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Notruf-Statistik für Dessau-Roßlau Notruf-Statistik für Dessau-Roßlau: Retter in jedem fünften Fall zu spät

Von Daniel Salpius 19.07.2019, 05:00
Symbolbild: Ein Rettungswagen des DRK auf dem Weg zu einem Einsatzort.
Symbolbild: Ein Rettungswagen des DRK auf dem Weg zu einem Einsatzort. imago stock&people

Dessau-Roßlau - In medizinischen Notfällen zählt jede Minute. Doch in jedem fünften Fall warten Patienten in Dessau-Roßlau zu lange auf den Rettungswagen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung hervor. Demnach sind im Jahr 2018 nur in rund 80,2 Prozent der Einsätze die Retter innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist von zwölf Minuten vor Ort gewesen.

Damit liegt die Doppelstadt sogar leicht unter dem Landesdurchschnitt von 81,1 Prozent. Laut Rettungsdienstgesetz des Landes müssen Rettungskräfte in mindestens 95 Prozent der Fälle die Hilfsfrist einhalten. Diese Quote wurde im Vorjahr nirgendwo im Land erreicht.

Noch deutlicher ist der Unterschied bei den Notarzteinsätzen. Hier liegt der Landesdurchschnitt bei 92,7 Prozent, Dessau kommt nur auf 83,7 Prozent und ist mit diesem Wert in Sachsen-Anhalt Schlusslicht. Zum Vergleich: In Magdeburg waren Notärzte zu 98,7 Prozent innerhalb der zwölf Minuten am Einsatzort.

„Die statistische Erfassung der Rettungszeiten wurde umgestellt“

In Dessau-Roßlau sind vier Rettungswagen im Einsatz, stationiert bei der Berufsfeuerwehr in Süd, in der Amalienstraße sowie in Roßlau in der Karl-Liebknecht-Straße. Zusätzlich gibt es zwei Notarztwagen. Einen am Klinikum, einen in Roßlau.

Die schlechten Quoten haben laut Martin Müller, stellvertretender Chef der Dessauer Berufsfeuerwehr, diverse Ursachen. Aus seiner Sicht die wichtigste: „Die statistische Erfassung der Rettungszeiten wurde umgestellt.“ Nun beginne die Hilfsfrist schon mit dem Abnehmen des Hörers. „Wenn die Anrufer unter starkem Stress stehen oder Sprachprobleme haben, kann es zwei bis drei Minuten dauern, bis wir wissen, was passiert ist und wo wir hin müssen.“

Diese Minuten würden der Hilfsfrist zugerechnet. „Wenn ein Rettungsteam vor Ort Verstärkung rufen muss, läuft die Hilfsfrist ebenfalls weiter“, so Müller. Bevor die Erfassung umgestellt wurde, habe die Quote in Dessau-Roßlau noch 2016 bei 92 Prozent gelegen.

Vielzahl an Bagatelleinsätzen bremst die Retter zusätzlich aus

Ein weiterer Grund, warum Retter teils zu spät kommen, sei die Vielzahl an Bagatelleinsätzen. Manchmal werde ein Rettungswagen gebunden, um ein Heftpflaster zu kleben. Wie Müller erklärt, sei es den Mitarbeitern am Notruftelefon aber zu heikel, solche Einsätze abzulehnen, da sie Beschwerden fürchten müssen. Hinzu kämen gerade beim Notdienst lange Anfahrtswege. „Hier versorgen wir auch Orte im Landkreis Wittenberg mit. Wir fahren mitunter bis nach Coswig raus.“

Um die Fristen trotzdem besser einhalten zu können, erwäge man, so Müller, die Einsatzwagen anders im Stadtgebiet zu verteilen. „Wir machen uns da schon Gedanken.“ Zusätzliche Retter brauche es nicht. „Das geben die Einsatzzahlen nicht her“, betont Müller. Ein weiteres Einsatzfahrzeug, das dann nicht richtig ausgelastet ist, sei zu teuer. (mz)