Optimismus und Skepsis bei Neuanfang Optimismus und Skepsis bei Neuanfang: Gastronomen aus Dessau-Roßlau sehnen die Wiedereröffnung herbei

Dessau-Rosslau - Matthias Brief ist in doppelter Hinsicht erleichtert. Erstens darüber, dass die Gastronomien in Sachsen-Anhalt voraussichtlich am 22. Mai wieder öffnen dürfen und zweitens darüber, dass es tatsächlich erst an diesem Tag wieder losgeht.
„Es war sicherlich eine Bitte vieler Gastronomen, erst nach dem Männertag wieder hochzufahren. Gut, dass die Landesregierung dem entsprochen hat“, konstatiert Brief, der zusammen mit Manfred Hesse das „Schlemmerhouse“ und die „Cubar“ in der Zerbster Straße sowie die „Alte Schäferei“ in Ziebigk betreibt. „Gerade in der jetzigen Situation wäre der Männertag für Gastronomien schwer zu bewältigen gewesen. Deshalb können wir da noch den Tag länger warten“, so Brief.
Beim Männertag hatten viele Gastronomen Probleme gesehen, die Corona-Schutzmaßnahmen durchzusetzen
So kommen die Gastronomen nicht ins Schwitzen, diesmal am 21. Mai, bei großen Männergruppen die Corona-Schutzmaßnahmen durchzusetzen. Sonst an den anderen Tagen, ist er zuversichtlich, dass die Gäste für das Thema sensibilisiert sind. Welche konkreten Maßnahmen in den einzelnen Restaurants zur Eindämmung des Corona-Virus und zum Schutz der Gäste und des Personals umgesetzt werden müssen, wird derzeit in einem Schutzkonzept abgestimmt, dass den Gastronomen bis zum Beginn der nächsten Woche vorliegen soll.
Die rund zwei Wochen bis zur Wiedereröffnung wollen Brief und Hesse für Lieferanten- und Mitarbeitergespräche nutzen, damit alles vorrätig ist und das Personal sich auf die neue Situation einstellen kann. Fast alle Mitarbeiter wurden in der Lockdown-Phase in Kurzarbeit geschickt. Um die weiterlaufenden Betriebskosten zu decken, wurden die Soforthilfen vom Bund und Land sowie von der Stadt in Anspruch genommen und im Schlemmerhouse ein Außerhaus-Service eingerichtet. Die privaten Kosten, so Brief, habe er durch Ersparnisse bestritten. Gleichzeitig wurde die Zeit der Schließung für Renovierungen und Ausbesserungen in den Restaurants genutzt.
Erste Reservierungen für die Zeit nach dem 22. Mai sind schon da
Brief fühlt sich für den Neustart ab dem 22. Mai gut gerüstet. Er, sein Geschäftspartner und sein Team, wollen unter Berücksichtigung der Schutzmaßnahmen wieder voll einsteigen. Zu den vor Corona gewohnten Öffnungszeiten soll drinnen und draußen bedient werden. „Wir haben nach Bekanntgabe der Wiedereröffnung sogar gleich zwei Reservierungen für das „Schlemmerhouse“ und die „Alte Schäferei“ erhalten“, freut sich Brief. Dass sie den Verlust der letzten Wochen, im verbleibenden Jahr noch aufholen, da ist der Gastronom doch eher skeptisch. „Dennoch wird uns die Reduzierung der Mehrwertsteuer ab Juli helfen, die Mehrkosten für die Schutzmaßnahmen aufzufangen und die angefallenen Defizite etwas besser auszugleichen“, ist Brief überzeugt.
Auch am Elberadweg zwischen Dessau und Wörlitz, am Forsthaus Leiner Berg, läuft jetzt alles auf Hochtouren, um ab dem 22. Mai wieder zu öffnen. „Die Zeit der Schließung haben wir für Umbau- und Renovierungsarbeiten genutzt. In den noch verbleibenden rund zwei Wochen werden wir uns intensiv auf die Wiedereröffnung vorbereiten“, erzählt der Forsthaus-Betreiber Dirk Werner. Um Gästen ausreichend Platz trotz Mindestabstand zu bieten, soll ein Teil des Parkplatzes für die Gastronomie mitgenutzt werden.
Forsthaus Leiner Berg hat die Speisekarte etwas gestrafft
„Die Speisekarte“, so Werner „haben wir etwas gestrafft, damit alles, auch bei hohem Gästeaufkommen, gut gemanagt werden kann“. Auch er rechnet schließungsbedingt mit einem schlechteren Umsatz in diesem Jahr im Vergleich zu 2019. Seine Hoffnung beruht darauf, dass durch den Binnentourismus im Sommer und Herbst mehr Gäste auf dem Elberadweg unterwegs sein und damit auch mehr Leute am Leiner Berg einkehren werden.
Tobias Felger, Inhaber des „Tobi ornot ToBe“ in der Johannisstraße, begrüßt die Öffnung, ist aber gleichzeitig auch skeptisch. „Es muss alles in einen Gesamtrahmen passen. Nur wenn die Leute das Vertrauen haben, dass die Infektion beherrschbar bleibt, können sie unbeschwert gastronomische Angebote genießen. Dafür muss der Staat noch einiges tun. Sollte es sonst einen zweiten Lockdown geben, wäre das fatal“, so der Gastronom. (mz)
