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Neue Seniorenresidenz Neue Seniorenresidenz: Mitten im Dessauer Leben

Von danny gitter 18.03.2013, 17:58
Viele Dessauer sahen sich in dem neuen Haus um.
Viele Dessauer sahen sich in dem neuen Haus um. Lutz Sebastian Lizenz

dessau/MZ - Lage, Lage, Lage. Diese alte Maklerweisheit gilt für Immobilien fast aller Art. Auch für Seniorenresidenzen. Deshalb war es eine mehr als kluge Entscheidung der K + S Unternehmensgruppe auf dem Gelände der einstigen Leopoldskaserne in der Ferdinand-von-Schill-Straße zu bauen. „Die Standortentscheidung ist sehr wichtig. Hier können wir unmittelbar am städtischen Leben teilnehmen“, preist die Leiterin der neuen Seniorenresidenz, Lysann Kirmes nur einen der Vorteile der seit 1. März bewohnten Einrichtung. Es ist der Zauber des Neuanfangs, der sich noch über alle fünf Etagen des Gebäudes erstreckt. „Langsam finden wir zueinander“, beschreibt Lysann die Situation der ersten zwei Wochen.

Nicht nur die Einrichtung ist neu. Auch das Personal und die Bewohner sind gerade dabei, den Neubau mit Leben zu erfüllen. Am Sonntag gab es davon mehr als genug. Beim Tag der offenen Tür gaben sich die Besucher förmlich die Klinke in die Hand. Zum Teil im Schneckentempo wälzten sich die Massen durch die Flure zu den Aufenthaltsräumen und der

Entspannungsoase, dem so genannten Snoezelenraum, wo Musik, Licht und Liegekomfort in Verbindung mit Physio- und Ergotherapie für Entspannung sorgen. Kaum ein Winkel, der nicht gründlich inspiziert wurde, wo das Personal geduldig Fragen beantwortete und die Gäste die Zimmer im ersten und vierten Obergeschoss mit den eigenen Vorstellungen abglichen und analysierten. Schließlich ist es sprichwörtlich eine Entscheidung fürs Leben, wo der letzte

Abschnitt des Lebensabends verbracht werden soll. Noch ist die Auswahl groß. Die ersten 21 der insgesamt 128 Plätze sind bis Sonntag belegt gewesen. Von dem Trubel zum Tag der offenen Tür bekamen die derzeitigen Bewohner wenig mit. Ihre Obergeschosse, das zweite und das dritte, blieben für den Publikumsverkehr gesperrt. Hier verlief der Tag wie immer, wie schon die anderen seit dem 1. März. Um 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück, 12 Uhr Mittag, nachmittags Vesper und 18 Uhr Abendbrot. Das sind feste Rituale. Die Zeit dazwischen kann individuell ausgefüllt werden. Wie sie ihre zukünftigen Tage

hier gestalten wird, probiert Edith Dietrich genau wie die anderen derzeit noch aus. Bisher hieß es erstmal ankommen, sich mit der neuen Umgebung vertraut machen und gegenseitig kennenlernen. „Ich habe mich schon ganz gut eingelebt. Es gefällt mir sehr gut. Das Essen ist einwandfrei, das Personal liebevoll und fleißig“, findet Dietrich nur positive Worte zu ihrem neuen Zuhause. Mit ihren 89 Jahren schultert sie noch viel selbst. Nur das Sehvermögen ist nicht mehr das Zuverlässigste. Bis vor zwei Jahren war der Umzug in eine Seniorenresidenz für sie nur ein Gedankenspiel.

„Mein Block, wo ich wohnte, wurde abgerissen. Dann bin ich erstmal zu meiner Tochter gezogen“, erzählt sie. Ein Dauerzustand sollte die neue Situation nicht werden. Auf Dauer zu klein für eine zusätzliche Person war die Wohnung in der Dessauer Innenstadt. Ein Platz in einer Seniorenresidenz wurde gesucht. Nur war der woanders in der Stadt nicht zu finden und Dessau wollte sie auf keinen Fall verlassen. Der Neubau daher ein Glücksgriff. Bereut hat Dietrich die Entscheidung bisher nicht. Individuell nach ihrem persönlichen Geschmack hat sie sich ihr Einzelzimmer eingerichtet. Beim Blick aus dem bodentiefen Fenster sagt sie: „Ich beobachte und spüre das Leben. Man fühlt sich hier frei und nicht eingesperrt“.

Diesen Eindruck teilen auch andere Bewohner. Eine Umstellung ist es trotzdem. „Man braucht wohl noch einige Zeit , um sich hier zu Hause zu fühlen“, mutmaßt Siegfried Zäper. Mit seiner Frau Erika teilt er sich ein großzügig ausgestattetes Zimmer mit Schlaf- und Wohnbereich. Das Seniorenpaar will in den nächsten Wochen für sich noch den roten Faden finden, wie Zäper sagt.

Noch ist hier alles im Werden. „Mit jedem Tag werden wir immer mehr ein Team“, konstatiert Pflegekraft Nicole Mergner. Das Kollegiale und vor allem den hohen technischen Standard schätzt die 26-Jährige bei ihrer Arbeit in der Residenz. Acht Jahre Berufserfahrung hat sie. Einen anderen Beruf kann sich die junge Frau derzeit kaum vorstellen, auch wegen der Abwechslung. „Alltag den gibt es bei uns nicht. Jeder Tag ist anders“, freut sie sich auf die neuen Herausforderungen an ihrem nagelneuen Arbeitsort mitten im Zentrum von Dessau.

Viele Dessauer sahen sich gestern in dem neuen Haus um. Edith Dietrich hat ihren Platz gefunden.
Viele Dessauer sahen sich gestern in dem neuen Haus um. Edith Dietrich hat ihren Platz gefunden.
Lutz Sebastian Lizenz