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Dessau-Center verliert größten Mieter Schwerer Rückschlag für Dessaus Innenstadt - Saturn-Markt steht vor dem Aus

Vermutlich am 30. September ist für Saturn im Dessau-Center Schluss. 25 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit und das Center steht ohne seinen größten Mieter da. Wie es dort weitergeht, ist offen.

Von Heidi Thiemann Aktualisiert: 29.07.2021, 09:21
Im Dessau-Center vor dem Saturn-Geschäft verkündet ein Plakat die Schließung zum 30. September.
Im Dessau-Center vor dem Saturn-Geschäft verkündet ein Plakat die Schließung zum 30. September. (Fotos: Thomas Ruttke)

Dessau-Rosslau/MZ - Die Elektrofachmarktkette Saturn macht in Dessau die Türen zu. Voraussichtlich am 30. September wird der letzte Verkaufstag sein, bestätigt Geschäftsführer Chris Bär auf MZ-Nachfrage. Vergangene Woche hatte er bereits die 25 Mitarbeiter der Filiale im Dessau-Center informiert. Seit Dienstag nun verkünden erste Plakate den Abschied. Das Aus trifft nicht nur Mitarbeiter und Kunden hart, sondern auch das Dessau-Center, das nach dem Edeka-Markt im Herbst jetzt den zweiten großen Mieter verliert.

Die Dessauer Filiale gehört zu einer Reihe von Geschäften von Saturn und Media Markt, die aktuell auf einer Schließungsliste des Konzerns stehen. Die Geschäftsführung reagiere damit auf die aktuelle Entwicklung. „Trotz aller Bemühungen von Geschäftsführung und Mitarbeitenden konnten wir keine wirtschaftlich zufriedenstellende Fortführungsperspektive für den Markt entwickeln“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf MZ-Anfrage zum Dessauer Standort. Die Schließung des Marktes werde bedauert, sei aber „betriebswirtschaftlich leider alternativlos“. Mit den Mitarbeitern sei man nun im Gespräch um eine „sozial verträgliche Lösung zu finden“, so die Unternehmenssprecherin.

Der Saturn-Markt wurde in Dessau vor zwölf Jahren eröffnet

Vor etwas mehr als zwölf Jahren, im Mai 2009, war Saturn mit Eröffnung des Dessau-Centers an der Kreuzung Kavalier- und Askanische Straße von Kunden überrannt worden. Das ist lange vorbei. „Das war eine andere Zeit“, sagt Bär. Der Handel habe sich aufgrund des Onlinegeschäfts mittlerweile komplett geändert.

Die Corona-Pandemie sei zudem ein Treiber der Entwicklung gewesen. Für Kunden war die Filiale lange Zeit geschlossen, sie hätten sich die Ware im Internet besorgt, so Bär. Und als nach den coronabedingten Schließungen der Handel wieder öffnen durfte, kamen Kunden nur verhalten in die Geschäfte.

„Ich kann an die Kunden nur appellieren: Geht lokal einkaufen, helft so, die Stadt am Leben zu erhalten“, fordert der 55-jährige Geschäftsführer, der auch Vorsitzender von City-Net ist, dem Verband Dessauer Händler und Gewerbetreibender. Wenn Saturn schließt, zieht sich Bär dort zurück. Die Kollegen bei City-Net seien bereits informiert. „Es wird eine geordnete Übergabe geben.“

Gesellschaftliches Leben funktioniere nur mit einer lebendigen Innenstadt, sagt Bär. Das betreffe viele Facetten und wirkt in mehrerer Hinsicht. „Viele Vereine werden vom Handel und von Dienstleistenden unterstützt.“ Im Fall von Saturn fällt das nun weg. Die Kürbisnacht sei mit 2.000 Euro gesponsert worden, nennt er als Beispiel. Ebenso sei die Tombola der Soroptimistinnen unterstützt worden. „Wenn eine Freiwillige Feuerwehr eine Waschmaschine brauchte, dann haben wir eine Lösung gefunden.“ Auch Praktikumsplätze für Schüler könnten nun nicht mehr angeboten werden.

Schnäppchen im September? Ausverkauf steht vor dem Start

Wenn Menschen vor Ort nicht einkaufen gehen, dann gibt es auch den ein oder anderen Händler nicht mehr, so Bär. Die Entwicklung ist für ihn nicht verwunderlich. „Leute geht nicht nur online einkaufen“, unterstreicht er deshalb noch einmal, auch wenn das für Saturn in Dessau wohl zu spät kommt. Doch egal, ob es sich um Wein handele, elektronische Geräte, Lampen, Möbel oder Textilien: Die gebe es auch vor Ort. „Ihr helft Euch damit selbst“, erklärt er Richtung Kundschaft. Dass online alles günstiger sei, sei zudem ein Trugschluss.

Neben Edeka verliert das Dessau-Center nun auch Saturn als Mieter.
Neben Edeka verliert das Dessau-Center nun auch Saturn als Mieter.
(Foto: Thomas Ruttke)

Günstiger freilich wird es bald im Saturnmarkt werden, wenn der Abverkauf beginnt. Mit der Schnäppchenjagd rechnet Bär im September.

Doch was wird nach dem Auszug von Edeka-Markt und Saturn aus dem Dessau-Center, dessen Verkaufsobergeschoss schon jetzt von Leerstand geprägt ist? Gehen hier dann mit Saturn die Lichter aus? Welche Pläne haben die Eigentümer, um das Center zukunftsfähig zu machen? Das ist offen. Antworten des bereits am Dienstag angefragten Centers lagen der MZ bis zum Redaktionsschluss am Mittwoch nicht vor.