Roßlauerin begeistert mit japanischer Zeichenkunst
ROSSLAU/MZ. - Erst wenn man Laura Köpke direkt auf ihren immer größer werdenden Bekanntheitsgrad anspricht, räumt die 21-Jährige vorsichtig ein, dass sie vielleicht im Begriff ist, sich in der Szene einen kleinen Namen zu machen. "Aber eigentlich mache ich das ja in erster Linie für mich. Aus Spaß halt." Die Roßlauer Künstlerin zeichnet. Allerdings entstehen keine gewöhnlichen Porträts oder Stillleben, wenn sie in ihrer Wohnung begeistert ihrer Leidenschaft frönt. Laura ist eine echte Mangata. Sie zeichnet Mangas und ist in der Szene als Yukosan bekannt. Das ist ihr Künstlername.
Weltweite Anhänger
Das Manga-Zeichnen kommt ursprünglich aus Japan und hat eine lange Tradition. Längst aber findet man weltweit Anhänger und Zeichner der japanischen Fantasiefiguren mit den farbigen Haaren und den übergroßen Augen, haben auch die Künstler selbst einen japanischen Namen. "Man kommt nicht umhin, sich auch ein wenig mit der japanischen Sprache zu beschäftigen", erklärt Laura. "Yuko" sei ein gängiger japanischer Name und die Endung "san" eigentlich nur eine höfliche Anrede.
In einer großen blauen Mappe hat Köpke ihre jüngsten Manga-Schätze gesammelt: große farbenfrohe Landschaften mit den für Mangas typischen Charakteren und pastellfarbene Porträts der spitzen Gesichter mit den großen Augen. Aber auch kleinere Werke stechen hervor. So zum Beispiel kunstvoll gestaltete Postkarten von Fantasiefiguren mit gelben und sogar blauen Haaren oder geheimnisvolle Bilder mit eher düsteren und mysteriösen Motiven. "Da habe ich eine Zeit lang mit dunklen Farben experimentiert." Doch nicht nur das. Laura Köpke hat ihre Techniken und ihren Stil stets weiterentwickelt. "Besonders an den Augen arbeite ich jetzt anders als früher", berichtet die Roßlauerin. Gefühle und Gemütszustände der Charaktere könnten so viel eindeutiger dargestellt werden.
Köpke hat ihre Begeisterung für das Zeichnen schon sehr früh entdeckt. Seit ihrem 13. Lebensjahr greift sie regelmäßig zu Papier, Stift oder Pinsel. Anfangs waren es die bekannten Walt-Disney-Comics, die sie faszinierten. Im Alter von 14 Jahren fielen ihr dann aber die Manga-Heftchen von Judith Park, einer der wohl bekanntesten deutschen Mangata, in die Hände. Köpke lernte schnell. "Es war arg ungewohnt, die Geschichten von hinten nach vorn und von rechts nach links zu lesen", erinnert sich die Roßlauerin. Da die Manga-Kunst aus dem Japanischen kommt, müsse man sich als deutsche Mangata an diese Tradition halten. Mangas sind rechtsgebunden, was Laien schnell dazu verführt, falsch herum anzufangen.
Die junge Roßlauerin, die momentan eine Ausbildung zur Ergotherapeutin absolviert, war von den Manga-Werken so fasziniert, dass sie bald davon träumte, eines Tages ihr eigenes Manga-Heftchen in der Hand zu halten. Im vergangenen Jahr wurde dieser Traum erfüllt. Gemeinsam mit dem Dessauer Machtwortverlag veröffentlichte Laura Köpke ihr erstes eigenes Manga "Dawn of the Moon".
In ihrer Geschichte wird ihre Heldin Luna als Halbvampir geboren. Als Tochter einer Weißhexe wächst sie ohne ihren Vampir-Vater bei Mutter und Tante in einem kleinen idyllischen Dorf auf. Trotz des Aberglaubens der Dorfbewohner findet sie Freunde und führt ein unbeschwertes und glückliches Leben. Doch eines Tages holt sie ihre finstere Vergangenheit ein.
Der Verlag sei auf sie aufmerksam geworden, als sie an einem Zeichenwettbewerb teilgenommen und diesen gewonnen hatte. Gesucht wurde damals ein Partner für den kleinen blauen Drachen Mico, der das Maskottchen für das erste MiCoRo, das Mitteldeutsches Cosplay-Treffen Roßlau, werden sollte. So erfand Yukosan das kleine Mädchen Mika mit den langen lila Haaren und den großen grünen Augen. Dass der Machtwortverlag die Ideen der jungen Roßlauerin schätzt, zeigt sich dadurch, dass Drache Mico und das Mädchen Mika auch zum diesjährigen MiCoRo gemeinsam einladen - und zwar auf Bastelkarten, die Laura Köpke entworfen hat.
Treffen am Sonnabend
Das Mitteldeutsche Cosplay-Treffen findet am Sonnabend zum zweiten Mal im Roßlauer Veranstaltungssaal "Alte Turnhalle" statt. Mit Work-Shops, Live-Gesang, einen Kinderkarussell und vielem mehr werden interessierte Besucher erwartet. "Dieses Jahr machen wir auch eine verspätete Ostereiersuche. Dafür habe ich ein Bild spendiert als Preis", sagt die 21-jährige in spürbar freudiger Erwartung des Treffens.
Für die Manga-Kenner und Fans der Region sei das Spektakel eine Pflichtveranstaltung. Köpkes Vorfreude ist entsprechend groß. Aber nicht nur sie, auch Mico der Drache und Mika das japanische Mädchen können es kaum noch erwarten, was man an ihren großen leuchtenden Augen erkennt.