NDW-Star Hubert Kah als Sänger NDW-Star Hubert Kah als Sänger: Band "Herren" aus Dessau will mit neuem Album durchstarten

Dessau - Neue Deutsche Härte trifft auf Neue Deutsche Welle. 80er-Ikone Hubert Kah („Sternenhimmel“) aus Baden-Württemberg ist im Sommer zur Dessauer Metal-Band „Herren“ gestoßen. Am Freitag erscheint nun das erste gemeinsame Album „Neue Deutsche Herrlichkeit“.
Das und eine Tour durch Osteuropa sollen nur der Anfang sein. Auch eine Teilnahme beim Eurovision Song Contest schließen die „Herren“ für 2018 nicht aus. Mit harten Klängen und weicher Stimme wollen sie jetzt ein ganz neues Genre begründen: Eben jene „Neue Deutsche Herrlichkeit“. MZ-Redakteur Frank Krause sprach mit den Bandgründern Henry und Thilo von Herren.
Mit Blick auf den Bandnamen: Sie nennen sich „Herren“. Der hat schon mehrere Deutungsebenen, oder?
Thilo: Es geht schon darum, dass wir einen gewissen Führungsanspruch als Band haben, also dass wir uns gut finden mit dem was wir tun, dass wir selbstbewusst sind. Aber natürlich sind wir auch einfach eine Gruppe Männer.
Henry: Wir sind keine jungen Hüpfer mehr, alles gestandene Männer und demzufolge auch Herren.
Wie haben Sie Ihren neuen Sänger Hubert Kah eigentlich kennengelernt?
Henry: Da müsste ich jetzt anfangen: In einer rauen Winternacht. (lacht) Es war auf dem Berliner Gotik-Treffen. Dort sollte Hubert Kah singen und die „Herren“ waren als Band gebucht. Dann kamen wir ins Gespräch und haben uns sofort gut verstanden.
Und wie ist er schließlich zum Band-Mitglied geworden?
Henry: Wir haben uns letztendlich so gut verstanden, dass wir uns gefragt haben: Wollen wir nicht mal einen Song zusammen machen, also Herren featuring Hubert Kah? Hubert war hellauf begeistert und hat gesagt: Machen wir!
Thilo: Das war echt ein Glücksfall, Hubert kam zufällig auch genau in dem Moment, als unser alter Sänger ausgeschieden ist.
Henry: Und dann hat er sich bei mir schriftlich beworben. Dann mussten wir ihn natürlich nehmen. (lacht)
Hubert Kahr will in die Umgebung von Dessau ziehen, um näher bei der Band zu sein
Wie sieht generell die Zusammenarbeit mit Hubert Kah aus? Kommt er nach Dessau oder fahren Sie in Richtung Reutlingen?
Thilo: Wir als Band haben hier in Dessau, Wörlitz und Oranienbaum unsere Wurzeln und es ist dann schon so, dass er dann meistens herkommt. Er will sich hier in der Umgebung auch niederlassen, damit er näher an der Band dran ist.
Welchen Einfluss hat Hubert auf das neue Album?
Thilo: Also ganz besonders sticht die Stimme heraus. Normalerweise haben NDH-Bands wie Rammstein und Oomph! tiefe maskuline Stimmen zu harten Gitarren- und Keyboard-Klängen. Hubert hat eine ganz andere Stimme.
Die ist viel heller, aufgelöster und hat auch eine größere Stimmrange. Hubert lässt sich dann richtig in die Texte reinfallen - dadurch wird der Klang speziell und tiefgründig. Er nimmt das emotional sehr auf und setzt das gut um.
Hat er auch einen eigenen Song eingebracht?
Henry: Hubert hat 1983 den Song „Einmal nur mit Erika“ herausgebracht. Der sollte aber damals schon „Einmal nach Amerika“ heißen. Selbst im Westen, zu Zeiten des Kalten Krieges, war das politisch nicht korrekt, so dass der damalige Produzent und der Manager „Einmal nur mit Erika“ daraus gemacht haben.
Und jetzt, rund 30 Jahre später, haben wir Hubert vorgeschlagen, dass er seine musikalische Integrität wiederherstellen könnte, indem er den Song so singen darf, wie es damals geplant war. Natürlich nach unserer Musik. Der Song heißt jetzt „Einmal nach Amerika“ und der ist auf unserem neuen Album zu finden.
„Beim ESC muss man einfach mal wieder etwas anderes machen“
Sie haben sich vor Jahren schon einmal für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest beworben. Gibt es in der neuen Bandformation für 2018 ähnliche Bemühungen?
Henry: Beim ESC muss man einfach mal wieder etwas anderes machen, siehe Lordi. Und wenn man sich da offen bewerben kann, werden wir das auch tun.
Vor allem in Osteuropa kommt unsere Musik gut an. In Moskau und Sankt Petersburg sind für das kommende Jahr sogar Auftritte geplant.
Und wie sieht es mit den Fans in der Heimat aus?
Henry: Dadurch, dass wir seit 2013 als „Herren“ unterwegs sind, geben wir wie jedes Jahr unser Abschlusskonzert im Beatclub in Dessau. Das ist dann auch unser erster gemeinsamer Live-Auftritt mit Hubert. Ich denke, dass von den alten Fans dann vielleicht fünf enttäuscht sind, aber 500 neue sagen: „Mann, das ist toll!“ (mz)
Das Album „Neue Deutsche Herrlichkeit“ ist ab Freitag überall im Handel und unter www.herren.rocks erhältlich.