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Mord an Stewardess Mord an Stewardess aus Dessau: Urteil im Stalking-Prozess steht noch aus - Petition gestartet

19.10.2020, 12:14
Der Angeklagte Patrick S. soll eine 23-Jährige gestalkt und getötet haben.
Der Angeklagte Patrick S. soll eine 23-Jährige gestalkt und getötet haben. Max Hunger

Hannover - Im Prozess um die in Hannover ermordete 23-jährige Stewardess aus Dessau ist noch kein Ende in Sicht. Eigentlich hätten am Montag und Dienstag dieser Woche die letzten Verhandlungstage stattfinden sollen.

„Es sollen am Montag noch eine Sachverständige und am Dienstag drei Polizisten aussagen“, erklärt Gerichtssprecher Dr. Dominik Thalmann auf MZ-Nachfrage. „Wie lang die Verhandlung noch dauern wird, lässt sich aktuell schwer sagen.“

Ein echtes Geständnis von Patrick S. gebe es laut Thalmann auch weiterhin nicht: „Vor Gericht hat er sich bislang nicht zur Tat geäußert“, er solle nur gegenüber eines Sachverständigen Details zur Tat eingeräumt haben.

Über zwei Jahre dauerten die Stalking-Attacken von Patrick S.

Der Prozess gegen Patrick S. aus Dessau hatte im Juli begonnen. Der 35-Jährige hatte laut Anklage seinem späteren Opfer - der 23-jährigen Stewardess Sophie N. - über mehrere Jahre nachgestellt, bevor er ihr am 11. Januar im Badezimmer ihrer Wohnung in Hannover aufgelauert und sie mit einem Klappmesser erstochen haben soll. Außerdem soll er ihr mehrmals ins Gesicht geschlagen und sie mit einem Elektroschocker und Pfefferspray gequält haben. Beide kannten sich aus Dessau.

Im Laufe des Prozesses war durch Schilderungen der Eltern von Sophie N. deutlich geworden, wie lange Patrick S. ihrer Tochter nachgestellt haben muss und dadurch auch immer wieder das Familienleben belastet hat. Über zwei Jahre dauerten die Stalking-Attacken. So klingelte es nachts regelmäßig an der Wohnungstür der Mutter, ohne dass jemand zu sehen war, in Sozialen Netzwerken tauchten gefälschte Profile von Sophie N. auf und nach einem Discobesuch waren plötzlich zwei Reifen am Fahrzeug der jungen Dessauerin platt. Die Polizei konnte der Familie meist nicht helfen.

Freunde und Arbeitskollegen fordern in Petition härteres Vorgehen gegen Stalker

Vor einer Woche haben deswegen Freunde und Arbeitskollegen von Sophie N. eine Petition gestartet, in der sie für die Polizei mehr Ressourcen fordern, um Stalker besser verfolgen und bestrafen zu können: „Wenn die Polizei oder eine andere staatliche Instanz Maßnahmen ergriffen oder die Anzeigen gegen Unbekannt besser verfolgt hätte, wäre Sophie vielleicht noch hier“, heißt es in dem Aufruf, der inzwischen schon über 2.600 Unterstützer gefunden hat. „Dadurch, dass der Täter […]  keine Konsequenzen oder Bestrafungen oder Belehrungen oder irgendwas anderes erfahren hat, konnte er seine Taten durchführen.“ Für die Initiatoren ist klar:  „Wir wollen dafür kämpfen und einstehen, dass kein anderer Mensch, diese furchtbaren Dinge noch einmal erleben muss, wie sie es musste.“

Zudem wird in der Petition, die nach Abschluss an den Deutschen Bundestag übergeben werden soll, für mehr Beratungsstellen geworben, an die sich Stalking-Opfer wenden können, um das Erlebte zu verarbeiten. (mz)