Oldtimer-Ausstellung in Dessau Oldtimer-Ausstellung in Dessau: Träume aus der Pionierzeit
Dessau/MZ. - Horch, Wanderer, Adler, DKW - Namen, mit denen heutige Autokäufer kaum noch etwas anzufangen wissen, bei denen aber der Großvater zu Hause voller Anerkennung mit der Zunge schnalzt.
In den 20er und 30er Jahren beherrschten diese Marken neben Mercedes und Ford sowie Opel den deutschen Automarkt, war Sachsen mit den Werken in Chemnitz, Zwickau und Zschopau das Zentrum des Automobilbaus. Die Erinnerung an diese Pionierzeit hält seit Donnerstag eine Oldtimer-Ausstellung im Dessauer RathausCenter wach, deren Besuch sich nicht nur für Fans lohnt.
Zweckmäßigkeit und Eleganz prägten die Konstrukteure der damaligen Zeit mit einfachen Mittel in ihren Entwürfen. Der Horch 420, das Prunkstück der Ausstellung, verkörpert die Luxusabteilung damaliger Ansprüche. Ein Blick in den Motorraum verdeutlicht, wie einfach und trotzdem effektiv Triebwerkbau sein kann. Aus fünf Litern schöpfte der Reihenachtzylinder 100 Pferdestärken. Nach dem Verbrauch fragte keiner.
Zu sehen gibt es neben dem seltenen Essex SuperSix aus Berlin auch den Opel 7/34, den Vorläufer der berühmten Olympia-Modelle, oder einen Werksrennwagen von DKM. Dieses Monoposto von 1931 verfügte über 34 PS, und über ein riesiges Lenkrad, mit dem der todesmutige Pilot nicht nur den 400 Kilogramm schweren Wagen steuerte, sondern an dem er sich auch festhalten musste, um in den Kurven nicht herauszufallen. Gurte? Fehlanzeige. Von einer der zahlreichen Informationstafeln, die mit vielen Details aufwarten und Geschichten über diese Autos erzählen, lächeln dazu passend auch die berühmten Vorkriegs-Rennfahrer den Besucher an.
Neben dem legendären Italiener Tazio Nuvolari, Spitzname "Ledergesicht", finden sich dort auch Lenkrad-Akrobaten wie Hans Stuck oder Herrmann Müller. Von den Sicherheitsstandards, wie sie heutige Formel 1-Piloten genießen, konnten diese Fahrer damals nicht einmal träumen.
"Wir wollen unseren Besuchern die Möglichkeit bieten, durch solch eine Ausstellung einen Blick in die Geschichte werfen zu können", umreißt der Center-Manager den Sinn der Aktion. Alle Exponate, zu denen auch Motorräder von DKW oder NSU sowie ein dreirädriger Framo-Lieferwagen gehören, sind voll funktionsfähig. Sieben Millionen Mark beträgt der Versicherungswert der Raritäten. Der ideelle Wert aber ist wohl unbezahlbar.