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Schwerstbehinderter Dessauer Schwerstbehinderter aus Dessau: Jeremys Familie freut sich über neues Auto

Von Sylke Kaufhold 22.09.2016, 10:30
Nadine Lathan, Sozialamt, Karina Knape-Arndt, Referentin des Sozialdezernenten, und Michael Funke vom Autohaus gratulieren zum neuen Auto.
Nadine Lathan, Sozialamt, Karina Knape-Arndt, Referentin des Sozialdezernenten, und Michael Funke vom Autohaus gratulieren zum neuen Auto. Lutz Sebastian

Dessau - Die erste Fahrt mit dem neuen Familienauto ging nach Roßlau zum Eisessen. „Endlich sind wir wieder mobil“, strahlen Silvana Uebeler und Jens Schumacher.

Seit Dienstag ist die Familie, zu der neben dem schwerstbehinderten Jeremy Tochter Michelle (7) und der kleine Lenny (sechs Monate) gehören, stolze Besitzer eines behindertengerechten Opel Vivaro Combo. Den haben sie für Jeremy dringend benötigt.

Denn der Zehnjährige hat im Juni einen größeren Rollstuhl bekommen, der zudem nicht zusammenklappbar ist. Was bedeutete, dass Jeremy im alten Familienauto nicht mehr mitgenommen werden konnte oder mühevoll in den Autositz getragen werden musste. „Bei 35 Kilogramm war das eine echte Plackerei“, so Jens Schumacher.

Hilferuf für behindertengerechtes Auto für Jeremy

Hilfesuchend hatten sich die beiden im Dezember vorigen Jahres an die Öffentlichkeit gewandt. Denn den Preis von 30.000 Euro für ein Auto, wie sie es brauchen, hätten sie aus eigener Kraft nicht aufbringen können.

Eine finanzielle Unterstützung war ihnen nicht in Aussicht gestellt. „Also blieb uns nur der Weg, bei Stiftungen und Ministerien um Hilfe zu bitten“, erinnert sich Silvana Uebeler an die unzähligen Stunden, die sie im Internet recherchierten. Mehr als 400 Briefe mit jeweils 15 Antragsseiten schickten sie ab. Was wiederum erhebliche Kosten für Porto, Papier und Druckerpatronen verursachte.

Viele Dessau-Roßlauer und die Stadt helfen

Doch der Hilferuf der beiden war bei den Dessauern auf offene Ohren gestoßen. Viele spendeten Geld oder halfen mit Briefmarken.

Schließlich sicherten zehn Stiftungen Hilfe bei der Autofinanzierung zu. Und auch die Stadt Dessau-Roßlau unterstützt und übernimmt die Kosten von 12.600 Euro für den behindertengerechten Umbau des Autos. „Wir freuen uns, dass die Bemühungen so erfolgreich waren und der Familie geholfen werden konnte“, sagt Nadine Lathan, die als Mitarbeiterin im Sozialarbeit die Familie betreut und unterstützt.

Alle Autohäuser in Dessau abgeklappert

Bei der Suche nach einem passenden Gefährt fand Jens Schumacher im Autohaus Böttche einen Partner. „Ich habe alle Autohäuser in Dessau abgeklappert und nach Angeboten gefragt. Das Autohaus Böttche hat sich unheimlich engagiert und auch für den Umbau eine kostengünstige und gute Firma gesucht“, lobt Schumacher. „Wir wollten der Familie helfen“, erklärt Verkaufsberater Michael Funke das Engagement seiner Firma.

Die Funktionsprobe im Autohaus fällt zur vollsten Zufriedenheit des Familienvaters aus. Der Rollstuhl lässt sich leicht über eine Rampe in das Auto schieben und dort einfach verankern. Auch der Kinderwagen des Jüngsten hat noch Platz.

Problemberg der Familie ist abgetragen

Der Problemberg, der die Eltern nur den Ausweg ließ, in die Öffentlichkeit zu gehen, ist ein knappes Jahr später abgetragen. „Wir haben es geschafft!“, strahlen beide und sprechen dabei vor allem auch von dem anderen riesigen Problem, das sie hatten.

Ihre Wohnung ist zu klein und nicht behindertengerecht. Eine passende zu finden, schien zunächst für sie ebenfalls unmöglich.

Bis der Roßlauer Bauunternehmer Mario Eilfeld davon hörte und Hilfe anbot. Nun wird in Dessau-Süd eine große Wohnung für sie behindertengerecht umgebaut - ebenfalls mit Unterstützung der Stadt. Im November, so hoffen sie, kann der Umzugswagen anrollen. „Dann sind wir wunschlos glücklich“, so Silvana Uebeler. (mz)