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Neuer Wasserturm Neuer Wasserturm Dessau: Wird der Inneraum bald öfter für Veranstaltungen genutzt?

Von Danny Gitter 25.07.2016, 12:39
Jürgen Kutschmann zeigte am Wochenende im Wasserturm eine Auswahl seiner Bilder in Acryl und Pastell.
Jürgen Kutschmann zeigte am Wochenende im Wasserturm eine Auswahl seiner Bilder in Acryl und Pastell. Lutz Sebastian

Dessau - Diese Beziehung, die ist für ihn was Besonderes. Oft griff Jürgen Kutschmann in den vergangen Jahren zu Pinsel und Farbe, um ihn zu porträtieren und künstlerisch zu verewigen.

„Regenbogen am Wasserturm“, „Goldstraße zum Wasserturm“ mit einer von Herbstlaub bedeckten Straße oder auch „Winter am Wasserturm“ und Dutzende andere Werke beziehen sich auf den ziegelsteinernen Koloss am Lutherplatz.

Das Gefühl zu Hause zu sein

„Die künstlerische Liebe zum Neuen Wasserturm, die erklärt Kutschmann so: „Ich wohne ganz in der Nähe und in Verbindung mit diesem Bauwerk kann man wunderbar verschiedene Stimmungen aufgreifen“. Auch wenn es ihn mal aus Dessau wegzieht, sobald der Hobbymaler am Horizont die Spitze des 63 Meter hohen Turms sieht, hat er das gute Gefühl, schon bald wieder zu Hause zu sein.

Deshalb machten ihm seine Mitstreiter vom Verein zur Förderung und Erhaltung des Neuen Wasserturmes zum 70. Geburtstag nachträglich ein besonderes Geschenk, als er am Wochenende einen Teil seiner Bilder im Turm zeigen durfte.

Der Verein zur Förderung und Erhaltung des neuen Wasserturms besteht zehn Jahre. Das fast 120 Jahre alte Wahrzeichen am Lutherplatz ist dank des Engagements vor dem Verfall gerettet. 2015 wurde das Sandsteinportal wieder hergerichtet, fast alle Fenster sind wieder eingesetzt.

Inspiriert von alten Meistern

Am 10. Juli 1946 wurde Kutschmann in Ziebigk geboren. Mit 13 Jahren, nach einem Besuch der Anhaltischen Gemäldegalerie, kribbelte es ihm in den Fingern, selbst zu malen. Seitdem lässt ihn dieses Hobby nicht los.

Die Alten Meister Rembrandt und Monet aber auch Impressionisten wie Max Liebermann inspirieren Kutschmann in seinem künstlerischen Schaffen. Um die 1.000 Werke in Öl, Acryl und Pastell hat der ehemalige Maschinenbauingenieur und heutige Ruheständler bisher geschaffen.

Landschaften und deren Stimmungen zu den verschiedenen Jahreszeiten, vor allem in der Region, aber eben auch auf seinen Urlaubsreisen ans Mittelmeer, in die Alpen und anderswo, hat der Dessauer mit Pinsel und Farbe festgehalten.

Freilich nur einen kleinen Ausschnitt dessen konnte er in seiner Ausstellung präsentieren.

Wasserturm erstmals von innen zugänglich

Das Geburtstagsgeschenk seines Vereins war gleichzeitig auch ein Geschenk an alle Doppelstädter. Denn das erste Mal konnte der Neue Wasserturm auch im Inneren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Dieses verlockende Angebot, einen ausführlichen Blick in den 1896 erbauten Turm zu werfen, ließen sich viele Dessau-Roßlauer nicht entgehen.

Die Fassade, die seit zehn Jahren, seit der Gründung des Vereins zur Förderung und Erhaltung des Wasserturms Schritt für Schritt immer ansehnlicher wird, weiß schon seit langem zu überzeugen.

Gute Akustik für musikalische Experimente

Auch die inneren Werte stimmen auf den ersten Blick. „Es ist doch überraschend hell, gut erhalten und vor allem die Akustik ist wirklich gut“, schilderte Lothar Grewling, einer der zahlreichen Besucher der Vernissage am Sonnabend seine ersten Eindrücke.

Das mit der guten Akustik wusste dann auch gleich die Band „Jazzfeel“ für sich zu nutzen. René Kutschmann, der Sohn des Künstlers, spielte am Kontrabass zusammen mit Jörg Naumann am Saxofon.

Die Ausstellung vom Wochenende zeigt dem Verein auch erste realistische Perspektiven zur zukünftigen Nutzung des Neuen Wasserturms.

Den Turm regelmäßig zugänglich machen

„Dieses Gebäude für kleine temporäre Ausstellungen oder Aktionen regelmäßiger der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, das sollte auch schon in näherer Zukunft möglich sein“, konstatiert Hans Tobler, der Vereinsvorsitzende.

So ist im September mit Unterstützung des Stadtarchivs eine Ausstellung zum 120-jährigen Jubiläum des Neuen Wasserturms geplant. Im Dezember sollen mit Interessierten Weihnachtslieder im Turm gesungen werden.

„Die langfristige Nutzung hängt vom Baufortschritt und unseren Vereinsressourcen ab. Konkret ist da heute noch nichts“, sagt Tobler. In der Retrospektive ist er erstaunt, was sich sein Verein bisher zugemutet hat.

Über eine halbe Million Euro aus Förderungen, Sponsoring und Spenden wurden bisher verbaut. Und ein Ende der Sanierungen und Kosten ist noch nicht in Sicht.

Deshalb wünscht sich auch Kutschmann zu seinem 70., dass der Verein noch einen langen Atem für sein Jahrhundertprojekt hat und er selbst noch recht lange den Alten Meistern der Malerei und als Musiker der Band „Tangenten“ den frühen Meistern der Pop- und Rockmusik frönen kann. (mz)

Der Wasserturm am Lutherplatz hat seine Feuertaufe als neuer Ausstellungsort der Stadt mit Bravour bestanden.
Der Wasserturm am Lutherplatz hat seine Feuertaufe als neuer Ausstellungsort der Stadt mit Bravour bestanden.
Lutz Sebastian
Das Duo „Jazzfeel“ verzauberte die zahlreichen Besucher mit seinen musikalischen Klängen.
Das Duo „Jazzfeel“ verzauberte die zahlreichen Besucher mit seinen musikalischen Klängen.
Lutz Sebastian