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Mit 13 Lebensregeln in das Erwachsen-Werden geschickt

Von CARLA HANUS 29.03.2009, 16:34

DESSAU/MZ. - 76 Jugendliche des Walter-Gropius-Gymnasiums und der Ganztagsschule "Zoberberg" erlebten am Sonnabend die erste Jugendweihe-Feier des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Interessenvereinigung Jugendweihe im Anhaltischen Theater.

Da es der Auftakt für 2009 war, war die Dessau-Roßlauer Geschäftsstellenleiterin Susanne Bettführ vorab mindestens ebenso aufgeregt wie die Jugendlichen. "Es ist jedes Jahr ein neues Programm, diesmal haben wir aber auch neue Akteure auf der Bühne", begründete sie ihr Lampenfieber. "Und eine Generalprobe hier im Theater gibt es nicht." Alle Beteiligten würden deshalb ihre Beiträge separat einstudieren und erst zur ersten Feier zusammenführen.

Davon war am Sonnabend aber nichts zu spüren. Die Auftritte fügten sich problemlos aneinander und so in ein jugendlich festliches Konzept mit Gesang, Spiel und Tanz. Bastian Berzau und Michael Baumgart von der Theatergruppe des Gropius-Gymnasiums boten Sketche aus der Schule, konkret aus dem Biologie- und dem Ethikunterricht.

Die Tanzgruppe "No Rookies" der Tanzschule Günther begeisterte die Jugendlichen mit ihren temporeichen Choreographien und die Dessauer Band "Max Mustermann" spielte aktuelle Titel aus ihrem Live-Programm. Zeilen wie "ein neuer Anfang ist gemacht", "ich weiß jetzt was ich tu" und "ich werd mein Leben neu riskiern" dürften die jungen wie älteren Erwachsenen nachdenklich gestimmt und ein wenig erahnen lassen, dass sich wenn sicher auch nicht in diesen anderthalb Stunden, so doch in diesem Lebensalter auch ein neue Verantwortung für den eigenen Weg ergibt.

Eine Zukunft voller Chancen liege vor ihnen, sagte Oberbürgermeister Klemens Koschig in seiner Festansprache. Unendlich viele und ungeahnte Möglichkeiten würden sich ihnen eröffnen, sie müssten sie jedoch entdecken, ergreifen und nutzen. Wie sie das tun könnten, dafür berief sich der Oberbürgermeister auf Benjamin Franklin, den Erfinder und einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Koschig gab den Jugendlichen 13 Lebensregeln Franklins mit auf den Weg. Verbunden mit der Lebenserfahrung und -weisheit Franklins, sich niemals zu verzetteln und zu viel auf die Schultern zu laden. Auch Franklin habe sich, so Koschig, nämlich von seinen Lebensregeln immer nur eine für jeweils eine Woche in den Mittelpunkt seines Bestrebens gesetzt und nach 13 Wochen wieder von vorn begonnen.

Maß halten, Schweigsamkeit, Ordnungsliebe, Entschlossenheit, Genügsamkeit, Fleiß, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Sauberkeit, Ruhe, Ausgeglichenheit und Bescheidenheit zählte Koschig auf, um mit einem mahnenden Lächeln einzuräumen, dass diese Regeln auch so manchem Politiker gut zu Gesicht stehen würden.

Aber der Oberbürgermeister hatte noch einen Satz parat, den er als Lebenseinstellung genial findet: "Nobody is perfect", zitierte er aus dem Film "Manche mögen's heiß", der vor 50 Jahren in die Kinos gekommen war. Diese Reaktion des Verehrers Osgood auf das Geständnis Daphnes, dass sie ein Mann und keine Frau sei, sei geprägt von Toleranz, Optimismus und Lebensfreude, begeisterte sich Koschig

"Wer sich so dem Leben nähert, wird sich nicht umhauen lassen", meinte der Oberbürgermeister und forderte die Jugendlichen auf: "Lasst euch dieses Leben durch nichts und niemanden vermiesen."

Und an diesem Tag ihrer Jugendweihe schon gar nicht, schienen die Jugendlichen dann auf der Bühne zu demonstrieren. Festlich gekleidet in langen und knielangen schulterfreien Kleidern oder in dunklen Kostümen, in Anzügen mit Krawatte oder mit Weste über dem weißen Hemd nahmen die Mädchen und Jungen, manchmal etwas verlegen lächelnd, die Glückwünsche des Festredners samt Urkunde, Buch und Rose entgegen und bekamen noch einmal einen Spruch mit auf den Weg ins Erwachsenen-Dasein. Die Moderatorin der Feier, Marie-Luise Bettführ, legte den Hauptpersonen des Tages solche Zitate ans Herz wie "Eltern sind die Klingen, an denen die Kinder ihre Zähne schärfen" oder "Jeder junge Mensch macht früher oder später die Entdeckung, dass auch Eltern gelegentlich Recht haben können". Nicken bei denen, die schon länger erwachsen sind.

Während im Theatersaal Sängerin Ela Kutschbauch abschließend mit "Jugendliebe" bei den Eltern Erinnerungen weckte und auch in den jungen Erwachsenen aufmerksame Zuhörer fand, während im Foyer schon das "Fotostudio" aufgebaut war, standen vor dem Theater schon die ersten der 84 Jugendweiheteilnehmer mit ihren Familien, die der zweiten Feier des Tages entgegensahen, die für sie etwas Einmaliges bleiben wird.