Region erhält eigenes kleines Budget
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - 100 000 Euro kostet so etwas. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff hatte Unterstützung versprochen. Doch mit der weltweiten Krise kamen die Vertröstungen.
Vorige Woche wurde Hantusch endlich erlöst, wenn auch das Geld aus einem unerwarteten Fördertopf kam. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministerium verschickte den ersten Zuwendungsbescheid aus dem Regionalbudget, einem landesweiten Fördermittelprogramm. Für die "Erarbeitung eines Wachstums- und Entwicklungskonzept für die gewerbliche Wirtschaft der Stadt" bekommt Dessau-Roßlau 77 000 Euro bereitgestellt.
In seinem Büro in der Albrechtstraße sitzt Harald Wetzel und blickt zufrieden auf die Pressemitteilung. "Wir sind nicht unstolz, dass wir die Ersten sind", sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Tourismus Anhalt GmbH (WTA), die als regionale Gesellschaft Türöffner, ja Schlüssel in dieses Programm war. 300 000 Euro fließen 2009 nach Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg. "Ohne uns", sagt Wetzel, "wäre die Region nicht an das Geld herangekommen." Es ist ein für beide Seiten überraschendes Happy End.
Im Juli 2008 schien das Ende der WTA besiegelt und die regionale Wirtschaftsförderung zu den Akten gelegt. Die WTA hatte Gesellschafter auf Gesellschafter verloren - und stand vor dem Aus. Am Ende gab es zwei Bewerber, die an eine Zukunft glaubten: Die Anhalt Dessau AG um ihren Vorstandsvorsitzenden Friedrich Kolbitz - und Harald Wetzel, seit 2003 Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung und Tourismus Anhalt GmbH und zuletzt als Regionalmanager in der Dübener Heide aktiv. Wetzel hatte ein gemeinsames Konzept mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wittenberg vorgelegt - und bekam den Zuschlag.
Zwei Zielvorgaben gab es bei Wetzels Amtsantritt. Das seit 2002 laufende Regionalmanagement musste verlängert werden. Es war und ist wichtigste Grundlage, die Arbeit der WTA zu finanzieren. Vor allem aber sollte die Gesellschaft das Regionalbudget einwerben, das bis 2013 läuft und jedes Jahr 300 000 Euro in die Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg bringen kann. "Beide Ziele", sagt Wetzel, "haben wir erfüllt."
Mit dem Regionalmanagement trägt die WTA die Personalkosten für drei Mitarbeiter und realisiert kleinere Projekte. 200 00 Euro Fördermittel stehen aus diesem Topf in jedem Jahr bereit. 60 Prozent ist die Förderquote. 333 000 Euro gibt es damit insgesamt.
Seit 2008 hat Wetzel mit diesem Geld Marketingaktivitäten für die touristische Dachmarke "Luther-Bauhaus-Gartenreich" finanziert und geholfen, die Regionalmarke "Mittelelbe" zu etablieren. Aktuell werden drei Vorhaben unterstützt. Es wurde eine Studie in Auftrag gegeben, was es kosten würde, die Kohlebahn von Ferropolis nach Burgkemnitz wieder in Betrieb zu nehmen, und wie ein Betreibermodell aussehen könnte. "Es gibt Unternehmen, die an dieser Bahn interessiert sind", sagt Wetzel. Für die Stadt Dessau ist eine Studie in Arbeit, wie die Entwässerung des Gewerbegebietes Flugplatz verbessert werden kann. Zudem unterstützt die Gesellschaft die Koordination des Städtebundes Dübener Heide.
Noch mehr Möglichkeiten bietet allerdings das Regionalbudget, das eine 80-prozentige Förderung garantiert. Entsprechend begehrt sind die Mittel aus diesem Topf. 16 Projektideen wurden bis Mitte 2009 eingereicht. Eine regionale Koordinierungsgruppe wurde gebildet, die schon im Februar das erste Mal zusammensaß. "Wir wollen ein Gremium schaffen, in dem alle sitzen und mitentscheiden", erklärt Wetzel. Im April fand eine Auftaktveranstaltung zum Thema Regionalbudget in Dessau statt. Am Ende wurden sechs Projekte ausgewählt - und in Magdeburg beantragt. Vor allen anderen Regionen in Sachsen-Anhalt.
Der erste Bescheid ist da. Die nächsten sind angekündigt. Für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld werden eine "Infrastrukturanalyse für die Gemeinde Muldestausee-Schmerzbach" und ein "Entwicklungs- und Marketingkonzept für das Wasserzentrum Bitterfeld" finanziert. Für den Landkreis Wittenberg werden "Zukunftsstrategien für Ferropolis" und eine "Analyse der Marketingstrukturen der Lutherstadt Wittenberg" erstellt. Die Stadt Dessau-Roßlau darf neben seinem "Wachstums- und Entwicklungskonzept" noch den "Standortfaktor Immobilien" untersuchen.
Dass die Vergabe streng paritätisch erfolgte, für Wetzel ist das Zufall, aber auch Indiz für die gute Zusammenarbeit der Region. "Es gab kein Hacken untereinander. Alle haben den regionalen Gedanken vorangestellt." Dem WTA-Chef hat das Zuversicht gegeben. Ende September läuft die Beantragungsfrist für das Regionalbudget 2010 ab. Im November soll die Koordinierungsgruppe tagen - und vielleicht sogar schon entscheiden. Drei Anträge liegen bereits vor. Einer befasst sich mit der Vermarktung der Seen zwischen Wittenberg und Bitterfeld. "Eine spannende Sache", lobt Wetzel, der aber nicht nur auf Anträge warten will. Das Jubiläum "800 Jahre Anhalt" 2012 ist eine Sache, wo sich die WTA einbringen will. "Finanziell und personell." Denkbar sei die Schaffung eine über zwei Jahre laufenden Management-Stelle. Wetzel sieht das als vorsichtiges Angebot. "Mal sehen, ob das einer mit uns machen will."