Kinderklinik in Dessau Kinderklinik in Dessau: Aufklärung für den Tag X

Dessau/MZ - Da liegt er nun, der Elch, intubiert und narkotisiert, wartend, dass sein entzündeter Blinddarm endlich entfernt wird. Bastian Huhn, Oberarzt der Chirurgie am Städtischen Klinikum in Alten, schreitet zur Tat, setzt einen kleinen Schnitt mit dem Skalpell, führt eine Kamera durch die Bauchdecke ein und holt fachmännisch mit diversem Operationsbesteck den entzündeten Blinddarm raus. „Das ist heute alles minimalinvasiv. Da bleiben kaum Narben zurück“, betont der Chirurg den vielen Zuschauern. Zuschauer? Ja. Kinder, Eltern und Großeltern waren am Sonnabend zum Tag des Kinderkrankenhauses gekommen, um den Ärzten über die Schulter zu schauen, um so etwas die Angst vor dem Krankenhaus zu nehmen.
Die Dessauer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Klinikum in Alten gehört zu den modernsten Schwerpunktkrankenhäusern im Land. Vor Ort ist eine intensivmedizinische Betreuung möglich.
Zudem stehen der Station auf Kinder spezialisierte Fachärzte unter anderem in kardiologischen, gastroenterologischen oder neurologischen Fragen zur Verfügung. Bei Problemlagen leisten zusätzlich Kinder- und Jugendpsychiater sowie -psychologen Hilfestellung.
Jeden Mittwoch sorgen in der Klinik die Klinikclowns für Unterhaltung. Bei Bedarf können auch Eltern im Klinikum übernachten, um die stationäre Behandlung ihrer Kinder zu begleiten. Mit verschiedenen Programmen wie „Halt“ gegen Alkoholmissbrauch, „Frühe Hilfe“ - Lösungen für Eltern in Problemlagen sowie „Gut drauf“ - ganzheitliche Ansätze für gesunde Ernährung und Entspannung, engagiert sich die Dessauer Kinderklinik mit lokalen Partnern in der gesundheitlichen Prävention.
Der Elch ist nur ein Spielkamerad aus Plüsch. Der Operationssaal ist ein Ultraschallraum der Station für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Klinikum. Das Operationsbesteck wird auch bei tatsächlichen Operationen so verwendet. Am Sonnabend simuliert Huhn allerdings nur einen Eingriff. Wer wollte, der konnte allerdings auf einem Monitor die Aufzeichnung einer tatsächlichen Blinddarm-Operation bei einem Menschen verfolgen. „Für Kinder ist solch eine Vorführung sicherlich in erster Linie nur spannend. Den Eltern gibt es Informationen. Oft ist man ja im Unklaren, was mit dem Kind im OP-Saal passiert“, hofft der Elch-Chirurg auf eine vertrauensbildende Maßnahme.
Viele Familien kamen am Sonnabend zum traditionellen Tag des Kinderkrankenhauses auf das Gelände rund um die Kinder- und Jugendstation in Alten. In einem Inkubator, wo sonst Frühchen versorgt werden, machten es sich Puppen bequem. Puppendoktoren führten Sprechstunden durch. Ein Animationsprogramm mit Klinik-Clown, Bogenschießen, der Präsentation eines Krankenwagens, Geschicklichkeitsspielen und eine Löschübung mit der Freiwilligen Feuerwehr Alten sorgten zusätzlich für viel Abwechslung.
#bimage
„Hier können Kinder und Jugendliche in ganz entspannter Atmosphäre die Schwestern, Ärzte und die Station einmal kennenlernen - bevor es wehtut“, erklärt Uwe Mathony, der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Städtischen Klinikum, die Philosophie des Tags. Schon manch kleiner Patient, der zum Tag des Kinderkrankenhauses zu Besuch war, verhalte sich später ganz anders, wenn eine stationäre Aufnahme notwendig werde, hat Mathony beobachtet. Immerhin, so schätzt der Chefarzt, sei jeder zweite junge Mensch bis 18 Jahren mindestens einmal Patient der Kinder- und Jugendstation. Sei es nach einen Knochenbruch, mit einer Blinddarm-OP, einer Infektionskrankheit, Erkrankung der Atemwege oder Magen-Darm-Krankheiten. Gründe gibt es genug. „Die Bandbreite, die wir behandeln, ist groß“, erläutert Mathony. „Für viele Krankheitsbilder, ausgenommen die Krebserkrankungen, die in Uni-Kliniken behandelt werden, haben wir auf Kinder spezialisierte Fachärzte.“
In jedem Jahr werden in Dessau im Schnitt 2500 Patienten vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen unter 18 Jahren auf der Station behandelt. „Wir sind technisch und personell sehr gut ausgestattet“, hebt der Chefarzt hervor. Selbstverständlich ist das nicht. Bundesweit werden immer mehr Kinder- und Jugendstationen aus Kostengründen geschlossen. In Sachsen-Anhalt hat sich beispielsweise die Zahl der Kinderkliniken in den letzten 25 Jahren von 39 auf 19 reduziert. Die Nachfrage blieb aber trotz des Bevölkerungsrückgangs konstant. „Für die Genesung der Kinder und Jugendlichen ist eine auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmte Arbeit auf einer eigenen Station sehr wichtig“, sagt Mathony, wünscht sich aber zugleich, dass durch gesundheitliche Prävention doch mancher stationäre Aufenthalt vermieden wird.


