Neueröffnung in Peterholzstraße: Neueröffnung in Peterholzstraße: Im Dessauer Süden gibt es ein neues Eiscafé

Dessau - Lust auf Schoko, Erdbeer, Pistazie oder Butterkeks und Quark-Orange? Bei Ngo Van Chuong und seinem Sohn Philipp Ngo Minh hat man die Qual der Wahl. Das stellen auch zwei Radtouristinnen aus Berlin fest, die auf ihrer Bauhaustour beim Besuch im Konsumgebäude der Gropiussiedlung Lust auf Kaffee und Getränke hatten. Die gab es dort nicht, aber sie bekamen am Donnerstag den Tipp, doch zum „Eiscafé Süd“ zu fahren.

Vor wenigen Wochen hat Ngo Van Chuong das Café in der Peterholzstraße eröffnet. Nur einen Steinwurf entfernt von der Straßenbahnhaltestelle Peterholzstraße auf der einen Seite und den Laubenganghäusern auf der anderen Seite. Noch, sagt der Mann, der 1987 als Vertragsarbeiter aus Vietnam in die damalige DDR nach Dessau kam, sei die Kundschaft etwas zurückhaltend. „Aber es steigert sich“, erzählt er mit einem Lächeln. Dessau-Süd, stellt er fest, sei eben nicht die Innenstadt.

In der Innenstadt hatte Ngo Van Chuong viele Jahre in der Scheibe Nord ein Geschäft geführt. Dort ist jetzt die Tourist-Information. Nach der Kündigung der Räume musste er überlegen, wo er seinen Laden weiter betreibt oder was er macht. Da kam der Tipp mit einem Eiscafé, weil es so eines in Dessau-Süd schon lange nicht mehr gibt. Hinein spielte auch die Überlegung mit dem Bauhaus-Jubiläum und den zahlreichen Bauten, die der Dessauer Süden zu bieten habe.

Also ergriff der 52-Jährige die Initiative und sanierte zwischen Februar und Mai das Ladengeschäft einer ehemaligen Schneiderei. Hat gemalert, Wandverkleidung angebracht, gefliest - „alles selber gemacht“, sagt er lächelnd. In warmen Braun- und Rottönen hat er das 40 Plätze fassende Café eingerichtet, dazu gibt es noch etwa 30 bis 40 Plätze im Außenbereich. „Aber momentan sitzen alle drinnen. Weil es so heiß ist“, sagt Ngo Van Chuong.

Dass er einmal selbst Eis herstellen und verkaufen würde, war freilich nicht abzusehen, als der Mann, der aus dem Norden Vietnams stammt, vor 32 Jahren nach Dessau kam. Im VEB Plastbelag hatte er gelernt und gearbeitet. Aber dann kam die Wende und er wurde arbeitslos. Doch Zuhause sitzen, das war ihm nichts. So wurde er Fensterputzer bei einer Reinigungsfirma.

Als die Pleite ging, machte er eine Umschulung zum Stuckateur. Doch Arbeit fand er danach nicht. Da habe er sich selbstständig gemacht. Verkaufte bis 2001 Bekleidung erst auf einem Stand auf dem Dessauer Markt, später kam ein Imbiss in der Köthener Straße dazu. Und aus dem Marktstand wurde schließlich 2003 das Geschäft in der Scheibe Nord.

Ein kleines Geschäft hat die Familie immer noch, den Imbiss aber nicht mehr. Doch nun stellt Ngo Van Chuong auch Eis her. Bei der Firma Pregel in der Nähe von München, erzählt er, haben er und sein Sohn sich das Rüstzeug für die Herstellung von italienischem Gelato und Sorbet geholt. Es sei wichtig, dass sie das Handwerk beherrschen, sagt der Besitzer des Eiscafés und verweist auch auf die Zertifikate, die beide erhielten.

Täglich von 12 bis 18 Uhr lädt das „Eiscafé Süd“ zum Schlemmen ein. Sind die Türen geschlossen, wird das Eis für den kommenden Tag gemacht. Meist, sagt Ngo Van Chuong dauere das bis Mitternacht. Doch es mache ihm Spaß - und weit bis nach Hause habe er es nicht. Die Familie hat eine Wohnung direkt über dem Café gemietet.

Unter 16 Sorten können die Kunden wählen. Ihm selbst, verrät Ngo Van Chuong schmecken Pistazie und Butterkeks am besten. Das Eis sei auch ganz anders, als er es noch aus seiner Kindheit aus Vietnam kenne. Dort gab es meist Wassereis - mit Wasser, Zucker und Kokosmilch. Er wiegt den Kopf: „Das hier schmeckt viel besser.“ (mz)