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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Wolf hinterlässt Spuren bei Vockerode

Von Markus Wagner 27.08.2013, 08:19
Anfang Februar gelang dem Landesamt für Umweltschutz das Foto von einem Wolf bei Göritz im Fläming.
Anfang Februar gelang dem Landesamt für Umweltschutz das Foto von einem Wolf bei Göritz im Fläming. Archiv Lizenz

Vockerode/MZ - Ein Wolf jetzt auf der linken Elbseite? Die Hinweise, dass mindestens ein Exemplar irgendwo zwischen Oranienbaumer Heide, Vockerode und Biosphärenreservat Spuren hinterlassen hat, verdichten sich. In der Heide sind mutmaßliche Pfotenabdrücke eines Wolfs gefunden worden, derzeit wird eine Fäkalienprobe genetisch untersucht, und Bisswunden an gerissenen Schafen deuten auf einen Wolf als Täter hin. Aber: „Wir haben noch keine klaren Beweise“, sagt Andreas Berbig von der Referenzstelle Wolf in der Biosphärenreservatsverwaltung. Dennoch.

Bisse deuten auf einen Wolf

Was sicher ist: Vor rund drei Wochen hat der Kakauer Schäfer Norbert Kislinger insgesamt zehn seiner 400 Elternschafe verloren. „In einer Nacht waren es gleich acht“, sagt Kislinger - bis auf einem war allen die Kehle durchgebissen worden. „Hunde tun so etwas nicht“, sagt Kislinger, der sofort „beim Wolfsbeauftragten“ angerufen hat. Anfangs wollte der eine Wolfsattacke „nicht ausschließen“, inzwischen sprechen die Bisswunden dafür. Und zwar so sehr , dass Kislinger einen Antrag auf Schadensersatz stellen kann. Damit enden die Gewissheiten allerdings schon, Berbig will nach wie vor nicht „zu 100 Prozent“ sagen, dass ein Wolf in der Gegend war. Die Betonung liegt auf „war“, denn ob sich das nächste Rudel im Kreis Wittenberg nach einem in der Annaburger Heide und bei Göritz gebildet hat, ist nicht zu sagen.

„Genießen Sie den Augenblick“, rät eine Broschüre aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Anblick sei eine Seltenheit, die unbedingt gemeldet werden soll. Habe man Bedenken und das Tier entferne sich nicht nach einiger Zeit, helfe Rufen oder Bewegungen. Die Tiere musterten Menschen oft einige Sekunden und verschwänden dann - aber keineswegs panisch.

Elektronetze, Lappenzäune oder Herdenschutzhunde. Es gibt eine Palette an Schutzmaßnahmen gegen Wölfe, um sie vom Reißen von Nutztieren abzuhalten. Beratung bietet die Referenzstelle Wolfsschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe an.

Telefon: Zu erreichen ist die Stelle unter Tel.: 039321/5 18 32 . In dringenden Fällen 01738221752.

„Theoretisch könnte das auch ein Wolf aus dem Fläming sein“, sagt Berbig. Dass Schäfer Kislingers Tiere allerdings in drei Nächten heimgesucht worden sind, spricht eher dagegen. Wölfe seien zwar sehr mobil, durchschwämmen auch Flüsse wie die Elbe. Dass er es aber dreimal in so kurzer Zeit tue, lässt Berbig zweifeln. Zweifel könnte es auch noch eine ganze Weile geben. „Wölfe nachzuweisen ist eine äußerst schwierige Sache“, sagt Martin Trost, Dezernent für Tierartenschutz beim Landesamt für Umweltschutz. Das fängt schon bei den Vorbereitungen an.

Bis man im Wörlitzer Winkel an intensivere Nachforschungen denken kann, werde es noch eine Weile dauern, sagt der Mann, der im Land für „Monitoring und Management Großraubtiere“ zuständig ist. Es sei auch eine Geldfrage, Fotofallen aufzustellen. „Und selbst wenn, muss es nicht schnelle Ergebnisse geben“, so Trost. „Die Suche kann eine ganze Weile ins Leere gehen.“ Zumal das Gebiet ja nicht klein ist.

Die Schafe stehen in Vockerode, Spuren hat man aber auch in der Oranienbaumer Heide gefunden. „Erste Meldungen von Wolfsspuren von den Bundesförstern gab es schon vor einem Jahr“, sagt Trost. Weil die aber auch einen freilaufenden Schäferhund gesehen hatten, habe man auf weitere Hinweise gewartet. Inzwischen habe man ein „Losung“ sichergestellt und lässt sie genetisch auswerten.

„Man muss sich drauf einstellen“

Selbst bei einem positiven Befund bleibt aber die Frage, ob es ein durchziehender Wolf gewesen ist oder der Gründer eines neuen Reviers. Für Schäfer Kislinger macht das allerdings keinen Unterschied. „Man muss sich jetzt darauf einstellen“, sagt er. Ein paar Drähte als Zaun helfen da nicht, es sollte schon ein mindestens 90 Zentimeter hohes Netz sein, besonders sorgfältig aufgestellt. Kislinger bringt seine Schafe jetzt lieber in den Stall. Das Umherziehen hat er schon aufgegeben, „aber schon vor dem Vorfall und nicht wegen dem Wolf“, betont Kislinger. Doch auch so bedeutet ein Wolf in der Nachbarschaft „mehr Arbeit“. Die Sorgen nimmt Kislinger das nicht. „Ich habe ja auch noch Mutterkühe.“