Kurt-Weill-Gesellschaft in Dessau Kurt-Weill-Gesellschaft in Dessau: Neubau einer Synagoge

Dessau - Die Kurt-Weill-Gesellschaft hat ihr Versprechen gehalten: Nachdem sie der jüdischen Gemeinde im vergangenen Jahr eine „Projektstudie Neubau eine Synagoge in Dessau“ geschenkt hatte, wurden zum Auftakt des diesjährigen Kurt-Weill-Festes der Entwurf und das Modell für einen Neubau vorgestellt.
Neue Synagoge in der Kantorstraße?
Mit dem Projekt beauftragt worden war Alfred Jacoby, der eine Professur für Architektur an der Hochschule Anhalt inne hat und seit dem Jahr 2000 zugleich Direktor des dortigen Institute of Architecture ist. Mit ihm konnte ein wahrer Fachmann gewonnen werden, denn er baute bereits mehre Synagogen in Deutschland, den USA und in Schweden. Geht es nach seinen Ideen, könnte die Synagoge genau dort gebaut werden, wo bereits die alte Synagoge gestanden hat und wo die jüdische Gemeinde derzeit ihren Sitz hat: in der Kantorstraße, unmittelbar am Kantorhaus, das selbst funktional in den Neubau integriert werden soll.
Anders als in anderen Städten sei man in der vorteilhaften Lage, dass man über den Standort nicht mehr nachdenken und diskutieren müsste, betont Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft. Im jüdischen Glauben bleibt ein Ort, der einmal heilig war, für immer heilig.
Ein tropfenförmiger Kippelbau
Die Synagoge selbst ist als tropfenförmiger Kuppelbau geplant, deren gläserne Spitze mit einem großen Fenster und hexagonalem Davidsternmuster nach Jerusalem zeigt. Auf zwei höhenmäßig etwas abgesetzten Niveaus finden im Innenraum gut 100 Personen Platz.
Zudem soll ein Gemeindezentrum entstehen. Dieses besteht in erster Linie aus einer Mehrzweckhalle mit Platz für rund 200 Personen. An sie angeschlossen ist eine koschere Küche. Die Halle dient der jüdischen Gemeinde als Festsaal, ist aber auch als Veranstaltungsraum für die Stadt Dessau gedacht. Verbunden werden Synagoge und Veranstaltungshalle durch ein Eingangsfoyer mit innenliegendem Hof. Das Ensemble soll außerdem ausreichend Platz für Rabbinerbüro und das Vorstandszimmer des Gemeinderats bieten.
Kosten von rund 2,5 Millionen Euro
Die Kosten belaufen sich nach Berechnungen des Architekten auf rund 2,5 Millionen Euro. Vom Prunkvollen der alten Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten abgebrannt worden ist, und auch von der Idee, den einstigen Bau wieder aufzubauen, hat sich Jacoby schnell entfernt. Beides sei aus finanziellen Gründen nicht möglich, letzteres, weil man die Geschichte nicht zurückdrehen könne, betont Jacobi und Markworth stimmt ihm zu. Jacoby beschreibt seinen Entwurf als „effektvoll, aber nicht zu teuer“. Die Synagoge selbst werde ein „heller, freundlicher Raum, in den man gerne reingeht“.
Markworth erinnerte daran, dass dieses Projekt unter Vorbehalt in Auftrag gegeben wurde und zunächst einmal aufzeigen solle, was gebraucht, sinnvoll und möglich ist. Schließlich wollen auch die 2,5 Millionen Euro erst einmal gestemmt werden. Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) zeigte sich angetan, konnte für die Finanzierung jedoch keine Zusage machen, da dies Sache des Stadtrates ist. Er versicherte aber, sich dort für den Plan stark zu machen.
Kurt-Weil-Gesellschaft macht sich stark
Wenn etwas so konkret auf dem Tisch liegt, entfalte es eine ganz andere Kraft. Außerdem stellte er in Aussicht, dass das Grundstück in der Kantorstraße - das städtisches Eigentum ist, aber vermutlich während der Nazizeit enteignet worden war - „relativ schnell“ wieder zurückübereignet werden könne. Die Kurt-Weill-Gesellschaft wird sich weiterhin für das Projekt stark machen. „Dessau stünde eine neue Synagoge auf jeden Fall gut an“, betonte Markworth. „Sie wäre ein Zeichen für Toleranz.“ (mz)
