemeinsam mit seiner Frau eröffnete er 1988 seinen eigene Werkstatt in Wörlitz
Inzwischen arbeitet Michael Rohr 48 Jahre in seinem Beruf. Dabei war Schuhmacher nicht unbedingt sein Traumberuf. „Mein Vater war Schuster und da habe ich das eben auch gelernt“, erzählt er. Groß nachgedacht habe er damals darüber nicht. In die Lehre gegangen ist Michael Rohr 1972 bei seinem Vater.
Der hatte 1953 eine Schuhmacherwerkstatt in Wolfen eröffnet. Sohn Michael sattelte auf und legte 1985 seine Meisterprüfung ab. Gemeinsam mit seiner Frau eröffnete er 1988 seinen eigene Werkstatt in Wörlitz. „Dorthin hatte uns die Handwerkskammer geschickt“, erinnert er sich. Dann kam die Wende und Rohr musste sein Geschäft schließen.
Über Arbeitsstationen bei Dienstleistungsfirmen in Gräfenhainichen und Dessau landete Michael Rohr 1994 als Filialleiter in der Johannisstraße 18. Inzwischen hatte er sich auch den Fachbereich der Schlüssel und Schlösser erschlossen und bietet diesen Dienst an. „Schlüssel sind auch kein Hexenwerk, wir machen hier alle Schlüssel, die wir dürfen.“
Die Dienste des Schuhmachers sind wieder gefragt, stellt Rohr erfreut fest
Wir - das ist neben Rohr Max Büchner. Der heute 60-Jährige habe bei Ogertschnigs gelernt, erzählt Rohr, „als die verkauften, durfte Max bleiben.“ Und ist heute der Mitarbeiter Rohrs. „Als ich kam, war er schon da, wir haben vom ersten Tag an zusammengearbeitet und sind ein gutes Gespann.“ Auch komplizierte Aufträge werden kreativ und mit Fachkenntnis gelöst. „Ich habe Spaß daran und freue mich, wenn die Kunden zufrieden rausgehen“, sagt Michael Rohr.
Die Dienste des Schuhmachers sind wieder gefragt, stellt Rohr erfreut fest. Anfang der 1990er Jahre war das anders. „Da waren Billigschuhe gefragt und die wurden weggeworfen. Nachhaltig war das nicht.“ Das habe sich geändert. „Die Leute haben wieder eine andere Einstellung, lassen mehr reparieren.“
Michael Rohr betreibt eine von insgesamt noch drei Schuhmacherwerkstätten in Dessau
Bange um die Zukunft ist es dem 63-Jährigen deshalb nicht. „Ich habe das Handwerk gelernt und beherrsche es, mich kann da nichts erschrecken“, schmunzelt er. Bei der Frage nach einem Nachfolger für die Werkstatt wird er aber doch nachdenklich. „Ich suche, aber junge Leute wollen unseren Beruf kaum noch lernen“, weiß er. Im Jahr 2023 will er eigentlich Schluss machen. „So ist der Plan und ich hoffe, dass der aufgeht.“ Klopft jemand an die Tür, dann würde er den Schlüssel auch schon früher weitergeben.
Michael Rohr betreibt eine von insgesamt noch drei Schuhmacherwerkstätten in Dessau. Schuh-Fritsch in der Friedrich-Naumann-Straße und Günther Herrmann in der Augustenstraße komplettieren das Trio. (mz)

