Neue Hoffnung für das Dessauer Friederikenbad
DESSAU/MZ. - Alter Glanz nicht mehr sichtbar
Exponiert gelegen, genau am Dessauer Ortseingang, lässt die herrschaftliche Villa ihren einstigen Glanz nur noch erahnen. Gut zwei Jahrzehnte steht das Friederikenbad leer. Jedes Jahr ist ihm anzusehen. Der Abriss schien lange Zeit die einzige Alternative. Nicht für Jetzke. "Die Außenhülle kann erhalten werden." Drinnen sollen binnen eines Jahres 15 moderne Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen für Senioren entstehen.
Eine Million Euro will Jetzke gemeinsam mit Matthias Zinke investieren. Beide haben zuletzt die "Seniorenresidenz an den Kienfichten" verwirklicht. Es war ihr erstes gemeinsames Projekt. Die Erfahrungen kommen beiden jetzt zugute. Im ehemaligen Klubhaus "Maxim Gorki" entstanden für 1,3 Millionen Euro 13 Appartements und 30 stationäre Pflegeplätze in gehobener Ausstattung. "Diese Standards", sagt Jetzke, "wollen wir auch am Friederikenbad halten." Die "Seniorenresidenz an den Kienfichten" wird seinen Service dort mit anbieten. "Die Mieter bekommen die Betreuung, die von ihnen gewünscht wird."
Das denkmalgeschützte Haus hat eine lange Geschichte. Im Sommer 1825 wurde an dieser Stelle der Mulde eine Badehaus eröffnet, das seit 1827 nach der regierenden Herzogin "Friederikenbad" genannt wurde. Zunächst im Besitz des Herzogs, wurde es 1871 verkauft. Fischermeister Julius Haltnorth führte die Badeanstalt, ehe sie 1895 der Kaufmann Paul Röding übernahm und an gleicher Stelle das jetzige Friederikenbad errichtete. Das war fast eine moderne Wellness-Oase - mit Dampfbädern, römisch-irischen Bädern sowie Moor- und kohlensauren Bädern". Im zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde das Bad 1947 von der Familie Röding wieder eröffnet und bis 1965 betrieben, ehe das Grundstück an den VEB Stadtwirtschaft, Abteilung Beleuchtung, und von der Abteilung Rationalisierung der HO genutzt wurde.
Seit der Wendezeit steht das Friederikenbad leer. Eine Bauherrengesellschaft hatte den Gebäudekomplex übernommen. Es gibt eine Diplomarbeit, die dort eine Radlerpension vorschlägt. Die Pläne wurden aber nie verwirklicht. 1998 legten Kinder ein Feuer, das beträchtlichen Schaden anrichtete. 2000 wurden Nebengebäude abgerissen - und der 30 Meter hohe Schornstein gesprengt.
Neun Jahre später sind die Voruntersuchungen abgeschlossen, liegen die Pläne für das "neue" Friederikenbad auf dem Tisch. Fahrstuhl, behinderten- und seniorengerechte Ausstattung, Fußbodenheizung, Balkone. 850 Quadratmeter Nutzfläche auf vier Etagen bietet die Villa, die vor dem Baustart völlig entkernt werden muss. "Außer den tragenden Wänden muss alles raus", sagt Jetzke, der unliebsame Überraschungen nicht ausschließt. "Damit muss man bei einem Gebäude, das so lange leerstand, immer rechnen."
Schandfleck soll verschwinden
Im Frühjahr 2010 sollen die Bauarbeiten starten - und binnen eines Jahres abgeschlossen sein. Die abstimmenden Gespräche mit der Dessau-Roßlauer Stadtverwaltung laufen. Die Resonanz ist positiv. "Das Interesse ist groß", schätzt Jetzke ein, "dass dieser Schandfleck verschwindet."