«König Lear» «König Lear»: Lachen über die Tragödie
Bernburg/MZ. - Als Narr begegnet er dem Bösen in der Welt mit einem Lachen. Der Schauspieler nimmt der klassischen Vorlage das Grauen, doch nicht die Würde. Mit seiner Inszenierung wandelt er das Drama zur Tragikomödie: Es darf gelacht werden über die Verräter und die Intriganten, über menschliche Schwäche in jeder Form.
Selbst in größtem Unglück ist dafür Raum, den ja auch Shakespeare selbst in seinen Stücken schuf und den nun Lafrenz weidlich nutzt. Zwar lässt der 48-Jährige das Versmaß des verehrten Dichters weitgehend auf der Strecke, aber in den berührendsten poetischen Momenten blitzt es dann hervor.
"'s ist Fluch der Zeit, dass Tolle Blinde führen!", zitiert er Shakespeare, wenn er als geblendeter Graf Gloster von seinem Sohn, der sich als Irrer vor Verfolgung schützt und so auch vom Vater nicht erkannt wird, zu den Klippen von Dover geführt wird - die auf der Bühne nur ein kleiner Stein sind, über den der Alte stolpert.
Das ist Lafrenz: Augenzwinkernd, aber nicht respektlos führt er sein Publikum durch die Geschichte, die er allein erzählt und doch den Eindruck erweckt, es stünde ein ganzes Ensemble auf der Bühne. Mit großer Präsenz und spürbarer Lust am Spiel schlüpft er von einer Rolle in die nächste, agiert inmitten sparsamster Requisiten.
Improvisation gehört zum Konzept. Ebenso wie die Einbeziehung der Zuschauer, die für Fanfaren und Wellenrauschen zuständig sind: "Schließt die Augen und genießt das Meer in Bernburg!"
"König Lear" ist die fünfte Shakespeare-Bearbeitung des Freiburgers, der sich ausschließlich mit dem englischen Dichter befasst. Stets unternimmt er dabei eine leichtfüßige Gratwanderung zwischen der Komplexität der klassischen Vorlagen und der aufs Wesentliche konzentrierten Form seiner Adaptionen. Die wecken nicht nur beim Publikum Lust auf mehr Lafrenz, sondern auch bei manchem Nicht-Kenner Neugier aufs Original. Shakespeare würde es freuen.
Die nächste Vorstellung mit Bernd Lafrenz in Bernburg gibt es im Juni 2004. Dann ist er mit der Inszenierung "Der Sturm" zu Gast, die im Jahr 2001 in Freiburg Premiere feierte. Wer so lange nicht warten will: Lafrenz gastiert am 22. Juni in Goslar und am 23. Juni in Wernigerode. Nähere Infos gibt es unter www.lafrenz.de