Neues Kinderstück Neues Kinderstück am Anhaltischen Theater in Dessau: Im Puppenspiel "Fridolin und Friederike" geh es um die Liebe

Dessau - Wer schon einmal verliebt war, wird das kennen: Vor lauter Schmetterlingen im Bauch vergisst man alles andere um sich herum. Die rosarote Brille sieht nur eines scharf, den Angebeteten oder die Angebetete - für alles andere bleibt man blind. Die Liebe ist das zentrale Thema in Maja Nielsens Kinderbuch Fridolin und Friederike. Im Anhaltischen Theater feierte der Stoff am vergangenen Sonntag als Puppentheaterstück Premiere.
Generalintendant Johannes Weigand, der die Regie führt, hat für diese Produktion zwei Gäste an Land gezogen, die ihr Dessau-Debüt geben. Josephine Hock und Christian Sengewald spielen Friederike und Fridolin, eine Henne und einen Hahn, die so sehr ineinander verliebt sind, dass es ihnen zum Verhängnis wird. Der liebestrunkene Fridolin hat zum wiederholten Male vergessen zu krähen, weswegen die genervte Bäuerin kurzerhand beschließt, den Hahn einem befreundeten Kornbauern zu übergeben. Ein erzwungener Liebesentzug wegen Vergesslichkeit durch Herzklopfen.
Beide haben an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin Puppenspiel studiert
Liebe lässt einen manchmal bescheuert aussehen. Christian Sengewald kann sich noch gut an eine Aktion erinnern, als er vor lauter Verliebtheit etwas Dummes tat. Er hatte sich über Umwege Zugang zur Wohngemeinschaft seiner Angebeteten verschafft. „Ich habe 50 Reagenzgläser, die ich mir vorher aus der Uniklinik besorgt hatte, mit Blumen bestückt und in ihrem Zimmer aufgestellt“, erzählt der 42-Jährige und fügt lachend an, „das hat bei ihr eher Befremden ausgelöst.“ Nachts lag er dann wach und fragte sich: „Sengewald, was hast du dir dabei gedacht?“
Doch Liebe kann nicht nur blind und dumm machen - sie kann auch Berge versetzen. So wie in Fridolin und Friederike. „Zu wissen, dass es da eine Person gibt, auf die man sich so unglaublich verlassen kann, lässt einen ungeahnte Kräfte entwickeln“, sagt Josephine Hock.
Beide, Hock und Sengewald, haben an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin Puppenspiel studiert. Nicht im selben Jahrgang, Josephine Hock ist 24 Jahre alt, die beiden trennen also 18 Lebensjahre. Kennengelernt haben sie sich erst in Dessau - und man hat das Gefühl, dass die Chemie stimmt.
Eine dieser Fragen, die Puppenspieler und Regie beschäftigt, ist die Rolle der Henne
Wie muss man sich das künstlerische Annähern vorstellen? „Durch die Arbeit hat man innerhalb weniger Minuten einen gemeinsamen Fokus“, erzählt Sengewald von der ersten Begegnung mit Hock. Große Erwartungen? Josephine Hock drückt es anders aus. „Man hat natürlich die Hoffnung, dass man in ein gemeinsames Entwickeln, in ein gemeinsames Wahrnehmen und gemeinsames Spielen kommt“, erzählt sie, „und ich habe auch die Hoffnung, dass wir ähnliche Fragen an unsere Figuren stellen.“
Eine dieser Fragen, die Puppenspieler und Regie beschäftigt, ist die Rolle der Henne. Die ist im Kinderbuch nämlich eher passiv dargestellt. „Ich habe damit am Anfang ganz schön gekämpft“, gibt Josephine Hock zu. Doch wie kann man dieses Stück erzählen, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass es aus der Zeit gefallen ist? Eine Lösung könnte die Bauernhof-Welt sein.
Denn nicht nur Fridolin und Friederike spielen eine Rolle, sondern auch andere Tiere - alle Puppen für diese Produktion wurden von Kerstin Dathe gebaut -, sowie Bäuerin und Kornbauer, die Hock und Sengewald als Menschen verkörpern. Über jeden Zweifel erhaben ist keine der Rollen, was Josephine Hock begrüßt: „Ich finde es schön, dass alle Figuren in diesem Stück ein bisschen verschroben sind.“
„Wir zeigen, dass auch Erwachsene nicht immer wissen“
Für die Kinder ab vier, die im Publikum sitzen, wird auch spannend zu beobachten sein, wie die Erwachsenen miteinander umgehen. „Wir zeigen, dass auch Erwachsene nicht immer wissen, wie man mit dem anderen Geschlecht umgeht. Das ist durchaus lustig“, verspricht Christian Sengewald. Gespannt sind beide, wie das Publikum auf die Inszenierung reagieren wird.
„Gerade ein Kinderstück braucht ein paar Vorstellungen vor Kindern, um zu wissen, welches Timing es wirklich braucht“, sagt Josephine Hock. „Das ist ja das Tolle am Theater“, sagt Christian Sengewald, „mit der Premiere ist die Arbeit nicht abgeschlossen. Du kannst noch weitermachen.“ Mit der Liebe läuft es ähnlich. (mz)
