Mehrzweckhalle Griebo Mehrzweckhalle Griebo: Von roten Neuseeländern und blauen Wienern
Griebo/MZ. - Doch auch Kaninchenrassen unterliegen gewissen Moden. "Zu DDR-Zeiten war so ein Prachtexemplar bares Geld wert", weiß Züchter Horst Hilgenhoff , "aber heute sind die Riesen nicht mehr so gefragt." "Zumal man auf dem Platz, den man für einen Riesen braucht, locker vier bis fünf Zwerge halten kann", ergänzt Jeanette Müller. "Und weil die Halter immer weniger Platz haben, sind viele große Rassen von Züchtern inzwischen schon verzwergt worden."
Hilgenhoff und Müller gehören zum Rassekaninchenverein G21 Coswig und Umgebung, beide sorgen, zusammen mit vielen anderen Helfern dafür, dass die Veranstaltung, die zugleich Kreisschau für Anhalt-Zerbst ist, reibungslos abläuft. 420 Tiere werden diesmal gezeigt. Die Präsentation zeugt von einer beeindruckenden Vielfalt der Rassen, Formen und Schläge. Neben den deutschen Riesen sorgen rote Neuseeländer und blaue Wiener, englische Schecken und schwarz-weiße Holländer, Japaner und Thüringer für eine bunte Mischung sowie für internationales Flair.
Die Thüringer haben es Jeanette Müller angetan. Schon als Kind hat die Frau aus Griebo beim Großvater Kaninchen gefüttert, inzwischen züchtet sie selbst und kann diesmal den Landesverbandsehrenpreis mit nach Hause nehmen. Die beiden Kinder Kevin und Kesrin sind ebenfalls von der Leidenschaft für Kaninchen angesteckt. Der 13-jährige Kevin ist mit seiner Sammlung grauer Farbenzwerge erfolgreich, die vier Tiere erreichen 386,5 von 400 möglichen Punkten. Noch bevor die Schau zu Ende gegangen ist, haben sich auch schon Käufer für seine Tiere gefunden.
Kesrin hingegen hat sich auf Lohkaninchen schwarz spezialisiert und diesmal einen Preis für die beste Häsin errungen. Mit ihrer Rassewahl steht sie indes in direkter familiärer Konkurrenz zu Vater Hardy Müller.
Der Mann mit dem Hasenohrstecker ist, wie könnte es anders sein, auch Kaninchenzüchter und Leiter der diesjährigen Ausstellung. Doch bei allem Wettstreit untereinander, in der Schrankwand daheim stehen alle Pokale und Medaillen friedlich nebeneinander. Auch der diesjährige Kreispokal bleibt in der Nähe, denn diesmal haben die Coswiger die Nase vorn.
Nicht nur Züchter, auch Halter gehören indes zu den Besuchern der Schau an diesem Wochenende. Wolfgang und Carola Schulz lugen neugierig in die Käfige auf der Suche nach einem neuen Exemplar für zu Hause. "Wir haben selbst Kaninchen, aber ab und zu muss man mal einen anderen Schlag reinbringen", so Wolfgang Schulze. Beim prüfenden Blick ist Carola Schulz dafür zuständig, die passende Größe für die Pfanne herauszufinden. Der deutsche Riese ist für sie eindeutig zu groß. Mit dem Leben davonkommen wird das Prachtexemplar trotzdem nicht.
"Der wandert in die Wurst", weiß Jeanette Müller. Sein Züchter Siegfried Pendziwiat habe nämlich einen Schwiegersohn aus dem Elsass und dort gelte die "Schwartewurst" mit ihrer Mischung aus Schweine- und Kaninchenfleisch als ausgesprochene Delikatesse.