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Schloss Mosigkau Schloss Mosigkau: Flora und Häher kehren heim

Von Sabine Nindelt 04.05.2014, 18:01
Perle des Rokoko: Schloss Mosigkau wurde 1752 bis 1757 erbaut.
Perle des Rokoko: Schloss Mosigkau wurde 1752 bis 1757 erbaut. Sebastian Lizenz

Mosigkau/MZ - Gleich zwei ganz besondere Schätze des Schlosses Mosigkau sind am Sonnabend heimgekehrt. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hatte zum Start in ihr diesjähriges Themenjahr, dessen Motto „Flora, Fauna, Gartenfreude“ lautet, zu einem Nachmittag „Im Reich von Flora und Fauna“ eingeladen und dazu gleich zwei Besonderheiten zu dem Thema in den Mittelpunkt gestellt. Im Beisein von Spendern, Restauratoren, und vielen Besuchern wurden zwei Exponate, die nach langer Restaurationsarbeit nun wieder ihren angestammten Platz in der dortigen Ausstellung einnehmen, feierlich enthüllt: die Portal-Skulptur der Flora und ein Eichelhäher aus Meissener Porzellan.

Feierliche Enthüllung

Ein großes weißes Leinentuch verhüllte, was noch nicht zu sehen sein sollte, am Samstagnachmittag. Der ein oder andere freche Windstoß, vielleicht auch aus westlicher Richtung, ließ dennoch kleine Einblicke auf die Sandstein-Skulptur der Flora zu, die später feierlich enthüllt werden sollte. Zweieinhalb Jahre hatte Diplom-Bildhauer Bernhard Schellbach an der Restaurierung der Sandstein-Schönheit gearbeitet, die ihn bereits als Kind beeindruckt hat.

„Sie hat mich die ganzen Jahre begleitet“, sagt der gebürtige Hallenser, der 1982 nach Mosigkau zog. Der Liebe zum Schloss wegen, wie er freimütig zugibt. Die von ihm restaurierte Flora sieht er als eines seiner Glanzstücke. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, gerade diesen Auftrag bekommen zu haben“, gestand Schellbach den Gästen der Veranstaltung, nachdem er die Skulptur gemeinsam mit den Menschen enthüllte, ohne deren Spenden diese Restaurierung nicht so schnell möglich gewesen wäre.

Über drei Jahre hatten Sabine und Wolfgang Stiepel jedoch nicht nur mehrere Tausend Euro für die erforderlichen Arbeiten zur Verfügung gestellt, sondern erlebten diese auch hautnah mit. Mehrmals pro Jahr besuchte das Ehepaar aus Oranienbaum-Wörlitz Bernhard Schellbach, um einen Blick auf „ihre“ Flora zu werfen. Das fertige Werk bekam das kunstbegeisterte Paar allerdings auch erst am Sonnabend zu Gesicht. „Sie ist wunderschön geworden und sieht jetzt glücklich aus“, freute sich Sabine Stiepel über das Ergebnis, ihr erstes Bild der verwitterten Skulptur immer noch vor Augen. Beide Unterarme, die Schalmei und der Blumenkranz – einfach weg. Selbst vom Rücken fehlte ein Drittel. Nur das geschulte Auge hätte diese Skulptur so wohl noch als Flora erkennen können.

Heute nun erstrahlt sie wieder so, wie es der Göttin der Blüte, der Jugend und des Lebensgenusses gebührt. „Ich bin richtig glücklich“, strahlte Bernhard Schellbach, den verklärten Blick stolz auf sein Werk gerichtet.

Doch nicht nur als Skulptur taucht die Flora in der „feinst erdachten“ und „hoch qualitativen“ Kunstsammlung des Mosigkauer Schlosses auf, wie Wolfgang Savelsberg diese beschreibt. Der Leiter der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz führte die Gäste am Sonnabend auch in den Galeriesaal, wo Flora gleich in mehreren Werken großer Meister zu sehen ist. Von Rubens und Brueghel d. Ä. wurde sie zum Beispiel inmitten ihres ewig blühenden Gartens dargestellt, ihr Gatte Zephirus, der Gott des (milden) Westwindes Flügel schlagend und Blüten streuend über ihr.

Herzstück der Sammlung von Porzellanvögeln

Im, dem Galeriesaal angeschlossenen, Gelben versilberten Kabinett, wurde dann unter großem Applaus das liebevoll restaurierte Herzstück der Sammlung von Porzellanvögeln enthüllt: ein lebensgroßer Eichelhäher, der von Hirschkäfer und Schwalbennest flankiert, auf einem Baumstamm thront. Ein farbenfrohes Ensemble, dessen Details wie Blätter, Schnabelspitze oder Eicheln, über die Jahre zum Teil verlustig gegangen war. Mehrere Wochen hatte es gedauert, bis der Meißener Porzellanexperte Ralf Roscher die etwa 60 Teile in liebevoller Kleinarbeit wieder angefügt hatte.

Von den Zeichen der Zeit ist heute kaum noch etwas zu sehen. „So hatte ich mir das vorgestellt“, freute sich Marlis Billig über das beeindruckende Ergebnis. Gemeinsam mit Ehemann Stefan hatte die Leipzigerin die finanziellen Mittel von 3700 Euro für die Restauration des Eichelhähers zur Verfügung gestellt, dessen ganz besonderer Charme des 18. Jahrhunderts, wie Roscher es nennt, nun auch wieder in voller Gänze und für alle Besucher erstrahlt.

Das Schloss, diese Rokoko-Perle am Eingang zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich, kann in Führungen donnerstags und freitags, jeweils um 14 und um 15.30 Uhr, sonnabends, sonntags und an Feiertagen, jeweils um 11, um 12.30, um 14, um 15 und 16 Uhr besichtigt werden.