Sechs Jahre nach der letzten großen Flut Sechs Jahre nach der letzten großen Flut: Neues Bootshaus am Leopoldshafen in Dessau eingeweiht

Dessau - Sechs Jahre nach dem letzten großen Elbe-Hochwasser und anderthalb Jahre nach Baubeginn hatte die Junkers Paddelgemeinschaft Grund zum Feiern. Am Sonnabend weihte sie ihren Ersatzneubau ein auf ihrem Vereinsgelände am Leopoldshafen.
„Der Weg dahin war ziemlich steinig“, resümiert der Vereinsvorsitzende Heiko Schrenner. Was jetzt zusammen mit dem alten Bootshaus eine perfekte Symbiose aus Denkmalschutz und Moderne darstellt, hat eine phasenweise aufregende Vorgeschichte.
Das 1930 errichtete Bootshaus am Leopoldshafen an der Elbe wurde von Hugo Junkers entwickelt und zeichnet sich vor allem durch die Dachkonstruktion, für die Stahllamellen verwendet wurden, aus. Lange erfüllte das denkmalgeschützte Gebäude die Ansprüche der Paddler, dort ihre Sportgeräte unterzustellen und Gästen eine bescheidene Schlafmöglichkeit zu bieten. 2004 wurden Sanitäreinrichtungen und ein Fitnessraum eingebaut. Vorher gab es nur ein Plumpsklo und Außenduschen.
„2002 stand das Wasser bis zur Unterkante des Bootshauses“
Denkmalschützer hatten ihre Bedenken. Andere Ämter sahen aber die Notwendigkeit ein. Lange ging das gut, bis zu jenem schicksalhaften Juni 2013, als die Elbe nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 noch stärker über die Ufer trat. „2002 stand das Wasser bis zur Unterkante des Bootshauses“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende. Elf Jahre später stand es dann über einen Meter im Bootshaus.
Schrenner, damals Schatzmeister des Vereins, bekam davon zunächst nichts mit. Er erkundete mit anderen Kanuten die Wildnis Kanadas. In Dessau wurde da von anderen Mitgliedern schon ganze Arbeit geleistet. Was an Gerät im Bootshaus höher gestapelt werden konnte, wurde in Sicherheit gebracht. Die nachträglich eingebauten Sanitäreinrichtungen und der Sportraum wurden vollends von den Fluten in Mitleidenschaft gezogen.
Diesmal forderten die Denkmalschützer langfristig andere Lösungen für den Sanitär- und Sportbereich. Doch zurück zur Natur mit Plumpsklo und Duschen im Außenbereich wollten die Paddler nicht.
In zähen Verhandlungen gab das Land die nötigen Mittel aus dem Hochwasserfonds 2013 frei
Die Idee eines Ersatzneubaus stand im Raum. Doch günstig wurde das nicht, wussten die Mitglieder um den damaligen Vereinsvorsitzenden Udo Hammer. Denn es musste hochwassersicher und nach neuesten gesetzlichen Vorgaben gebaut werden. In zähen Verhandlungen gab das Land die nötigen Mittel von knapp einer halben Million Euro aus dem Hochwasserfonds 2013 dann doch noch frei. „Auf dem Weg zum Neubau gingen einige beteiligte Baufirmen pleite und manche Ausschreibungen waren erfolglos“, erinnert sich Schrenner an nervenzerrende Momente in der eineinhalbjährigen Bauphase.
Glücklicherweise musste das der Verein nicht selbst stemmen. Die Stadt unterstützte als Bauherrin nach Kräften. So war zur offiziellen Einweihung am Sonnabend auch den anwesenden Vertretern der zuständigen Ämter und dem Beigeordneten für Wirtschaft, Kultur und Sport, Robert Reck, die Erleichterung anzusehen. „Da hat man schon mitgefiebert. Doch jetzt ist die knappe halbe Million Euro gut verbaut. Geld, was dem Breitensport zugute kommt und dem Verein für Generationen gute Bedingungen bietet“, so Reck.
120 Mitglieder der Junkers-Paddelgemeinschaft finden auf ihrem Gelände jetzt beste Bedingungen vor
Die 120 Mitglieder der Junkers-Paddelgemeinschaft finden auf ihrem Gelände jetzt beste Bedingungen vor. Die durch den Rückbau der Sanitäranlagen und des Sportraums freigewordene Fläche im Bootshaus soll für die Unterbringung weiterer Kanus genutzt werden.
Der Verein ist auf Expansionskurs. „Innerhalb der letzten zehn Jahre haben wir unsere Mitgliederzahl verdoppelt“, bilanziert Schrenner zufrieden. Für den Ersatzneubau ist ein alter Schuppen gewichen. Der moderne holzverkleidete Flachbau, vom Dessauer Architekten Andreas Gelies entworfen, mit Holzverkleidung und 93 Quadratmetern Grundfläche, ist über eine großzügige Terrasse mit dem alten Bootshaus verbunden. Bei einem Elbescheitel von bis zu acht Metern ist das neue Gebäude zudem vor Hochwasser geschützt. Beim Jahrhunderthochwasser 2013 betrug der Scheitelpunkt 7,46 Meter. Austesten wollen sie es aber nach Möglichkeit nicht. (mz)


