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Kritik am Umweltbundesamt Kritik am Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau: Job für Franziska Kersten als Berliner Friedensangebot

Von Hagen Eichler 19.09.2019, 10:00
Franziska Kersten steht offenbar vor einem Karrieresprung.
Franziska Kersten steht offenbar vor einem Karrieresprung. Susie Knoll

Magdeburg - Ein Bewerber aus Ostdeutschland sollte es werden, das war der Wunsch von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für den Chefposten des Umweltbundesamts in Dessau-Roßlau. Dazu kam es nicht. Jetzt aber könnte die Großbehörde zumindest in der zweiten Führungsebene ein Gesicht aus der Region bekommen: Nach MZ-Informationen steht Franziska Kersten vor der Berufung zur Vizepräsidentin. Die Tiermedizinerin mit SPD-Parteibuch leitet derzeit die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt.

Das für die Auswahl zuständige Bundesumweltministerium will die Personalie weder bestätigen noch dementieren. Auch Kersten selbst möchte sich nicht äußern. Nach MZ-Informationen ist die Entscheidung jedoch gefallen. Sie wäre eine Art Friedensangebot aus Berlin.

Die CDU hat schon Wünsche

Denn nicht nur Ministerpräsident Haseloff hat sich darüber beklagt, die Bundeseinrichtung sei in Dessau-Roßlau zu wenig präsent. Der Wittenberger Bundestagsabgeordnete Sepp Müller (CDU), zu dessen Wahlkreis Dessau-Roßlau gehört, zeigte sich denn auch angetan von der Entwicklung.

„Ich freue mich, dass es eine Sachsen-Anhalterin und eine Frau wird“, sagte er am Mittwoch. Von Kersten erwartet er, dass das Amt in der Region wirklich ankomme. Konkret müsse sie Personal und Veranstaltungen aus Berlin nach Dessau-Roßlau holen. „Das würde die Stadt sehr beleben und auch auf die ganze Region ausstrahlen“, hofft Müller. „Da muss sie dann auch liefern.“

Seit 2005 hat das 1974 gegründete Umweltbundesamt seinen Hauptsitz in der anhaltischen Stadt. Nach Behördenangaben arbeiten dort knapp 1.000 Mitarbeiter, weitere 600 sind auf zwölf weitere Standorte verteilt. Die Landesregierung hatte große Hoffnungen, dass die Behördenansiedlung die Stadt voranbringt.

Amtschefin Maria Krautzberger in der Kritik

Es ging um gut bezahlte Arbeitsplätze, neue Einwohner und Steuereinnahmen. Das aber habe sich so nicht erfüllt, rügte Ministerpräsident Haseloff zu Jahresbeginn. „Ich glaube, dass wir hier politisch nachfassen müssen“, sagte er dem MDR.

In der Kritik steht insbesondere die Amtschefin Maria Krautzberger, die sich nach Auffassung von Kritikern zu selten am Hauptsitz ihrer Behörde zeigte. Als der Bundestagsabgeordnete Müller per Online-Petition forderte, die Präsidentin möge an mindestens zwei Tagen pro Woche in Dessau-Roßlau arbeiten, reagierte sie verständnislos. „Es gehört nicht zu den vorrangigen Aufgaben der Präsidentin des UBA, eine bestimmte Zahl von Wochentagen an einem bestimmten Ort zu arbeiten“, antwortete sie Müller. Krautzberger lehnte es auch ab, Pressekonferenzen statt in Berlin in Dessau-Roßlau abzuhalten, wie Müller es forderte. Die „wichtigen großen Medien“ seien nun einmal in der Hauptstadt, beschied sie den Abgeordneten.

Franziska Kersten ist Wittenbergerin

Am 1. Januar 2020 übernimmt der Nachhaltigkeitsforscher Dirk Messner die Leitung der Behörde. Wo er den Großteil seiner Arbeitszeit verbringt, ist noch offen. Mit Kersten hätte er eine Stellvertreterin, die in Sachsen-Anhalt fest verwurzelt ist. Die 50-Jährige wurde in Wittenberg geboren und wuchs ganz in der Nähe in der Kleinstadt Pretzsch auf. Viele Jahre lebte sie in Belgien, 2014 begann die promovierte Tierärztin und Tierseuchenspezialistin im damaligen Landwirtschaftsministerium.

Vom Posten einer Referatsleiterin wechselte sie im Februar dieses Jahres als Geschäftsführerin zur Landgesellschaft, die vor allem Agrarflächen vermarktet. Kerstens Familienwohnsitz liegt in einem Altmarkdorf mit weniger als 200 Einwohnern. Seit langem ist sie für die SPD aktiv. Ohne Erfolg hatte sie 2016 für den Landtag und 2017 für den Bundestag kandidiert. Zu ihren wichtigsten politischen Zielen zählte sie damals, Arbeitsplätze auf dem Land zu sichern und die Abwanderung zu bekämpfen. (mz)