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Schach in Dessau Schach in Dessau: Wieder ein Jahr zum Genießen

Von Daniel George 21.04.2015, 19:17
Schach
Schach dpa

Dessau - Ralph Hirsch und Manfred Riechert laufen sich ziemlich oft über den Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn beide arbeiten im Dessau-Roßlauer Rathaus. „Unsere Büros liegen nur drei Zimmer auseinander“, erzählt Sportdirektor Hirsch, „da trifft man sich öfters mal auf dem Flur.“ Vor einigen Tagen war es wieder soweit, der SK Dessau 93 hatte sich gerade den ersten Verbandsliga-Tabellenplatz gesichert. Und Riechert meinte zu Hirsch: „Wir müssen mal wieder reden.“

2.000 bis 3.000 Euro mehr

Über Schach, denn hinter dem Präsidenten des SK Dessau 93 und seinem Verein liegt eine überaus erfolgreiche Saison, die nach einem dramatischen Abschlussspieltag mit Verbandsliga-Platz eins endete. Vor dem Finale hatte Dessau noch den dritten Rang belegt. Die letzte Partie der Doppelrunde aller zehn Mannschaften brachte schließlich die Entscheidung zugunsten des SKD 93, der mit vier Brettpunkten mehr vor dem USV Halle II Landesmeister wurde. „Wenn man solch einen sportlichen Erfolg erreicht hat, möchte man auch die Lorbeeren einsammeln“, sagt Manfred Riechert. Aber: „Trotzdem haben wir diskutiert, ob wir unser Aufstiegsrecht wahrnehmen.“

Das hatte mehrere Gründe: Zum einen weiß der Verein aus Erfahrung, wie groß der Leistungsunterschied zwischen Ober- und Verbandsliga ist. 2012 gelang schon einmal der Sprung in die dritthöchste deutsche Spielklasse. Am Ende stieg Dessau wieder ab. Auch diesmal heißt die sportliche Zukunft: Abstiegskampf. „Eigentlich müsste man sich verstärken“, meint Präsident Riechert, „aber das werden wir aller Voraussicht nach nicht machen.“

Gemeinsamer Saisonabschluss

Und das ist auch gut so, findet jedenfalls Ralph Hirsch: „Ich teile diese Philosophie, dass sie sich keine Profis oder ausländischen Spieler holen“, sagt der Sportdirektor, „das Team sollte so bleiben, wie es ist und das Oberliga-Jahr genießen.“ Ein Gedanke, der sich beim SK Dessau 93 durchgesetzt hat. Am vergangenen Freitag traf sich die Meistermannschaft zum gemeinsamen Saisonabschluss - und beschloss endgültig, dass das Abenteuer Oberliga eine neue Auflage erlebt. „Wir werden uns der Herausforderung stellen“, verkündet Präsident Riechert.

Im September beginnt die neue Saison. Für den SKD 93 wird es aber bereits Anfang Mai spannend. Dann soll sich entscheiden, in welcher Staffel das Team eingeordnet wird (siehe „Muss Dessau bis nach Hessen?“). So oder so steht fest, dass „die Fahrtkosten erheblich“ sein werden, sagt das 62-jährige Vereinsoberhaupt. In der Oberliga werden oft sogenannte Doppelrunden gespielt. Am Sonnabend und Sonntag treffen die Mannschaften dabei aufeinander, Übernachtungskosten fallen an. Und auch bei einfachen Spieltagen empfiehlt sich eine frühere Anreise. Schach erfordert geistige Frische. Manfred Riechert meint: „Wenn man zwei, drei Stunden Auto fährt und dann ab 10 Uhr anfangen soll, Schach zu spielen, ist das nicht optimal.“

Zu den Fahrt- und Übernachtungskosten gesellen sich demnächst auch noch Schiedsrichterkosten, die es in der Verbandsliga nicht gab, weil in dieser Spielklasse noch keine Unparteiischen eingesetzt werden - erst ab der Oberliga. „Wenn man alles beachtet, kostet die Oberliga 2000 bis 3000 Euro mehr als die Verbandsliga“, erzählt Riechert, „das kommt im Detail dann auf die Staffel an.“

Unterstützung zugesichert

Finanziell sei der Klub gut aufgestellt. Doch die Oberliga-Saison würde nach jetzigem Stand der Dinge wohl trotzdem finanzielle Einbußen bedeuten, so Riechert. Sponsoren werden noch gesucht. „Wir werden das auch diesmal hinkriegen“, sagt Sportdirektor Hirsch und verspricht: „Ich unterstütze den Verein dabei.“

Die Oberliga Ost ist in zwei Staffeln aufgeteilt. In der Staffel A waren in der vergangenen Spielzeit Mannschaften aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen vertreten. Den ersten Rang sicherte sich die SG Magdeburg vor dem SK König Plauen. Auf dem letzten Platz landete das Team der USG Chemnitz.

In der Staffel B würden auf Dessau weitere Fahrtwege warten. Dort traten in der vergangenen Spielzeit zahlreiche Mannschaften aus Hessen an. Platz eins belegte Neuberg, während Schlusslicht SV Merseburg den Verbandsliga-Abstieg verkraften musste. Eine Entscheidung über die Staffeleinteilung soll Anfang Mai fallen. (dg)

Worte, die Mut machen. Wobei die Spieler immer mutig waren, den Oberliga-Aufstieg trotz der Aussichten kaum in Frage stellten. Denn: „Das größte Problem der Sportart Schach ist die äußere Wahrnehmung“, wie Ralph Hirsch sagt. Der SK Dessau 93 hofft, dass die Drittklassigkeit daran etwas ändern kann. „Immerhin“, meint Manfred Riechert, „spielen wir jetzt genau so hochklassig wie die Handballer.“ (mz)