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Kirchengemeinde St. Nicolai Kirchengemeinde St. Nicolai: Räuberlager in der Kirche

Von Stefanie Hommers 22.12.2003, 19:54

Coswig/MZ. - Die Kirchenschätze sind indes sicher vor den räuberischen Gelüsten der kleinen Schar, denn der "Räuber Horificus" ist der Titel eines musikalischen Singspiels, das Friederike Grötzsch zusammen mit dem Kinderchor der Gemeinden Coswig und Wörpen eingeübt hat und das am Sonntag Nachmittag unter den Augen staunender Kinder und schmunzelnder Erwachsener in St. Nicolai zur Aufführung kommt.

Die Idee, die Räuberbande in die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem einzuschmuggeln, stammt von ihr selbst. "Ich wollte gern etwas machen, was nicht traditionelles Krippenspiel ist und auch all die anspricht, die nicht zur Gemeinde gehören", erklärt die Frau des Pfarrers.

So kommt es, dass die Bande um den Stall mit der Krippe schleicht, um auszukundschaften, ob es hier nicht irgend etwas zu holen gibt. An Weihrauch und Myrrhe scheinen die Räuber indes wenig interessiert, das Gold ruft schon eher Begehrlichkeiten hervor; singend fordert der Räuberhauptmann in lebhaftem Rhythmus: "Doch ich bin der Horificus, gefürchtet weit und breit, gebt diese Kiste Gold heraus, sonst seid ihr nicht gescheit."

Maria und Joseph lassen sich davon allerdings wenig beeindrucken: "Seid leise, denn es schläft das Kind auf Heu und Stroh im Krippelein und draußen weht der Wind", lautet die sanftmütige musikalische Antwort.

Nicht die erst seit Kurzem wieder in Betrieb genommene Orgel untermalt den fröhlichen Gesang der Kinderstimmen. "Das hätte nicht zur Geschichte gepasst", findet Friederike Grötzsch. Statt dessen begleiten Nadja Karlikowski am Klavier und Sarah Paeschke am Schlagzeug die jungen Sänger.

Unterstützt wurden sie bei der Vorbereitung von ihren Lehrerinnen der Coswiger Musikschule. Dass am Ende alles gut ausgeht, versteht sich fast von selbst. Angerührt vom Lächeln des Kindes in der Krippe, wandeln sich die Räuber vom marodierenden Haufen zur schützenden Begleittruppe auf dem weiteren Weg der Heiligen Familie, denn selbst der wilde Horificus spürt, dass dieses Kind etwas ganz besonderes ist.

Und auch im wahren Leben ist der Boss der Räuberbande alles andere als ein finsterer Typ. "Das hat einfach ganz doll Spaß gemacht", bekennt der 12-jährige Jonas Bahlmann mit einnehmendem Lächeln, "ich singe nämlich sehr gern."

Der Rest der Räuberbande versucht derweil, doch noch an ein paar Groschen zu kommen. Mit ihren Hüten stehen die Kinder an den Ausgängen der Kirche und sammeln für die Gemeinde. Reichlich Applaus für ihr Spiel haben sie da schon eingeheimst.

Nur Annkathrin lässt das ganze Theater völlig ungerührt. Friedlich verschläft sie den größten Teil der Aufführung und interessiert sich wenig für das andere Kind in der Krippe. Böse kann ihr deswegen niemand sein - schließlich ist das Baby erst fünf Wochen alt.