Neujahrsempfang in Dessau-Roßlau Neujahrsempfang in Dessau-Roßlau: Unruhig und ungeduldig

Dessau-Rosslau/MZ - Manchmal fühlt sich Frank Mohs wie ein Bergführer. Das Ziel, der Berg, ist in Sicht. „Und trotzdem wird an jeder Wegmarke diskutiert, welcher Weg zu gehen ist, ob der Kompass noch funktioniert.“ Ein Unding.
Lange Liste der Versäumnisse
„Wir sind in tiefer Sorge um die Zukunft der Stadt. Wir sind unruhig und ungeduldig“, sagte Mohs, Chef vom Dessauer Bund der Selbständigen, der in diesem Jahr Gastgeber für den traditionellen Neujahrsempfang der Dessau-Roßlauer Wirtschaft war. Das Debakel Friedensbrücke, die Personalie Philipp Oswalt, die Standort-Diskussionen für die neue Schwimmhalle und das Bauhaus-Museum, die fehlende Stadtmarketinggesellschaft, der Streit um die Bauhausstadt Dessau, die Nordumgehung, die Auseinandersetzungen zwischen Stadtverwaltung und Stadtrat: Die Liste der Versäumnisse, die Mohs auf der Bühne des Umweltbundesamtes aufzählte, war lang. „Wir wünschen uns zu diesem Themen 2014 ausschließlich positive Schlagzeilen“, sagte Mohs und fragte mit Nachdruck: „Was nützt die beste Strategie, wenn sie am Ende nicht umgesetzt wird?“
Dieser Satz war so etwas wie das Stichwort für Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Der sich am Anfang rechtfertigte, ohne sich rechtfertigen zu wollen. Warum kommt der Regierungschef zur Dessau-Roßlauer Wirtschaft, nicht aber am Sonntag zum offiziellen Neujahrsempfang der Stadt Dessau-Roßlau ins Anhaltische Theater? „Ich bin in keinem der drei Oberzentren im Land beim Neujahrsempfang“, sagte Haseloff, der trotzdem drei Neujahrsempfänge in Dessau-Roßlau mitmacht: vorige Woche in Waldersee, bei der Wirtschaft und übernächste Woche bei der IHK im Theater.
Was folgte, war ein kritisches Plädoyer für das kreisfreie Oberzentrum Dessau-Roßlau. Für das Land sei es günstiger, wenn Dessau eine Kreisstadt wäre, sagte Haseloff. „Wir leisten uns aber dieses Oberzentrum, weil wir an die Entwicklungspotenziale glauben.“ Die könnten gehoben werden - mit der Region. Das Stadt-Umland-Verhältnis müsse deutlich aber besser werden. Das setze aber eine gewisse Gesprächsqualität voraus. Gerade wenn es darum gehe, das Umland an der Finanzierung des Anhaltischen Theaters zu beteiligen. Das sei notwendig. „Über die Wege müssen wir reden.“
Dass es in Sachen Theaterfinanzierung nur einen Weg gibt, machte später Oberbürgermeister Klemens Koschig klar, den Ministerpräsident Haseloff zuvor außen vor gelassen hatte („Ich bin mir da mit Frau Bürgermeisterin Nußbeck einig“). Selbst wenn die überschuldeten Landkreise Geld geben wollten, sie dürfen es nicht. „Es bedarf einer gesetzgeberischen Initiative.“ Koschig jedenfalls hat den Landräten schon mal einen (kostenfreien) Sitz im städtischen Theater-Ausschuss angeboten.
Haseloff verteidigte zugleich Sachsen-Anhalts Sparpolitik. Seit seiner Amtsübernahme habe Sachsen-Anhalt keine neue Schulden gemacht. An der Drei-Millionen-Euro-Kürzung beim Anhaltischen Theater hielt der Regierungschef ebenso fest. Es werde auch künftig ein starkes Theater, ein starkes Musiktheater, in Dessau geben. Details nannte Haseloff nicht.
Der Ministerpräsident mahnte zudem eine bessere Außendarstellung an. „Es gibt keine Stadt, die besser gelegen ist. Wird das den 4 000 Einpendlern genügend nahe gebracht?“ Und noch ein Manko hatte Haseloff entdeckt: Dass es an der Hochschule Anhalt bis heute kein Bauhaus-Zertifikat für Absolventen gibt. „Das ist meine Hausaufgabe.“
Große Feier und ein Neubau
„Bringen Sie die Vorzüge der Region und deren kulturelle Fähigkeiten nicht in Gefahr“, mahnte Thomas Holzmann, amtierender Präsident des Umweltbundesamtes, Richtung Land an und kündigte zum 40. Geburtstag der Bundesbehörde 2014 nicht nur eine große Feier in Dessau an, sondern verriet auch Details des geplanten Neubaus eines Gebäudes mit Konferenzräumen und Platz für 100 Büros: Es soll, als erstes Gebäude einer solchen Größe, mehr Energie produzieren als benötigen. Das sei eine unglaubliche ingenieur-technische Leistung. Vergleichbar vielleicht mit dem Bau des Eiffelturms. „Mit dem hat das auch geklappt.“
