1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Pläne für den Flugplatz: Pläne für den Flugplatz: Landebahn soll länger und breiter werden

Pläne für den Flugplatz Pläne für den Flugplatz: Landebahn soll länger und breiter werden

Von Thomas Steinberg 21.07.2004, 16:37

Dessau/MZ. - Wilhelm Kleinschmidt ist sehr zuversichtlich. Der Erstausbau des Flugplatzes sei vom Land mitfinanziert worden, der des Gewerbe- und Industriegebiets ebenfalls, da sei es nur folgerichtig, noch einmal Fördermittel nachzuschießen für Dessaus Flugplatz.

Der soll, so der Chef der Stadtwerke und des Flugplatzes in Personalunion, eine um 270 Meter längere Landebahn erhalten, die zudem am besten um 30 Meter verbreitert würde.

Außerdem auf der Wunschliste: Einrichtungen, die den Landeplatz tauglich machen für Instrumentenflug. Rund 1,5 Millionen Euro müsste dafür der Steuerzahler aufbringen, die Kleinschmidt als zusätzliches Argument für Unternehmer verstanden wissen will, sich in Dessau anzusiedeln.

Landauf, landab wogen die Diskussionen um Landebahnverlängerungen. Ursache hierfür ist ein höchst kompliziertes Regelwerk, das schon vor Jahren von der Joint Aviation Authorities verfasst wurde, in der 41 nationale Flugverkehrsbehörden gemeinsame Standards verabschieden. Die sind u. a. in der Jar-Ops 1 gemündet, einer Art StVO der Lüfte und de facto Gesetz. Ob elektrische Sicherungen oder Rauchen an Bord - die Jar-Ops 1 klärt auf 189 Seiten alle nur erdenklichen Themen. Eben auch die Länge von Landebahnen.

Für die werden neue Sicherheitszuschläge verlangt. Was für Jets bereits gilt, tritt ab 2005 für Propellermaschinen der India-Klasse in Kraft, zweimotorige Propellermaschinen mit einem Abfluggewicht von zwei bis 5,7 Tonnen, wie sie prinzipiell für den Dessauer Flugplatz zugelassen sind. Deren benötigte Landestrecken zwischen 600 und 1 000 Metern unter Normalbedingungen müssen mit dem Faktor 1,43 multipliziert werden, um der JAR-OPS 1 gerecht zu werden. Ergebnis im ungünstigsten Fall: 1 430 Meter. Angesichts dieser Zahl scheinen die in Dessau veranschlagten 1 250 Meter ein Kompromiss zwischen Anforderungen des Luftverkehrs und den Belangen von Anwohnern, Umwelt und Steuerzahlern zu sein. Wäre da nicht der Adressat der Jar-Ops 1, die sich ausschließlich an Luftfahrtunternehmen richtet, in erster Linie gewerbsmäßigen Linien- und Charterflug.

Ein Privatpilot, der gelegentlich zahlende Passagiere zu Flugtagen mitnimmt oder der Geschäftsflieger, der schneller zu Besprechung kommen möchte, sind von der Regelung ebenso wenig betroffen wie ein Flugsportverein, Polizei, Militär oder Werksverkehr. Sie alle können weiterhin Dessau ansteuern, selbst wenn sie in größeren Maschinen unterwegs sind. Nach derzeitigem Stand müsste ab 2005 kein einziges Flugzeug vor der Stadt Dessau abdrehen - weil es bislang schlicht keinen gewerblichen Luftverkehr gibt.

Die 1,5 Millionen Euro wären also eine Investition in eine vage Hoffnung, dass es irgendwann Linien- oder Charterflug ab Dessau geben könnte.

Und selbst wenn es den gäbe, würde der chronisch defizitäre Flugplatz, dessen Betrieb die Kunden der Dessauer Stadtwerke über Strom-, Wasser- und Gasrechnung mit jährlich 180 000 Euro finanzieren, kaum wirtschaftlicher arbeiten. Dazu bräuchte es 25 000 Flugbewegungen jährlich schätzt Kleinschmidt, mehr als zweieinhalb mal so viel wie momentan. "Aber wir wollen ja daraus keinen Tummelplatz machen", beteuert der DVV-Chef. Unter ökonomischen Aspekten dürfte sich auch das nicht lohnen: der ungleich größere Flugplatz Halle-Oppin, der noch reichlich Einnahmen vorweisen kann aus Vermietungen, schafft mit Mühe die rote Null.