Neue Ermittlungen Polizei in Bielefeld rollt „Cold Cases“ auf - Mordfall aus dem 1990 hat Verbindungen nach Dessau
Die Polizei in Ostwestfalen-Lippe hat eine neue Ermittlungsgruppe gebildet, die 36 ungeklärte Kriminalfälle aus der Region noch einmal aufrollt. Ein einen Fall waren vier Jugendliche aus der Region Dessau involviert.

Dessau/Bielefeld/MZ. - Die Polizei in Ostwestfalen-Lippe hat eine neue Ermittlungsgruppe gebildet, die 36 ungeklärte Kriminalfälle aus der Region – so genannte Cold Cases – noch einmal aufrollt. Das hat das „Westfalen-Blatt“ gemeldet.
Der älteste Fall stammt aus dem Jahr 1970. Damals wurde die zerstückelte Leiche eines 67-jährigen Rentners gefunden. Zuvor hatte ihn ein Staubsaugervertreter beim Einkauf angesprochen und ihn nach Hause gefahren. Ein Verdächtiger konnte nie ausgemacht werden.
Einer der Fälle hat Verbindungen in die Region Dessau. Am 21. März 1990 war Erhard Büker erschlagen an einem Spielplatz in Bielefeld gefunden worden. Die Mordkommission fand Telefonnummern in der Wohnung des Opfers und konnte so rekonstruieren, dass Büker Kontakt zu vier Jugendlichen aus der Nähe von Dessau in der DDR hatte, die sich kurz nach der Wende im Westen umsehen wollten.
Fall Erhard Büker aus dem Jahr 1990 ist bis heute ungelöst
Die Mordkommission ging davon aus, dass die vier DDR-Bürger den Mann bei ihrem zweiten Besuch in Bielefeld ausgeraubt und umgebracht haben. Die Ermittlungen konzentrierten sich bald auf einen jungen Mann aus der Gruppe. Dieser wurde damals zur Polizei vorgeladen und von DDR-Polizisten verhört, die West-Kollegen durften zuhören. Dem Mann konnte nichts bewiesen werden, DNA-Untersuchungen gehörten noch nicht zum kriminalistischen Alltag. Die Bielefelder Ermittler mussten wieder abreisen. Der Fall Büker bleibt ungeklärt. Jetzt wird die Akte wieder geöffnet – im vereinten Deutschland. Ob der Tatverdächtige heute noch lebt, dazu wurden keine Angaben gemacht.
Man werde bei den Fällen nicht chronologisch vorgehen, sagte Hauptkommissar Markus Ickler, Chef der neuen Ermittlungsgruppe, dem „Westfalen-Blatt“. Man werde priorisieren müssen. Im Detail geht es darum, einst gefundene Tatortspuren mit neueren Mitteln noch einmal zu untersuchen. Vor allem bei sichergestellten DNA-Spurgen gibt es heute ganz andere Möglichkeiten.