Nach Streit um Merci-Markenrecht Nach Streit um Merci-Markenrecht: Gelassenheit im "Bistro Merci" in Dessau

Dessau - Im drei Jahre währenden Merci-Markenrechts-Streit vor den Gerichten in Frankfurt/M. obsiegt hat jetzt der Süßwaren-Hersteller Storck gegen eine Café-Betreiberin im hessischen Bad Soden. In deren vier Filialen heißt es nun „Au revoir, Café Merci“. Der geschützte Name sei bis Januar 2016 zu tilgen im Firmentitel, auf Briefköpfen, Speisekarten, Verpackungen etc.
„Oh weh, das wird für die Frau aber teuer“, schüttelt Christine Döring beim Zeitungsstudium den Kopf. Frau Döring hat soeben die Tür für die Gäste geöffnet in ihrem „Bistro Merci“, dem Restaurant um die Ecke vom Dessauer Rathaus, das seit April 1992 eine feste gastronomische Adresse ist im Stadtzentrum Dessau. Die Gewerbeerlaubnis für diesen Standort hatten die Eheleute Christine und Thomas Döring bereits seit 1989. In dem 1988 errichteten Neubaugebiet hatten die damaligen Stadtentwickler Gewerberaum für gastronomische Zwecke freigelassen. Dann warfen friedliche Revolution und Systemwechsel in Ostdeutschland manchen Plan und Traum gründlich durcheinander. Nicht den von Christine und ihrem Küchenmeister Thomas Döring. Beide richteten in den turbulenten Nachwendejahren ihr kleines Bistro ein.
Bei der Namenssuche besprachen sich die Dörings mit Freunden, Bekannten, Kollegen. „Bistro“ - hat französisch flottes Flair, wie ja auch das russische Buystro „schnell“ meint, schmunzelt die Chefin. „Merci“ aber hat für die Dörings von Beginn an die Assoziation von dankbarer Freundlichkeit zwischen Gast und Gastgeber, von gepflegtem Essen und Bedienung. „Für uns gehört dieses französische Wort einfach in den umgangssprachlichen Alltag, dessen Gebrauch nicht geschützt oder untersagt werden kann“, erinnert sich Christine Döring an ähnliche Markenschutz-Diskussionen, die es in den 1990er Jahren schon einmal gegeben hatte.
Was Christine Döring zu dem Gerichtsentscheid über das Merci-Markenrecht zugunsten der August Storck KG sagt und was ein möglicherweise drohender Verlust des Namens bedeuten würde, lesen sie auf der nächsten Seite.
Und in der Zeit über den Jahreswechsel 2014/15 bekam Christine Döring auch schon mal einen Anruf . „Von einem Rechtsanwalt aus Frankfurt am Main. Der wollte wissen, ob sich schon die Süßwarenhersteller ’August Storck KG’ gemeldet hatten. Hatten sie bis dato nicht und haben sie auch bis heute nicht. Wir können jetzt nur warten, ob sich auch für uns was ergibt aus dem Gerichtsurteil“, plädiert die Gaststätteninhaberin dafür, jetzt ruhiges Blut zu bewahren.
Es gibt einige Mercis in der deutschen Gastronomie. Im Norden im Bremerhavener Mediterraneo Shopping-Center in der „Baguetterie und Crêperie Merci“, im thüringischen Gera ein „Restaurant & Bierbar Merci“ oder gleichnamiges Eis-Café im Ostseebad Nienhagen zwischen Warnemünde und Heiligendamm.
Das „Merci“-Team am Dessauer Lustgarten 6-8 zählt derzeit fünf Mitarbeiter. An den Töpfen und Pfannen das Zepter für den gesundheitsbedingt ausgeschiedenen Gründungsvater und Chefkoch Thomas Döring übernommen hat Adrian Nelles. Die kleine Gaststätte „um die Ecke“ mit der internationalen Speisekarte - sie läuft und ist bei Einwohnern, Stammtischen und Gästen anhaltend beliebt.
Was einen möglicherweise drohenden Namensverlust für’s Merci angeht, da behält Christine Döring kühlen Kopf und wiederum „ruhig Blut“. „Wir sind seit über 20 Jahren am Standort und durch einige Turbulenzen gegangen. Um jetzt zu wissen: Vom Streit um einen Namen geht hier die Welt nicht unter. Dann wird es eben ein neuer.“
Welcher das denn sein könnte? Da muss die Geschäftsinhaberin gar nicht lange überlegen. „Na einer, der schon bekannt und sowieso gang und gäbe ist bei unseren Gästen. Und wir hier werden eben mit ’Dessauer Schnauze’ beschrieben: ’Komm’ste mit zu Dörings? Wir gehen zu Christine!’ Sollte also unser Schild über dem Lokal gewechselt werden müssen, kommt eben einer von unseren Namen dran.“ (mz)