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Schulentwicklung Schulentwicklung: Kaum Chancen für Spezialgymnasien

Von Ute Hartling-Lieblang 05.11.2003, 19:54

Köthen/MZ. - Wäre es nicht möglich, die beiden Köthener Gymnasien zu Spezialgymnasien zu profilieren und damit beide Standorte zu sichern? Diese Frage lässt den SPD-Kreistagsabgeordneten und Stadtrat Ronald Mormann nicht mehr los, seit die Diskussion um die Schulentwicklungsplanung im Gange ist (die MZ berichtete).

Was Mormann auch beklagt, ist, dass bisher niemand diesen Vorschlag aufgegriffen und seine Realisierbarkeit hinterfragt hat. Weder die Schulleiter der beiden Gymnasien noch die Landkreisverwaltung habe sich bisher ernsthaft damit befasst, kritisiert er. Die MZ ging der Frage jetzt einmal nach und wollte von den Schulleitern Jürgen Hein (Ludwigsgymnasium) und Hans-Jürgen Twieg (Gymnasium An der Rüsternbreite) wissen, was sie von dem Vorschlag halten. Außerdem fragte die MZ im Staatlichen Schulamt Dessau nach.

Jürgen Hein hält den Vorschlag für eine "Illusion" und begründet dies auch: "Es fehlen uns dazu einfach die materiellen und personellen Voraussetzungen." Außerdem stelle das Kultusministerium, welches ein solches Spezialgymnasium genehmigen müsste, sehr hohe Ansprüche. Hein verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf mathematisch-naturwissenschaftliche Spezialgymnasien in Halle und Magdeburg, das Latinum in Halle und ein musisch ausgerichtetes in Wernigerode.

Hans-Jürgen Twieg ließ der MZ ausrichten, dass er sich zum Thema Schulentwicklungsplanung nicht äußern werde, und verwies an den zuständigen Dezernenten beim Landkreis Köthen.

Aufgeschlossen zeigte sich hingegen Karl Hoberg, schulfachlicher Dezernent für Gymnasien beim Staatlichen Schulamt: "Zunächst einmal sind neue Ideen immer gut", kommentierte er den Vorschlag von Ronald Mormann, der ihm allerdings völlig neu war. "Das war bisher in den Gesprächen kein Thema." Allerdings gebe es solche Vorschläge in der derzeitigen Situation auch in anderen Kreisen zuhauf. Dass Köthen zwei Spezialgymnasien erhalten könnte, hält Hoberg für illusorisch. Dafür sei die Decke in diesem kleinen Bundesland einfach zu kurz und die finanzielle Situation zu angespannt. Das Land könne sich keine weiteren Spezial- und Elitegymnasien leisten. Denn sie seien sehr teurer. Zum einen wegen ihrer Personalausstattung und zum anderen, weil Internate und sonstige Einrichtungen gleichzeitig vorgehalten werden müssten. Die Stadt Dessau versuche zum Beispiel seit Jahren ohne Erfolg, ein Sportgymnasium zu bekommen. Rosslau habe die Idee, das traditionsreiche Francisceum landes- und bundesweit ins Gespräch zu bringen .

Wenn Köthen beim Kultusministerium ein Spezialgymnasium beantragen wollte, müsste der Kreis zunächst den Nachweis antreten, dass das Schülerpotential dafür vorhanden sei. Bei der Nähe zu Halle und Magdeburg sei dies problematisch, denn dort dürften dann keine freien Plätze vorhanden sein.

"Es wäre wünschenswert, man würde sich in Köthen langfristig mit der Konsolidierung eines großen Gymnasiums, des Ludwigsgymnasiums, vertraut machen, so Hoberg. Natürlich sei die Anonymität in solch einem großen Haus nicht förderlich. "Unser Kurs sind aber stabile Standorte bei derzeit sinkenden Schülerzahlen."