Klinikum Bernburg Klinikum Bernburg: «Ich weiß jetzt nicht, wohin»
Bernburg/MZ. - In ihrer kleinen Wohnung hat Christa Baschlebe das Telefon immer griffbereit. Ein Leben ohne Schmerzen kennt die 70-jährige Bernburgerin nicht mehr, seitdem sie zwei Schlaganfälle hatte, die ihre Spinalnerven schädigten.
Bei sengender Hitze wie in diesen Tagen geht es Frau Baschlebe besonders schlimm. Da breitet sich der Schmerz im Rücken auf die Beine aus. Nur mit sehr viel Mühe kann die Seniorin einen Fuß vor den anderen setzen, um vom Bett zum Fenster zu kommen.
Hilfe fand die Bernburgerin bisher bei der Schmerzambulanz im Bernburger Klinikum. Alle 14 Tage geht sie am Nachmittag dorthin, um sich eine Spritze in den Kopf oder in den Rücken zu holen. "Das hilft mir unwahrscheinlich", ist Frau Baschlebe überzeugt.
Die Schmerzambulanz bezeichnet sie als die Stelle, an der ihr geholfen wird. Zuvor hatte die Bernburgerin schon vieles probiert, um die Schmerzen zu lindern. So sei sie von einem Facharzt zum anderen gewandert, versuchte bei ihrer Hausärztin, die Schmerzen in der Wirbelsäule mit Akupunktur zu lindern. Doch die Fahrten nach Ilberstedt habe die Krankenkasse abgelehnt. So war Frau Baschlebe froh, mit der Schmerzklinik die richtige Adresse gefunden zu haben.
Doch hier hörte sie jetzt die Hiobsbotschaft, dass die Leistungen der Ambulanz eingeschränkt werden sollen. "Ich weiß nicht, wohin ich dann soll", reagiert die Bernburgerin verzweifelt. "So geht es mir nicht allein." Frau Baschlebe kennt Patienten, die aus Merseburg oder Hettstedt in die Schmerzambulanz am Klinikum kommen.
Krankenhausdirektor Peter Löbus bestätigt, dass der Zulassungsaussschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt den Bernburger Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Prof. Walied Abdulla, mit Wirkung vom 1. Juli nur zur Versorgung chronischer Schmerzpatienten mit inplantierbaren Schmerzpumpen und Kathederlegungen ermächtigt habe. "Das", so wertet Löbus, "bedeutet eine Einschränkung der Leistungen."
Erlaubt sei nur die invasive Schmerztherapie, die mit Eingriffen in den Körper verbunden ist. Die konservative Schmerztherapie mit Medikamenten und Spritzen soll das Klinikum dagegen den niedergelassenen Ärzten überlassen. "Dieser Teil", so sagt der Verwaltungsdirektor, "macht jedoch 75 Prozent der Patienten aus."
Deshalb habe Löbus den Widerspruch des Professors unterstützt. "Viele Patienten", so erklärt er, "sind verunsichert." Bis sie zu den Mitarbeitern im Klinikum gefunden hätten, haben sie eine Odyssee hinter sich.
Daneben seien Löbus im Verfahrenweg des Berufungsausschusses einige Ungereimtheiten aufgefallen. Da verweist der Ausschuss beispielsweise darauf, dass "die Leistungen der so genannten allgemeinen Schmerztherapie zahlreich von verschiedenen Fachgruppen im Landkreis Bernburg erbracht" würden. Löbus und Abdulla hingegen ist nur ein Schmerztherapeut bekannt. Schließlich habe der Ausschuss sogar behauptet, dass der Bernburger Professor keine Zusatzbezeichnung für die spezielle Schmerztherapie habe. Die Urkunden hatte Abdulla seinem Widerspruch beigefügt.
Jetzt ist auch dieser in Magdeburg abgelehnt worden. Die Mehrzahl der Patienten, die abgewiesen werden sollen, weiß nicht, wie es weiter geht.