Nach dem Feuer Nach dem Feuer: Brandopfer beziehen ein neues Zuhause in Kleutsch
KLEUTSCH/MZ. - Die Notwendigkeiten - wie Waschen, Essen, Trinken und Aufräumen - stehen momentan im Vordergrund. Mancher in dieser Familie funktioniert einfach nur. Kinder wie Eltern haben noch lange nicht verarbeitet, was ihnen am Dienstagabend widerfahren ist.
Im Spitzboden ihres Eigenheims im Kastanienweg war ein Feuer ausgebrochen. Die Kinder konnten gerettet werden. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar. Wie sich zwei Tage nach dem Brand herausstellt, hatte das Nesthäkchen der Ks. das Feuer entdeckt und war in eines der unteren Geschosse des Hauses geflüchtet. Zwei seiner Geschwister schliefen noch. Der älteste Sohn Paul, der gegen 21 Uhr am Computer im Erdgeschoss arbeitete, hatte nicht nur die Nachbarn herbeigetrommelt, sondern die Feuerwehr angerufen und seine Geschwister geweckt.
Nicht auszudenken, wäre es anders gelaufen. So macht sich Mutter Antje K. ihre Gedanken, und die Nerven liegen blank. Eine Viertelstunde vor der Brandkatastrophe habe sie die Kinder nochmals zugedeckt und jedes der Kinderzimmer kontrolliert, erzählt sie. Die jüngsten drei haben geschlafen. So konnte sie beruhigt das Haus für einen Augenblick verlassen - nichts habe auf eine Katastrophe hingedeutet. Es war ein ganz normaler Dienstag.
Inzwischen haben Ks. im Ort unheimlich viel Gutes erfahren, sagen die Sozialarbeiterin und der Tischler, deren Arbeitgeber verständnisvoll reagierten bzw. helfen wollen. Sogar die Erzieherinnen der Kindereinrichtung Spatzennest - Ks. Kinder Anni und Janne werden dort betreut - hätten Wäsche mit nach Hause genommen, und dort gewaschen, weil ja alles, was die Familie an Wäsche besitzt, sich in den Kinderzimmern und im Schlafzimmer befand. Sämtliche dieser Räumlichkeiten liegen im Dachgeschoss bzw. im Obergeschoss des Hauses, das zerstört ist.
Gedeckter Mittagstisch
Manche Kleutscher, sagt Mutter Antje, seien mit Spielzeug im Gepäck angekommen. Reichlich Umzugskartons hatten die Kleutscher für die Aufräumarbeiten im Brandhaus beigesteuert. Ein Nachbar habe seine Garage für gerettete Möbel bereitgestellt. Im Bürgerbüro sei für die Helfer im Brandhaus Kaffee gekocht worden. Andere hatten die Familie an ihren Mittagstisch gebeten. "Es ist einfach Wahnsinn, was uns an Mitgefühl und Hilfsbereitschaft entgegen gebracht wird", sind Antje und Uwe K. dankbar - auch dafür, die Möglichkeit erhalten zu haben, bis zur Sanierung ihres Hauses in Kleutsch bleiben zu können.
Die Familie ist am Mittwoch in eine Wohnung in einem Haus im Kirchweg eingezogen. Sie wählte aus verschiedenen Angeboten aus. "Diese Wohnung", sagt Antje, "ist komplett eingerichtet, was uns sehr entgegen kommt." Denn die eigenen Kinderzimmer- und Schlafzimmermöbel sind zerstört. Alle anderen Einrichtungsgegenstände der Ks. sind stark verschmutzt. Brandgeruch hängt im gesamten Haus. Die Küchennutzung in der neuen Bleibe erfolgt übrigens gemeinsam mit den Hauseigentümern. "Ich will mich auf jeden Fall auch nützlich machen", ist Antje K. einfach dankbar für alles. Doch dann stockt sie, kann nicht weiterreden. Die Nerven.
Während die Kinder am Küchentisch ein Marmeladenbrötchen kauen, zählen ihre Eltern Uwe und Antje gemeinsam mit ihrem ältesten Sohn Paul auf, was ihnen alles geblieben ist. Das Klavier im Wohnzimmer konnte gerettet werden. Ebenso die Klarinetten und die Blockflöte der Kinder. Und ganz bestimmt eine Reihe von Fotoalben und eine Wanduhr - die einzige Erinnerung an Uwes Eltern, wie er nachdenklich bemerkt.
Fachleute im Brandhaus
Ob es ein viertel- oder ein halbes Jahr dauert, bis Ks. Häuschen saniert ist? - Niemand kann dies derzeit sagen. Die Gebäudeversicherung war schon vor Ort und schickt am Freitag die ersten Fachleute nach Kleutsch. Statiker wie Handwerker sollen das Haus, von dessen Treppe man derzeit in den Himmel blicken kann, in Augenschein nehmen. Die Experten müssen schließlich entscheiden, was abgerissen werden muss und was an diesem Haus erhaltenswert ist.