Überraschung unter der Erde Mosigkauer Schloß saniert: Überraschung für Archäologen

Dessau - Die Pfeiler, die den Ehrenhof im Schloss Mosigkau begrenzen, sind abgetragen. Der Grund lag auf der Hand, denn die Anlage im Hof des Schlosses Mosigkau war nicht nur optisch marode, weil seit Jahren der Putz bröckelte. Auch hatten die Pfeiler durch ungenügende Gründung und durch Wind und Wetter teils eine gefährliche Neigung erreicht, deshalb handelte die Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung.
Der Ehrenhof des Schlosses Mosigkau erhält eine neue Einfriedung. Anfangs war geplant, die historischen Steine der Pfeiler, die die Eisengitter tragen, zu bergen und mit ihnen die Pfeiler neu aufzumauern, erklärt Robert Hartmann. Doch auf den Restaurator und Sachgebietsleiter Baudenkmalpflege der Kulturstiftung wartete beim Rückbau eine Überraschung.
„Wir haben festgestellt, dass die Steine der Pfeiler von Zementmörtel zusammengehalten werden. Auch handelt es sich um keine Mauersteine aus barocken Zeiten.“ Hartmann vermutet, die Anlage wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erneuert. Um 1920 bis 1930 könnte das gewesen sein. Aufzeichnungen im Archiv des Adeligen Fräuleinstifts zu Mosigkau geben darüber keine eindeutigen Aussagen. Es ist eine neue Erkenntnis, die Bauforscher während der Sanierung gewonnen haben.
Wenn die Kulturstiftung baut und damit Eingriffe ins Erdreich verbunden sind, dann sind sehr häufig auch Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie mit dabei. Sie haben in Mosigkau zwei barocke Pfeilerfundamente geborgen. Nach ersten Auswertungen aus Untersuchungen des Erdreichs drumherum wurde festgestellt, dass Mosigkau schon zur Bronzezeit besiedelt war.
Das unterstreichen die wenigen Funde, die die Fachleute geborgen haben. Aus der frisch gestochenen Erdgrube konnten Archäologen auch „lesen“, dass das Gelände einst um rund einen halben Meter aufgeschüttet wurde. Das geschah vermutlich im Zuge des Schlossbaus zwischen 1752 und 1757.
Zehn Jahre vor Beginn des Baus einer Sommerresidenz hatte Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (der Alte Dessauer) für seine damals 27-jährige Lieblingstochter das in Mosigkau gelegene Stubenrauch'sche Gut (heute Schlosspark Mosigkau) erworben. Die jährliche Apanage in Höhe von 15 000 Talern, die Anna Wilhelmine nach dem Tod ihres Vaters bekam, mögen sie zu den Bauplänen in Mosigkau bewogen haben. Der Ehrenhof des Schlosses wurde durch bekrönte Pfeiler und Ziergitter begrenzt.
Vor dem Abriss der Pfeiler vor wenigen Wochen wurden die teils originalen Vasen geborgen. Sie werden momentan in den Dessauer Steinmetzwerkstätten saniert und kommen nach Ende der Bauzeit wieder an ihre angestammten Plätze. Nur eines wird sich laut Hartmann mit Fertigstellung der Baumaßnahme ändern: Bislang zeigten sich die Anlagen von Schloss Mosigkau in ockergelb.
Das heißt Schloss samt dem beiden Kavalierhäusern einschließlich der momentan zu erneuernden Begrenzung des Ehrenhofs hatten die gleiche Farbe. Aktuelle restauratorische Untersuchungen haben ergeben, dass die gesamte Schlossanlage in Weiß gehalten war. Gefunden wurde der originale Farbton in Putzproben an einigen geschützten Bereichen. Der Bauherr hat sich auf dieser Grundlage entschieden, die Pfeiler in dem alten Farbton zu gestalten. Auch sollen schrittweise die Gebäude in warmem Weiß geputzt werden.
Gegenwärtig ist das Fundament für die neue Begrenzung gesetzt. Es besteht aus Bewehrungsstahl und Zement. Kürzlich hievte ein Kran neue Pfeiler in die Anlage. Die Baumaßnahme soll bis zum Wintereinbruch beendet werden. (mz)