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Nach Brand in Roßlau Nach Brand in Roßlau: Detaillierte Schadensaufnahme beginnt

Von silvia bürkmann 18.05.2013, 21:08
Die Firma Dachbau Sandner ist dabei, das ausgebrannte Dach zu verschließen.
Die Firma Dachbau Sandner ist dabei, das ausgebrannte Dach zu verschließen. Sebastian Lizenz

Rosslau/MZ - „Mutti, mir geht’s gut. Aber ich glaube, ich brauche jetzt alle möglichen Koffer und Körbe“, brachte Sandra Düsterhöft am Morgen nach dem Brand in der Nacht zu Himmelfahrt die Botschaft auf einen pragmatischen Kern. Sie nahm der Schreckensbotschaft an die Eltern in Dessau damit einen winzigen Teil an Schärfe. „Aber genutzt haben die Koffer dann überhaupt nichts“, erinnert sich Helga Düsterhöft. Die Tochter nämlich konnte am Tag danach ihre Wohnung längst nicht ausräumen. Der Brandort war polizeilich beschlagnahmt; wegen akuter Gefährdung der Mieter hatte die Hausverwaltung der Wohnanlage in der Roßlauer Birkenallee den Zutritt untersagt. „Wir durften ja alle nur noch einmal für fünf Minuten ins Haus, um die allerwichtigsten Unterlagen, Urkunden und Papiere zu holen“, denkt die 35-jährige Sandra kopfschüttelnd zurück. „Mensch, was hatten wir alle doch für ein Glück im Unglück.“

Eine Woche später nun war die komplett evakuierte Hausgemeinschaft der Birkenallee wieder versammelt, um mit der Hausverwaltung das nächste Vorgehen abzusprechen. Schon bei der Zufahrt zur Birkenallee fällt der hoch ausgefahrene Arm des Autodrehkrans ins Augen. Auf dem Dach also tut sich was, die Sandner Dachbau GmbH aus Dessau räumt auf und dichtet ab. Auch durch die Stockwerke marschieren Handwerker im Blaumann, installieren ihre Technik in 19 Wohnungen. Die Leipziger Sanierungsunion Plate, Experte für Brand- und Wasserschäden, geht an die Trockenlegung der enormen Wasserschäden.

Von Tür zu Tür klopft sich Carola Hoffmannbeck durch das Haus. Die Hausverwalterin für die Birkenallee 6 macht am Freitag noch bis spät in den Nachmittag die konkrete Schadenaufnahme bis ins Detail. An das lange Pfingstwochenende hat Hoffmannbeck noch keinen Gedanken verschwendet. „Wir wollen, dass für unsere Mieter schnellstmöglich wieder Normalität einzieht.“ Und so ist die junge Frau vom Serviceteam der in Berlin ansässigen Homa-Living Immobilienverwaltung jetzt fokussiert auf den Standort Roßlaus Birkenallee. Ohne Unterlass klingelt das Telefon, zeichnet der Anrufbeantworter die Anfragen der Betroffenen auf. „Vorgestern waren es 98. Und der letzte kam um dreiviertel Zwölf.“

Es sind große und kleine Probleme, die die Geschädigten umtreiben. „Wann ist der Strom wieder da? Wann können wir zurück?“ Die 19 Mietparteien aus dem Mitteleingang des Gebäudeverbundes Birkenallee 4-8 sind alle noch evakuiert, in Hotels sowie Pensionen in Dessau-Roßlau untergekommen oder privat und bei Freunden. „Da kommen immer neue Fragen“, erinnert sich Carola Hoffmannbeck an den Anruf einer 80-jährigen Mieterin. „Sie musste ihren Hustensaft zurücklassen. Na, dann haben wir den eben geholt.“ Der Schwerpunkt für die Hausverwaltung liegt jetzt in der Schadensanalyse im Einzelnen und den Regelungen mit der Versicherung. Dann seien sukzessive die Elektrik und Verteilerschränke zu reparieren. „Wenn die Elektrofachleute die Stromanlagen freigegeben haben, erst dann können die Mieter wieder ins Haus“, so Hoffmannbeck.

Bei Familie Rockmann im 2. Obergeschoss liegt schon wieder Strom an. „Wir sind in der Pension ,Am Stadtwald’ gut untergebracht und herzlich aufgenommen worde.“ An einen Wiedereinzug vor der Generalrenovierung aber denken Jürgen und Birgit Rockmann nicht. Die Eheleute haben eine Eigentumswohnung und wollen die nach dem großen Schadensfall grundsanieren. Auch der schöne Laminatfußboden muss raus. „Sonst kommt er in ein paar Monaten sowieso hoch. Denn das Wasser hat sich seinen Weg gesucht. Und die Dämmung unter dem Fußboden ist durchgeweicht, gammelt und schimmelt jetzt unweigerlich. Also raus und neu!“ Die Versicherung greift und ab Mittwoch nächster Woche soll die Wohnungssanierung bei Rockmanns beginnen.

Sandra Düsterhöft aus dem 1. OG findet in Gräfenhainichen Obdach. Sie will noch einen Dank loswerden: „Unser Hausmeister kümmert sich ganz großartig um alles.“ Bernd Göricke wehrt das Lob bescheiden ab. Er gehörte 1997 zu den Erstbewohnern. Auch er ist jetzt vom Brand betroffen.