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Musikalischer Ausflug zu den Briten

Von Rainer Schöbe 23.01.2006, 16:24

Dessau/MZ. - Eröffnet wurde es mit der Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels "Judas Maccabäus", in der sich das Orchester, wie durch den gesamten Abend hindurch, sehr engagiert und klangschön präsentierte. Im folgenden "The Lord worked wonders" sang sich Ulf Paulsen stimmgewaltig durch wahrhaft halsbrecherische Verzierungen und Läufe. Die Philharmonie begleitete dankbar zurückhaltend, von Golo Berg zeitgemäß vom Spinett aus dirigiert.

Das berühmte "God save the Queen" fand in verschiedensten Werken Eingang, darunter auch in die Jubelouvertüre von Carl Maria von Weber, die ganz und gar auf ihren Schlusschoral mit besagtem Lied hinsteuert, sonst aber wenig Substanz hat. So ist es ebenfalls in Johann Strauß' "Huldigung"-Walzer, der es als Rahmen des üblichen Walzerschemas hat.

Viel erfrischender, auch klanglich, war die "Fantasia on Greensleeves" von Ralph Vaughan-Williams, die in erster Linie tief empfunden, weil mit der Heimat verbunden ist. Golo Berg und sein Orchester verstanden es, eine sehr reiche Farbpalette auszubreiten, dabei aber der hervorragenden Soloflötistin Beate Ann-Neumann genug Raum für ihr lyrisches Solo zu lassen.

In Edward Elgars "Sea Pictures" wurden die verschiedenen Stimmungen an der Küste mitreißend in Klang gesetzt. Sabine Noack tat mit ihrem dunklen Mezzosopran und rührender sängerischer Gestaltung einen großen Beitrag zum Gelingen dieses selten zu hörenden Werkes. Dem typisch britischen schwarzen Humor widmete man sich nun mit dem Kultgespann Gilbert und Sullivan. Doch dieser Humor war in den Moderationen von Ronald Müller und Golo Berg schon vorher allgegenwärtig. Die Ouvertüre zur "H.M.S. Pinafore" wurde auch dementsprechend präsentiert und anschließend durch Ulf Paulsen als typisch englischem, modernen Generalmajor geistvoll makaber gesteigert. Die beiden kurzen "Country Gardens" und "Sheperd's Hey" des Amerikaners Percy Grainger beflügelten die Musiker zu Höchstleistungen und brillantem Klang. Was wäre britische Musik ohne die Beatles? Ein Medley mit einigen Kultmelodien in orchestralem Gewand gab darauf zwar keine Antwort, zeigte aber, was man aus diesen Hits machen kann. Sabine Noack war im "Memory song" aus dem Musical "Cats" noch einmal zu erleben. Sie gestaltete ihren Part sehr emotional und machte die Abnutzungserscheinungen dieses Liedes kurzzeitig vergessen.

Ähnlich strapaziert wird der "Pomp & Circumstance" Marsch Nr.1 von Edward Elgar, der nie fehlt und hier sogar zweimal, temperamentvoll und im Trio "Land of hope and glory" wirklich pathetisch musiziert und letztlich mit Ovationen honoriert wurde.