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Mordfall Yangjie Li Mordfall Yangjie Li in Dessau: Ermittler hoffen auf Handy der toten Chinesin

Von Ralf Böhme 12.08.2016, 16:30
Yangjie Li stammte aus der ostchinesischen Provinz Henan.
Yangjie Li stammte aus der ostchinesischen Provinz Henan. Privat

Dessau-Rosslau - Drei Monate nach der Tat gibt es im Mordfall Yangjie Li noch keine Anklage. Im Visier der Ermittler stehen weiter ein 21-jähriger Mann aus Dessau und dessen 20-jährige Lebensgefährtin. Beide Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft, schweigen bisher aber zu den Vorwürfen.

Die Polizei setzt ihre Hoffnungen nun auf das verschwundene Mobiltelefon der Chinesin. Mit neuesten elektronischen Hilfsmitteln wollen die Ermittler das Gerät, das man  in der Dessauer Innenstadt vermutet, aufspüren. Zu technischen Details der Suche ist momentan nichts zu erfahren. Denkbar ist aber der Einsatz von Peilprogrammen und von speziell ausgerüsteten Drohnen, die jeweils 50 Quadratmeter große Flächen elektronisch abtasten. Neben Verbindungsdaten, so ein Ermittler, geht es auch um Fotos aus der fraglichen Zeit.  Damit könnten  Lücken in der Indizienkette geschlossen werden.

Nach bisherigen Untersuchungen der Polizei wurde  das Telefon von Yangjie Li noch kurz vor ihrem Tod   benutzt. Sollte die Telefon-Suche  erfolgreich verlaufen, gilt  eine kurzfristige Anklageerhebung als höchstwahrscheinlich.  Aber auch so ist Oberstaatsanwalt Klaus Tewes, der Beauftragte des Generalstaatsanwaltes, mit dem erreichten Ermittlungsstand zufrieden. 

„Im Moment halte ich es für nicht ausgeschlossen,  dass eine Entscheidung darüber, wie es weiter geht,  Anfang September fällt.“ Anhaltspunkte für eine verminderte Zurechnungsfähigkeit der  beiden Beschuldigten, die ein Gerichtsverfahren immer noch in Frage  stellen können,   gibt es  nach seiner Kenntnis nicht.    

Obwohl die Tatverdächtigen schweigen, füllen  die Untersuchungsergebnisse  bereits mehrere tausend Seiten, abgelegt in fast 30 Ordnern.  Ermittler sehen  die  Wahrscheinlichkeit einer Entlassung aus dem Gefängnis    fast  bei Null. Die  Verteidigung verzichtete bislang, einen gerichtlichen Termin zur  Haftprüfung zu beantragen.  Den Justizbehörden zufolge  besteht gegen das Paar ein mehrfach erhärteter, dringender Tatverdacht.  Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft  deutet vieles  darauf hin, dass  die  damals 25-jährige Yangjie Li  in eine Wohnung  gelockt und dann aus sexuellen Motiven  umgebracht wurde.

Der verdächtige Mann hatte sich  im Mai nach der öffentlichen Ankündigung einer  DNA-Untersuchung bei der  Polizei gemeldet, dann  allerdings während der  Vernehmung in Widersprüche verstrickt.         Auch von seiner Partnerin, einer Mutter von zwei Kindern, kam  nichts Entlastendes.  Sollte seine DNA an der Leiche gefunden werden,   so hatte der Verdächtige damals gegenüber der Polizei behauptet, würde sie   vom einvernehmlichen Sex mit Yangjie Li herrühren.  Die Staatsanwaltschaft hatte von dieser Einlassung die Presse informiert und damit eine Welle der Empörung ausgelöst.

Große Trauer und Anteilnahme in Dessau-Roßlau. Auf dem Marktplatz gab es Ende Juni ein stilles Gedenken an Yangjie Li.
Große Trauer und Anteilnahme in Dessau-Roßlau. Auf dem Marktplatz gab es Ende Juni ein stilles Gedenken an Yangjie Li.
Archiv/Sebastian