Nichts kann sie trennen Nichts kann sie trennen: Elisabeth und Heinz Oppermann haben vor 70 Jahren "Ja" gesagt

Kochstedt - Vom Bundespräsidenten kam ein hochoffizielles Glückwunschschreiben aus Berlin. Die Kochstedter Ortsbürgermeisterin Britta Grahneis überbrachte persönliche Glückwünsche und eine Flasche Sekt. Die drei Töchter schauten im Laufe des Mittwochs auch gerne vorbei.
Glückwunschkarten zur Gnadenhochzeit sind so selten wie das Jubiläum
Bloß das mit den üblichen Glückwunschkarten ist dann doch eine Herausforderung gewesen. „Für solch einen Anlass gibt es einfach nicht die passenden Karten“, stellt die älteste Tochter von Elisabeth und Heinz Oppermann fest. Ihre Eltern haben am Mittwoch den 70. Hochzeitstag begangen. Offiziell nennt sich das Gnadenhochzeit. „Das ist sehr selten und dürften nur wenige tatsächlich erleben“, konstatiert Britta Grahneis.
Doch Elisabeth und Heinz Oppermann haben es geschafft. Zum einen, 90 Jahre alt zu werden. Zum anderen, es schon sieben Jahrzehnte miteinander ausgehalten zu haben. Wie kann eine Ehe so lange so gut gehen? „Wir ergänzen uns gut, sagen unsere Töchter. Mein Mann ist der Praktiker. Ich bin der Kopfmensch“, erzählt Elisabeth Oppermann.
„Das war all die Jahre nicht ständig Harmonie. Wie in jeder guten Ehe gab es auch Krach und Meinungsverschiedenheiten. Doch wichtig ist, dass man sich immer wieder zusammenrauft“, ergänzt er. Vielleicht war es auch die gemeinsame Vergangenheit, schon vor dem Bund der Ehe und die damit verbundene Möglichkeit gründlich zu prüfen, ob man sich auf ewig bindet.
Elisabeth Oppermann zog 1938 aus dem Emsland nach Dessau
Es war im Jahr 1938, als Elisabeth Oppermann mit ihren Eltern aus Lingen im Emsland nach Dessau-Süd zog. Der Vater, ein Elektromeister, fand Arbeit in den Junkerswerken. Dort arbeitete auch der Vater von Heinz Oppermann. In Süd wohnten sie in der Travemünder Straße. Die Familie von Elisabeth an dem einen, die Familie von Heinz am anderen Ende der Straße. Aus flüchtiger Bekanntschaft wurde in Jugendjahren ein intensiveres Kennenlernen.
Irgendwann schoss Amor seinen Pfeil und traf. Sie wollte Lehrerin werden. Er machte eine Banklehre. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der turbulenten Zeit danach, änderten sich die Pläne. Von der Bank wechselte er zu Polysius, später ZAB und arbeitete dort bis zur Rente 1990 in der Planungsabteilung als Fachökonom und EDV-Spezialist. Dafür wurde neben dem Beruf auch noch einmal studiert.
Statt Lehrerin wurde sie Damenschneiderin, arbeitete aber kaum in dem Beruf. Der Vater, der sich selbstständig machte, holte sie in die Verwaltung seines Elektrobetriebs. Danach folgten Verwaltungstätigkeiten, unter anderem bei der Konsumgenossenschaft und beim Dessauer Kraftverkehr.
Eine schwere Herzmuskelentzündung machte sie 1982, mit erst 52 Jahren zur Vollinvalidin. Zwischendurch mussten noch drei Kinder großgezogen werden. Die älteste Tochter kam schon wenige Monate nach der Hochzeit am 28. Oktober 1950 zur Welt. „Angesichts aller Umstände hätte ich nie gedacht so alt zu werden“, sagt Elisabeth Oppermann.
Paar lebt seit einem jahr in einer Seniorenwohnanalge in Kochstedt
Doch das Schicksal meinte es gut mit ihnen. Sie können beide miteinander noch selbstständig einen Haushalt führen. Nur für ein eigenes Haus mit großem Garten, wie sie es 66 Jahre lang im Travemünder Weg besaßen, reichte irgendwann nicht mehr die Kraft. Es wurde verkauft. In einer Seniorenwohnanlage in Kochstedt leben sie seit fast einem Jahr und harren der Dinge, die da noch kommen mögen.
Vielleicht sogar die Kronjuwelenhochzeit. Die würden sie in fünf Jahren begehen. Doch in ihrem Alter sind sie gelassen. „Wir haben schon so viel erlebt. Wenn es soweit ist, dann ist es soweit“, sagt Elisabeth Oppermann und ist doch dankbar für jeden Tag, den sie mit ihm noch hat. (mz)
