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Klubhaus Görzig Klubhaus Görzig: Heimstatt für die Vereine

Von Helmt Dawal 23.03.2003, 17:34

Görzig/MZ. - Paul Stammwitz, der die Görziger Geschichte wie seine eigene Westentasche kennt, war gern der Bitte nachgekommen, etwas zur Historie des Hauses zu sagen. Es hat, so der Gemeinderat, viele Namen getragen, die sich immer an die jeweilige Zeit anlehnten - "Reichskanzler", "Adler" und zuletzt Klubhaus. 1920 wurde das Haus zu einem großen Lokal mit Saal umgebaut, nach dem zweiten Weltkrieg bezogen Flüchtlinge darin Wohnungen. Und 1965, als die DDR in Görzig den "Tag des Rundfunks" feierte, wurde das Gebäude aus diesem Anlass wieder verändert und mit Küche und Sozialtrakt ergänzt.

"Nach der Wende setzte ein rasanter Verfall ein, das Haus wurde nicht mehr gelüftet und beheizt, zum Teil drohte es einzustürzen", erinnerte Stammwitz an die jüngste Vergangenheit. 1998 wurde die Gemeinde Eigentümer, reiften erste Pläne, wieder eine Begegnungsstätte für das Dorf zu schaffen. Denn Görzig hatte einst drei Säle, von denen nur noch der im verfallenden Kulturhaus geblieben war. "Als es hieß, hier soll etwas entstehen, habe ich zunächst mit dem Kopf geschüttelt. Diese Ruine aufzubauen, das wird wohl unsere Kräfte übersteigen", schilderte Stammwitz seine ganz persönlichen Bedenken. Die er offenbar nicht allein hatte, denn als die Planungen zur Umgestaltung des Hauses vorgelegt wurden, habe es dazu im Gemeinderat und dem Arbeitskreis für die Dorferneuerung eine "lebhafte und kontroverse Diskussion" gegeben.

Letztlich wurde man sich einig, bekam im Herbst 2001 die Baugenehmigung und vom Amt für Landwirtschaft die beantragten Fördermittel. In drei Abschnitten erfolgte die Rekonstruktion, unter anderem mit Hilfe einer Vergabe-ABM, über die 25 arbeitslose Menschen zumindest eine zeitweilige Beschäftigung fanden.

Paul Stammwitz dankte im Namen des Gemeinderates allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben. Und damit sich niemand benachteiligt fühlte, ging er diplomatisch vor und nannte die Beteiligten in alphabetischer Reihenfolge. Besonders würdigte er das Engagement von Bürgermeister Eckehardt Kniestedt, ohne dessen Hartnäckigkeit aus dem Projekt wohl nichts geworden wäre.

Das Haus, so Stammwitz, sei von den Görzigern mit großem Zuspruch angenommen worden und werde künftig Heimstatt für die Vereine des Ortes und für die Bürger sein. Wie zu erfahren war, fanden hier bereits eine Märchenstunde für die Kinder und eine Silvesterparty statt, jeweils in vollbesetztem Saal. Nur mit einem Punkt konnte sich Stammwitz bisher nicht anfreunden und wird es wohl auch nicht können - mit der offiziellen Bezeichnung "Sozio-kulturelles Zentrum". Ein "furchtbarer Name", befand er, und niemand habe ihm bisher eine exakte Definition dafür geben können. "Ich sage einfach Klubhaus dazu", meinte Stammwitz. Und die Görziger werden es ihm wohl gleichtun.