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Selbsthilfegruppe Selbsthilfegruppe: Arrangement mit dem Schmerz

Von Sylvia Czajka 28.04.2004, 16:02

Köthen/MZ. - Auch bei Edith Kindler blieb das Rheuma. Die Gröbzigerin spürt die Krankheit seit 1993 in ihren Knochen. Damals war sie noch Verkäuferin, bekam plötzlich dicke Handgelenke, konnte keinen Knopf mehr zumachen. Jetzt ist sie Rentnerin - mit 53 Jahren. Erwerbsunfähig. "Und wenn ich meine Familie nicht hätte, dann sähe es schlecht aus", berichtet sie. "Sie ist mein großer Halt."

Hilfe erfährt Edith Kindler auch in der Selbsthilfegruppe in Köthen. Seit 1995 sind sie Mitglied in der Rheuma-Liga Sachsen-Anhalt. Einmal im Monat treffen sich Betroffene aus dem Landkreis, um miteinander ins Gespräch zu kommen, um Gymnastik zu treiben. Bewegung sei das A und O, um gegen die Krankheit anzukämpfen. Denn oft seien Stunden vonnöten, um überhaupt erst einmal den Tag zu beginnen, weiß Inge Glatzel. Im Laufe der Jahre lerne man, damit umzugehen, den Schmerz zu akzeptieren, erzählt sie.

Auch Rosmarie Scheda hat es lernen müssen. Sie beschreibt ihn so: "Es ist als, wenn man täglich eine Grippe hat". Seit 1998 verspürt Frau Scheda diese Muskelschmerzen. Lange sei ungewiss gewesen, was es denn sei. Arztbesuch folgte Arztbesuch. "Als das Ding endlich einen Namen hatte, habe ich mich mit der Krankheit arrangiert", sagt sie heute. Anders wie bei Willi Fuchs.

Er war gerade mal 20 Jahre alt, als er eines Tages den Arm nicht mehr bewegen konnte. Nach den Behandlungen sei es eine Weile gut gegangen, dann wieder schlechter. Nicht nur im Arm, sondern auch in anderen Gelenken machte sich das Rheuma breit. Mittlerweile hat der Akener bereits ein künstliches Kniegelenk. Jetzt ist er 67 Jahre alt, wurde mit 53 Jahren Invalidenrentner. Doch ohne Ehefrau Doris ginge es nicht, ist sich Willi Fuchs ganz sicher. "Einer muss immer die Fahne hochhalten", sagt sie und lächelt, immer im Hinterkopf, dass auch sie irgendwann Rheuma bekommen könnte.

Ein Viertel der Bevölkerung - rund 20 Millionen Menschen - leidet in Deutschland übrigens an Gelenkbeschwerden. Typische Anzeichen dafür sind Schmerzen und Steifheit in Muskeln, Gelenken oder Wirbelsäule, geschwollene Gelenke und Gliedmaßen, Entzündungen der Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. In Sachsen-Anhalt seien es etwa 30 000 Menschen, die ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, informiert Bernd Matthes, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Deutschen Rheuma-Liga, der 3000 Mitglieder zählt.

Wünschen würden sich die an Rheuma Erkrankten, dass es schon bald wieder einen Rheumatologen im Kreiskrankenhaus Köthen gibt. Der wird auch demnächst kommen, kündigt der Verwaltungsdirektor Harold Köhler an.

Natürlich sind auch neue Mitglieder in der Rheuma-Selbsthilfe-Gruppe in Köthen gern gesehen. Betroffene können sich an Edith Kindler (034976 / 22989) und an Monika Figger (03496 / 215286) wenden.