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Petry wechselt in die CDU? Petry wechselt in die CDU?: AfD-Politiker aus Dessau-Roßlau fällt auf Fake-News herein

28.09.2017, 08:01
Der Facebook-Post der Fake-News. Das Kölner Abendblatt gibt es nicht.
Der Facebook-Post der Fake-News. Das Kölner Abendblatt gibt es nicht. Screenshot

Dessau-Roßlau - Die Verteidigung geriet halbherzig. „Ich habe doch gefragt, ob Satire oder echt“, schrieb AfD-Vizelandeschef Andreas Mrosek Anfang August im verkürzten Twitter-Deutsch. „Wenn echt, dann ok. Wenn nicht, geplatzte Hoffnung! Bin kein Fan von Frau Merkel.“

Die Journalisten waren trotzdem konsterniert. „Sie hielten für denkbar, dass DAS ein seriöser Nachrichtentext ist?“, wurde Mrosek über Twitter gefragt. Angesichts des wörtlichen Merkel-Zitats „Ich bin es so langsam satt, immer die Buhfrau für alles zu sein. Merkel ist Schuld wenn es schlecht schmeckt, Merkel ist Schuld wenn der Sex richtig schlecht war“ schienen Zweifel angebracht.

Am Ende blieb Mrosek nur ein entschuldigender Satz. „Macht aber auch bei Facebook seine Runde.“

Das „Kölner Abendblatt“ existiert gar nicht

Das „Kölner Abendblatt“ hat am 1. August eine Exklusivmeldung verbreitet. „Merkel bestätigt Rückzugsmeldung aus der Politik.“ Über eine Millionen Mal wurde diese Meldung auf Facebook und Twitter geteilt.

Mrosek, Sonntag für die AfD in den neuen Bundestags gewählt, war einer davon. Der Grund für die exklusive Geschichte war einfach: Die Meldung ist ein Fake. Das „Kölner Abendblatt“ existiert nicht - und ist ein Beispiel für einen neuen Trend: Kaum einer prüft noch Quellen.

Das „Kölner Abendblatt“ ist ein Projekt der Internetseite „Paul Newsman“, die es möglich macht, erfundenen Geschichten einen halbwegs seriösen Anstrich zu geben. Jeder kann dort den größten Blödsinn veröffentlichen - und hat die Wahl, das bei vier „Zeitungen“ zu tun: dem „Kölner Abendblatt“, dem „Blitz-Kurier“, dem Frauen-Magazin „Britta“ und dem Sportmagazin „Grätsche“. Wer also eine Geschichte mit einer dieser Quellen findet, sollte vorsichtig sein.

Infobox informiert über den satirischen Inhalt

Hinter „Paul Newsman“ steht ein Mitarbeiter einer Koblenzer Kreativagentur, der im April 2016 einen Kollegen veräppeln wollte. Mit einem Fake-Artikel. Der Kollege wollte einen Link dazu. Der aber fehlte. Kurz darauf entstand eine Webseite, die genau solche Links liefert.

Mit einer eindeutigen Infobox am Ende jedes Artikels: „Paul Newsman ist eine Plattform, die es jedem Besucher erlaubt, innerhalb von Sekunden Fake- oder Satireartikel zu veröffentlichen. Daher solltest du diesen Artikel auf gar keinen Fall ernst nehmen oder als seriöse Quellenangabe nutzen.“

Das Problem ist: Bis dahin kommt nur, wer den Artikel bis zum Ende liest. Was 2017 offensichtlich auch Politiker nicht immer tun - und so schnell zum Fake-News-Vertreiber werden. Ohne daraus zu lernen.

Mrosek löschte den Facebook-Beitrag nachträglich

Am Mittwoch dieser Woche war es wieder soweit. „Eilmeldung: Frauke Petry wechselt spontan in die CDU“, meldete das „Kölner Abendblatt". Natürlich wieder exklusiv. Und wieder verbreitet von Andreas Mrosek. "Verräterin! Abscheulich!"

Das Urteil des neuen AfD-Bundestagsmitglieds war schnell gefällt. Ebenso schnell gab es in seinen Facebook-Kommentaren Hinweise auf die Fake-News. Mrosek löschte den Beitrag noch am Mittwochvormittag. (mz/sb)