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Kein Sturm aufs Rathaus Kein Sturm aufs Rathaus: Was die Corona-Lage für Karnevals-Vereine in Dessau-Roßlau bedeutet

Von Heidi Thiemann 06.11.2020, 08:49
Ein Spaß für Kinder und Erwachsene war jedes Jahr die Schlüsseleroberung am Roßlauer Rathaus. Doch diesmal bleibt es ruhig am 11.11., fällt die öffentlichkeitswirksame Aktion des RKC ins Wasser.
Ein Spaß für Kinder und Erwachsene war jedes Jahr die Schlüsseleroberung am Roßlauer Rathaus. Doch diesmal bleibt es ruhig am 11.11., fällt die öffentlichkeitswirksame Aktion des RKC ins Wasser. Heidi Thiemann

Dessau-Roßlau - „Roßlau hinein!“ - auf diesen Schlachtruf werden die Roßlauer am 11.11. vergebens warten. Der Sturm aufs Rathaus wurde abgeblasen.

Vergangene Woche noch hatte der Roßlauer Karnevalsclub (RKC) gehofft, wie in jedem Jahr mit einem pfiffigen Einfall die Rathausschlüssel zu erobern, sagt RKC-Präsident Mario Güth. Eine Veranstaltung im Saal war „aus bekannten Gründen“ ohnehin nicht geplant, alles sollte nur Open Air gefeiert werden.

„Wir hatten Hoffnung, da in Dessau-Roßlau die Corona-Lage relativ ruhig ist.“ Doch nun haben die Corona-Verordnungen einen Riegel davor geschoben. Abgesagt ist damit auch die Inthronisierung des Prinzenpaares, die wie in jedem Jahr ebenfalls am Rathaus gefeiert werden sollte.

Weder Training noch öffentliche Veranstaltungen können durchgeführt werden

Die Kostüme für das Erwachsenen- und das Kinderprinzenpaar sind fertig. Ob und wann die Paare in der 55. Session ihr Amt antreten können, ist ungewiss. „Sie hatten sich darauf gefreut“, erklärt der Präsident, dass es für die Paare als Alternative eine Verlängerung in der nächsten Session geben wird.

Doch vorerst bleibt es ruhig bei den Jecken: weder Training noch öffentliche Veranstaltungen können durchgeführt werden. Abendveranstaltungen im nächsten Jahr seien aus jetziger Sicht illusorisch. „Wir müssen sehen, wie sich alles entwickelt“, sagt Güth. „Wir würden gerne etwas tun.“

Um trotzdem den Kopf nicht hängen zu lassen und wenigstens etwas in Karnevalsstimmung zu kommen, hat Güths Tochter Bianca, die Beisitzer im RKC-Vorstand ist, Mitglieder, Sponsoren, Freunde und Fans auf Facebook aufgerufen, Fotos einzuschicken: „Wir wollen eure Lieblingsmomente beim Roßlauer Karneval Club sehen.“ Gepostet werden sollen die Fotos in dem sozialen Netzwerk.

Auch bei anderen Karnevalvereinen in der Stadt sind Absagen an der Tagesordnung

Auch bei anderen Karnevalvereinen in der Stadt sind Absagen an der Tagesordnung. Die Eröffnung mit der Prinzenkürung in diesem Jahr sowie alle öffentlichen Veranstaltungen im nächsten Jahr fallen beim Mitteldeutschen Carneval Club (MCC) aus. „Die neuste Verordnung erlaubt es uns leider nicht, gemeinsam zu tanzen, zu singen oder fröhlich zu sein, wie das beim Karneval nun mal so ist“, hat MCC-Präsident Stephan Adomeit auf Facebook mitgeteilt. Alle sollten gesund bleiben, wünscht er, „damit wir uns dann bald wieder sehen können. Warum nicht mal im Sommer? Irgendwie ist doch alles anders, oder?“

Den Trainingsbetrieb bis auf weiteres eingestellt hat auch der Waldeser Carneval Club. Abgesagt, so WCC-Präsident Rolf Rätzer, wurden „die Eröffnung der 48. Session und der Regimentsappell im November sowie sämtliche Saalveranstaltungen“.

2021 wird es keinen Karnevalsumzug durch Dessau-Roßlau geben. Das hatte bereits im Oktober das Festkomitee Dessauer Karneval nach Gesprächen mit dem Pandemiestab der Stadt mitgeteilt.

Nicht abgesichert werden könnten bei dem Umzug, der tausende Gäste anzieht, dass sich Teilnehmer oder Besucher mit dem Corona-Virus anstecken könnten. Der 24. Umzug im nächsten Jahr werde in die Geschichte wohl als der „Umzug zum Vergessen“ eingehen, sagte Klaus Böttcher, Präsident des Festkomitees. Die Hoffnung liegt nun auf dem 25. Umzug 2022.

Dessauer Karnevalsgesellschaft Gelb/Rot von 1954 will Hoffnung noch nicht aufgeben

Ein „Kappen auf“ am 11.11.? „Wird es nicht geben. Höchstens allein vor dem Spiegel.“ Auch ein neues Prinzenpaar gibt es nicht. Das alte sei weiterhin im Dienst. Rätzer hofft, dass es bis Aschermittwoch wenigstens möglich wird, eine interne Veranstaltung durchzuführen, „damit sich vor allem unsere Kinder und Jugendlichen zeigen können“. Ansonsten lebe der WCC nach dem Motto der neuen Session: „So wie es kommt, so wird es genommen.“

Die Hoffnung auf ihre 67. Session immer noch nicht aufgeben will die Erste Große und älteste Dessauer Karnevalsgesellschaft Gelb/Rot von 1954. „Warten wir doch erstmal den Monat ab“, sagt Präsident Rene Kranhold. Den Auftakt am 11.11. werden die Jecken „höchstwahrscheinlich gemeinschaftlich online begehen“, erzählt er, dass es vielleicht auch erstmals eine Online-Prinzenkürung gibt. „Wir suchen intensiv nach Möglichkeiten Karneval zu feiern, Machbares zu machen und dabei den verordneten Dingen Rechnung zu tragen.“ (mz)